Mandalorian Season 3 Folge 5: Ein altes Star Wars Problem kehrt zurück – aber die Mandos zeigen, was sie können
Hat denn niemand Uhren oder Kalender im Star-Wars-Universum?
Spoiler zur fünften Folge von Star Wars The Mandalorian. Kommt zurück, wenn ihr sie gesehen habt, und diskutiert mit uns.
Da wären wir auch schon wieder in der Mitte der Staffel. Und was soll ich sagen? Die Achterbahnfahrt zwischen Provinz-Handpuppentheater und erstaunlich kinoreifer Sci-Fi-Action für zwischendurch setzt sich in Folge fünf fort, die mir diesmal wieder – im Rahmen der Möglichkeiten – ganz gut gefallen hat. Auch wenn ich mich frage, wie ver…äppelt sich Din Djarin vorkommen muss, dass man auch einfach “beide Wege” wandeln kann. Eine Ehre, die am Schluss der Folge einfach mal Bo-Katan zuteilwird.
Wenn man ein wenig länger darüber nachdenkt, ist die Entscheidung der Waffenmeisterin eigentlich nicht so dumm. Die Sichtung des Mythosauriers durch eine erwiesenermaßen ehrvolle und respektable Person aus einer der großen Familien als Zeichen für und Aufruf zum Wiederaufbau der Kultur zu begreifen, zeugt von einer Räson, die ich dieser Serie nicht zugetraut hätte. Schließlich dürfte Bo-Katan mit Dauerhelm Schwierigkeiten haben, alle Stämme Mandalores hinter sich zu vereinen. Das ist eigentlich ganz smart – ich wünschte nur, diese Serie wäre besser darin, solche Plotpunkte vernünftig zu präsentieren. Rüber kam es nämlich irgendwie gar nicht gut.
Ansonsten wurde mir zu Beginn mal wieder ein schweres Star-Wars-Problem schmerzhaft bewusst. Nein, ich meine nicht die Tatsache, dass die stadtplanerischen Überlegungen Greef Kargas kaum tiefschürfender sind als die meines fünfjährigen Sohnes (wer schreibt solche Szenen? Und hat in dieser Serie überhaupt mal jemand einen Satz gesagt, der nicht nur das Offensichtliche unterstrich?). Nein, das echte Problem hat mit Zeit zu tun. Sie spielt einfach keine Rolle in diesen Geschichten. Wie viele Stunden, Tage, Wochen vergehen zwischen Kargas Notruf und dessen Eingang bei Carson Teva, oder der Ankunft dieses X-Wing-Piloten auf Coruscant? Die Zeit drängt immerhin – Bomben regnen!
Star Wars gibt sich immer Mühe, Distanzen zu betonen. Es spricht vom “Outer Rim” oder darüber, dass jemand “ganz schön weit weg von Zuhause” ist. Aber ohne Verortung auf der Zeitachse fühlt man sich seltsam losgelöst vom Geschehen und verspürt keinerlei Dringlichkeit. Timing, ein Gefühl für Abläufe, die über “dann passiert dies und danach das, bevor jenes geschah” hinausgeht, ist für eine gute Geschichte unabdingbar. Kurzum: reißt euch mal am Riemen, liebe Autoren! So schwer kann es wirklich nicht sein, mal einen Statisten “wir fliehen nun schon seit Tagen vor den Piraten, wann kommt endlich Hilfe?” sagen zu lassen. Oder könnte sich Teva nicht mal aufregen, dass er “12 Stunden umsonst geflogen” ist?
Gut, das Gefühl für Dringlichkeit ist sowieso spätestens dahin, sobald Apollo Creed nach der Flucht aus der belagerten Stadt vor weniger als 50 Leuten eine “Bürger von Nevarro”-Ansprache hält. War wirklich kein CG-Budget mehr übrig für ein paar virtuelle Geflüchtete-Pappaufsteller im Hintergrund, die signalisieren, dass hier mehr auf dem Spiel steht als eine Handvoll Leute? Alles wirkt mickrig, wenig episch – oder passt nicht zu dem Spektakel, das die coole Piratenfregatte über dem tyrannisierten Ort abbrennt.
Trotzdem gab es zum Glück auch einiges Gutes an dieser Folge, auch wenn ich besser nicht über die Logik nachdenke, mit der zwei Jäger ein Großkampfschiff samt Abfängjäger-Rotte aufmischen. Die Action, als die Mandalorianer Nevarro zu Hilfe eilen, war ordentlich gemacht und – viel wichtiger noch – zeigte diesen Trupp sehr viel fähiger, als letzte Woche bei der unsäglichen Jagd auf einen bereits gerupften Gockel (sind dessen Küken eigentlich mittlerweile in der Suppe gelandet, oder was war deren Schicksal?). Mit der Akzeptanz Bo-Katans als rechtmäßige Anführerin Mandalores, Tevas Entdeckung des Shuttles, das Moff Gideon transportierte, und der angedeuteten Zusammenführung der Handlungsfäden um die Doppelagentin G68 (an dieser Stelle die erneute Aufforderung, bitte Katy O’Brian als Abby in Last of Us Season 2 zu casten!), kommt endlich ein wenig Bewegung in die übergeordnete Handlung, die ich bislang vermisste.
Bisher war diese dritte Staffel ein wenig unentschlossen zwischen fortlaufendem Handlungsstrang und episodenhafter Fall-der-Woche Erzählung und das hat der Serie irgendwie gar nicht gutgetan. Stand Folge 5 waren es hauptsächlich Andeutungen und jetzt, halb durch die Staffel hindurch, entsteht da so langsam etwas. Ich bin nicht sicher, ob mir nicht lieber wäre, wenn man zur Fire-and-forget-Philosophie zurückkehrte, mit der die Serie einst an den Start ging. Zumindest nicht, solange Leute am Steuer sitzen, die offensichtlich nicht so beschlagen darin sind, einen stabilen längeren Handlungsbogen über eine komplette Staffel hinweg zu spannen. Aber ein wenig gespannt bin ich nun doch, wie die Rückkehr von Moff Gideon aussieht, denn von Giancarlo Esposito kann man eigentlich nicht genug bekommen.