Majesty 2 - The Fantasy Kingdom Simulator
Reich das Land, das Helden kauft
Habt ihr schon mal von Majesty gehört? Falls nicht, seid ihr nicht allein, aber wir sind wohl nicht allzu viele. Eine Menge Leute liebten (und lieben) das kleine Spiel um den Aufbau eines Fantasy-Königreiches. Warum? Ich denke, weil man endlich mal nicht in einem Echtzeitstrategiespiel das Gefühl hat, dass drei Hände, vier Mäuse und noch mehr Monitore eine echte Hilfe wären!
Majestys Nachfolger, Majesty 2 - The Fantasy Kingdom Simulator, lässt es ruhiger angehen. Ihr startet mit einem kleinen Schlösschen und müsst euch auf einer übersichtlich großen Karte gegen Riesenratten, Schurken, Drachen, Vampire und Schlimmeres durchsetzen. Für eine erste Verteidigungslinie sorgen Wachtürme, die aber lediglich zur Sicherung der unmittelbaren Umgebung dienen. Die wirklichen Kämpfer, die ausziehen, um das Land zu befrieden, holt ihr aus den Gilden der Bogenschützen, Diebe, Krieger, Kleriker und einiger anderer. Und die Gilden schicken kein Kanonenfutter, sie schicken Helden.
Zugegeben, luschige Helden auf Level 1 und steuern könnt ihr sie auch nicht direkt. Stattdessen entscheiden die Retter der Nation selber, um was sie sich kümmern und ohne monetäre Anreize machen sie am liebsten beinahe gar nichts. Also müsst ihr Ziele, die entweder angegriffen werden sollen, oder Punkte, die der Verteidigung bedürfen, durch kleine Marker mit einem Preisschild versehen. „Wer diesen Untotenhort aushebt, sammelt 500 Goldstücke.“ „Tausend Gold für den Helden, der diese Karawane sicher nach Hause führt.“ Und so weiter, auf praktisch alles lässt sich eine Belohnung aussetzen.
Nach der Höhe dieser richtet sich dann auch die Motivation der Helden. Gefährliche Missionen für wenig Geld locken kaum. Auch wird sich ein bewährter und hochstufiger Krieger nicht mit Kleingeld motivieren lassen, sondern lieber warten, bis ihr den Preis hochsetzt oder sich etwas anders ergibt. Die Balance wurde gut getroffen und an keiner Stelle habt ihr das Gefühl, dass sich die Helden zu billig verkaufen oder euch zu lange hängen lassen, nur um den Preis zu treiben.
Auch der Schwierigkeitsgrad passt sich im Laufe der Zeit sehr gut an. Am Anfang könnt ihr nicht verlieren, das ändert sich aber schnell, sobald nach ein paar Karten die Monster deutlich aggressiver eure Stadt belagern und nur die durchaus veritable KI der Helden dafür sorgt, dass das Ende nicht zu früh kommt. Einige Karten laufen in den ersten Runden zwar ein wenig nach Trial&Error ab, was aber zum Glück nur selten im Versagen enden muss. Majesty 2 gelingt die gute Balance zwischen Herausforderung und Fairness.
Das große Problem besteht eher darin, dass Majesty 2 dieses Konzept ein wenig zu eingleisig fährt. Baut ein paar Gilden, lasst die Helden ein wenig die unmittelbare Umgebung sichern und kümmert euch dann um die eigentliche Aufgabe der Karte. Die dann auch darauf hinausläuft, ein Preisschild hinzusetzen und zu gucken, wie die Helden es denn reißen. Praktisch jede der 16 Kampagnen-Karten arbeitet dieses Konzept durch und auch den acht freien Karten fällt nicht wesentlich mehr ein. Und selbst die Ranglisten-Multiplayermatches spielen sich sehr vergleichbar.
Einen Ausgleich für die Einmütigkeit des Missionsablaufs bieten die zahlreichen Ausbaumöglichkeiten von Stadt und Held. Erstere funktioniert sehr einfach. Euer Königreich scheint keine laufenden Kosten zu produzieren, Geld fließt und so setzt ihr fröhlich Erweiterungen an die Gilden, baut kleine Kneipen, Schmieden und ein paar weitere generische Dinge, die sich dann hübsch einfügen. Helden werden mit neuen Fertigkeiten ausgestattet, steigen von Kriegern zu Paladinen und von Zauberpfuschern zu Todesmagiern auf.
Damit solche wichtigen Streiter nicht gleich sterben, dürft ihr sie wiederbeleben und den besten der Runde dann sogar zum Lord befördern. Solchermaßen Geehrte lassen sich dann in besonders teuren Gilden rekrutieren. Es bleibt also was und jede Karte steht nicht ganz für sich. Wenigstens etwas, denn die Geschichte windet sich erschreckend dünn dahin und vor allem humorlos. Dumm nur, dass das Spiel doch dabei so gerne lustig wäre.
Es bleibt harmlos, der Witz steckt in den wenigen Zeilen der Pseudorahmenhandlung und versandet nicht nur, sondern verschwindet meist gleich ganz. Die platten Anspielungen lassen sich verschmerzen, es tut nicht weh und zum Glück entschädigen der Charme der Optik, der wunderschön klischeelastige Soundtrack und eine ebenso unauffällige wie effiziente Steuerung mehr als angemessen für ein paar missratene Zeilen.
Majesty 2 gehört zu diesen kleinen, aber feinen Spielchen, für die man liebend gern ein paar lange Abende opfert und die man danach nie wieder groß anguckt. Was am Anfang unglaublich motiviert – das indirekte Lenken der tapferen Helden, der Ausbau der Stadt und das Erkunden der Welt – verläuft sich irgendwann in der weiten Welt der Routine. Bis es soweit ist, vergeht eine Weile, in der sich auch Echtzeitfeinde wie ich gut amüsieren und eben nicht möglichst schnell mit der Maus Ameisen sortieren müssen, sondern in relativer Ruhe überlegen, wie man Probleme mit Helden lösen kann. Es ist ein gutes Konzept mit viel Potenzial für die Zukunft und man kann hoffen, dass der Entwickler 1C:Ino-Co auf dem soliden Fundament von Majesty 2 aufbaut, um das Optimum aus diesem sehr netten Helden-Manager zu holen.
Majesty 2 - The Fantasy Kingdom Simulator gibt es ab sofort fast überall dort, wo sich PC-Spiele finden. Und dort nur für den PC. Konsolenkonvertierungen sind nicht zu erwarten.