Mandalorian Season 3 Folge 6 war nur schwer auszuhalten – trotz schöner Cameos
“Da nennt der Quacta den Stifling schleimig!”
Spoiler zu The Mandalorian Season 3 Episode 6. Damit ihr es nicht schauen müsst.
Ich hegte ja wirklich lange Sympathien für diese Serie. Staffeln eins und zwei überzeugten mich zwar bekanntermaßen nicht durchweg, aber sie gaben mir das erste Mal seit langer, langer Zeit das Gefühl, in Star Wars steckte noch Leben. Die Serie hatte trotz vieler schwacher Episoden eine Menge Tribut bei mir angehäuft – den sie jetzt mit jeder neuen Folge der dritten Staffel ein bisschen mehr verspielt. Ich muss sagen, wären nicht ein paar lichte Momente und nette Cameos dabeigewesen, sie hätte mit Folge vier um den Rang der schlechtesten Mandalorian-Folge überhaupt konkurrieren können.
Wobei ich sagen muss, dass ich die Kleinrollen von Christopher Lloyd ("Doc Brown" oder fast noch wichtiger "Judge Doom" aus Roger Rabbit) und dem grundsympathischen Jack Black dennoch nicht komplett unkritisch sehe. Gerade Letzterer hat einen derart hohen Wiedererkennungswert, dass man beinahe von Stunt-Casting sprechen kann. Seine nicht wegzudenkende “Jack-Blackness” rüttelt kräftig an meinem Eskapismus, meiner Fähigkeit, in dieser fernen Welt zu versinken. Ist aber nicht so schlimm, weil das üble Design des Planeten Plazir das schon komplett verhindert.
Das waren mal wieder harte Prequel-Vibes, wie künstlich und zu allem Überfluss noch zufallsgeneriert das aussah. Die infantile Erzählweise samt Elon-Musk-Shoutout ("Hyperloop") gab dann meinem Urlaub-per-Serie den Rest. Doch der Reihe nach: Zunächst beendet die gestohlene Flotte unter Bo-Katans ehemaligen Untergebenen Axe Woves die Liebesgeschichte zweier miteinander entlaufener Fischwesen. Als ich heute früh aus dem Bett stieg, hatte ich nicht erwartet, nur wenig später einen Mon Calamari mit der Energie einer Sekundarstufe-I-Produktion von Romeo und Julia sagen zu hören, "Wen interessiert schon das Schicksal, ich liebe Dich!". Das war nah dran an den philosophierenden Fischen aus Monty Pythons Sinn des Lebens, war aber wohl nicht lustig gemeint.
Ich weiß, es kommt gern das Argument, diese Serie sei ohnehin nur für Kinder, aber Folge sechs war bisweilen so infantil, dass sie nur schwer auszuhalten war. Einem Helden meiner Kindheit, wie Lloyd, eine Zeile wie "Da nennt der Quacta den Stifling schleimig!" in den Mund zu legen, ist kein netter Zug (möglich, dass es mehr Spaß gemacht hat, das zu spielen, als es zu hören) und überhaupt ging es direkt wieder mit sehr bequemen Story-Einfällen los, beispielsweise der Fernsteuerung von Bo-Katans Raumschiff, als sie und Mando gerade im Begriff waren, ihre Landsleute anzusteuern, die hier gerade ihr Geld als Privatarmee der Regenten verdienen. Und natürlich haben die Autoren vor das Erreichen des Zieles mal wieder eine Nebenquest platziert, die nur diese beiden lösen können:
Die zu Dienern umfunktionierten Kampfdroiden werden den Bewohnern gefährlich. Doch weil die Verfassung von Plazir 15 Militär in der Stadt verbietet, dürfen die Mandalorianischen Beschützer sich des Problems nicht annehmen. Wohl aber die beiden Besucher… weil sie Mandalorianer sind und Waffen zu ihrer Kultur gehören? Die Kopfschmerzen beim Versuch, das zu verstehen, waren nicht von schlechten Eltern.
Egal, jedenfalls macht das, was danach kommt, eine Weile Spaß. Mando beweist bei einer Gruppe Ugnaughts kulturelles Feingefühl und ein Händchen für Diplomatie und in gut einer Viertelstunde Ermittlung dürfen Bo-Katan und Mando ein bisschen rätseln und kämpfen, bis der Schuldige entlarvt ist. Das geht letztlich alles sehr schnell, als hätte der Verantwortliche – Christopher Lloyds Sicherheitschef Helgait – gar nicht erst versucht, seine Spuren zu verwischen. Und selbstverständlich gipfelt es in einer "Ja-ich-war’s", "Ja, schäm’-dich!"-Konfrontation mit den Regenten, der jegliche Gravität fehlt. Aber wie soll man die aus Schund auch erzeugen? Warum Helgait nach Jahrzehnten des treuen Dienstes an der Königin plötzlich das Leben der Bewohner aufs Spiel setzte? Keine Ahnung, er kann Jack Black nicht leiden. Ob euch das als Plan reicht, müsst ihr selbst wissen.
Auf jeden Fall sind alle für einen Moment so bestürzt wie … wie eben die Montague- und Lorenzo-Darsteller in der letzten Szene derselben Sekundarstufe-I-Produktion von Romeo und Julia. Und ich komme mir blöde vor, auch nur eine Sekunde länger über diesen Schmonz nachgedacht zu haben, als er dauerte. Es gibt sogar noch eine zweite steife und unnötige Liebesbekundung, bevor wir endlich wieder zur A-Geschichte zurückkehren dürfen… Mh… vielleicht diskutieren wir die Rangfolge meiner Mando-Season-3 Shitliste doch nochmal aus, denn das war schon übel.
Und das war ja noch nicht einmal das Ende. Schließlich will sich Bo-Katan erneut als Anführerin der Mandalorianer in Position bringen, was natürlich nur über einen Kampf zwischen ihr und Axe Woves geregelt werden kann. Den hätten wir uns freilich auch sparen können, wären alle Beteiligten gleich auf die Idee vom Schluss gekommen, dass Bo längst rechtmäßige Besitzerin des Darksaber ist. Wie ärgerlich ihr es findet, dass der Besitz des Discount-Lichtschwerts als Formalie geregelt wurde, weil Frau Kryze Mando in Folge drei den Allerwertesten gerettet hat, überlasse ich euch. Ich hatte seinerzeit schon darüber gestutzt, aber da die beiden den Besitzwechsel nicht anerkannten, dachte ich mir nichts weiter dabei. Jetzt gereicht dieser Umstand Folge sechs aber zu einem müden Seufzer von einer Enthüllung.
Eine Folge zum Verschlafen also. Immerhin ist der erste Schritt zur Erneuerung Mandalores ist getan. Ich frage mich nur, wohin das alles führen soll, und ob das die Storyline war, auf die im Vorfeld alle gewartet hatten. Ich habe allmählich den Punkt erreicht, an dem ich rapide das Interesse verliere. Schade.