Manic Mechanics: Ich glaube, ich habe meinen neuen Couch-Koop-Favoriten gefunden
Die schottischen Entwickler von 4J Studios geizen nicht mit Updates und neuen Spielmodi.
Ich bin ein großer Fan von Couch-Koop-Spielen und habe schöne Erinnerungen an die ersten gemeinsame Gehversuche als Gamer mit meinen Kindern: Zusammen Klötzchen in den familientauglichen LEGO-Spielen zerdeppern oder Level meistern mit Sackboy oder dem meiner Meinung nach sträflich unterschätzen Knack, das hat einfach Spaß gemacht. Mittlerweile sind die Burschen lieber für sich, aber für einen gemütlichen Spieleabend auf dem Sofa mit Freunden oder Familie bin ich immer zu haben und frisches Couch-Koop-Futter ist immer willkommen.
Obwohl Manic Mechanics schon im Juli letzten Jahres für die Nintendo Switch erschien, ist das kooperative - und mit dem neuen Versus-Modus jetzt auch kompetitive - Fahrzeugreparaturspiel komplett an mir vorbeigegangen. Anlässlich der bereits am 7. März erscheinenden Versionen für PC, PlayStation und Xbox habe ich mich in die wuselige Action gestürzt und gemeinsam mit ein paar Kollegen Autos, UFOs und U-Boote unter Zeitdruck mit neuen Bauteilen ausgestattet.
Das Rad haben dabei die schottischen Entwickler von 4J Studios aus Dundee nicht neu erfunden, sondern setzen bewusst auf die bewährte Formel erfolgreicher Indie-Produktionen wie Overcooked und Moving-Out. Es ist übrigens die erste eigenständige Entwicklung des Studios, das sich seit 2005 ausschließlich mit Konsolenportierungen wie The Elder Scrolls IV: Oblivion, Perfect Dark oder Minecraft beschäftigt. Schmälert die Nähe zu bekanntenGenrevertretern den Spielspaß? Keineswegs: Manic Mechanics hat genug frische Spielmechaniken und einen eigenen Charme, um für mich zu einem Couch-Koop-Favoriten zu werden.
Das Spielprinzip ist schnell erklärt: Bis zu vier Spieler schlüpfen in ihre Overalls und haben die Aufgabe, Fahrzeuge wieder flottzumachen. Auf einem Fließband laufen die benötigten Teile kontinuierlich durch die Fabrikhalle, man schnappt sich Reifen, Motoren, Türen oder Spoiler und bearbeitet sie an Stationen. Ist die Tür lackiert, der Reifen aufgepumpt oder der Motor mit dem Hammer bearbeitet, rennt ihr zu den wartenden Fahrzeugen und baut die Ersatzteile ein. Wird die Zeit knapp, werft ihr auf den letzten Drücker euer Bauteil in Richtung Fahrzeug und sichert euch noch die Punkte.
Klingt einfach, ist es auch. Zumindest zu Beginn der insgesamt 30 Level in den sechs kunterbunten Welten. Aber die Anforderungen werden kniffliger, wenn immer neue Teile hinzukommen und Elektromotoren zuerst mit einer Batterie geladen werden oder in einem Spuk-Level von Geistern besessene Teile erst exorziert werden müssen. Und es kommen weitere Hürden im Arbeitsablauf hinzu. Jedes Bauteil wird an den Arbeitsstationen mit einem Minispiel bearbeitet und ihr müsst mehrfach eine Taste drücken oder einen angezeigten Bereich rechtzeitig treffen.
Das ist zwar nicht schwer, erfordert aber im zunehmend chaotischen Ablauf volle Konzentration, vor allem, wenn mit Abgründen, Lavaströmen und sich bewegenden Kisten weitere Schikanen hinzukommen. Und dann ist da noch der Zeitdruck, denn nur, wenn ihr in der vorgegebenen Zeit genügend Fahrzeuge repariert habt, erreicht ihr die nötige Punktzahl, um das nächste Level in Angriff nehmen zu können. Am Ende erwartet euch ein Bosskampf, bei dem euch ein fieser Gegner das Arbeitsleben schwer macht. Wenn ihr ihn besiegt, erhaltet ihr Zugang zur nächsten Themenwelt der Oktaninsel, in der die Geschichte spielt.
Wenn ihr nicht in den Fabrik-Levels Fahrzeuge wie Autos, Motorräder, Trucks oder UFOs repariert, heizt ihr in kleinen Autos über die Oberwelt und macht euch auf die Suche nach Geheimnissen, die euch neue Outfits für eure Figuren bescheren oder Abkürzungen freischalten. Die Entwickler legen darauf Wert, dass wirklich jeder mitspielen kann. Die Lernkurve verläuft sanft und neue Spielmechaniken werden behutsam eingeführt.
Für Kinder oder ungeübte Spieler, lassen sich in den Einstellungen Hilfen zuschalten, sodass etwa die Minispiele an den Arbeitsstationen automatisch ausgeführt werden. Wenn ihr aber eine Herausforderung sucht und euch nur im totalen Chaos wohlfühlt, dann bekommt ihr das auch. Die Kampagne lässt sich auch alleine bestreiten, aber so richtig Spaß macht es für mich erst, wenn ein effektives Team zusammenarbeitet, bei dem jeder seine Aufgabe erfüllt.
Dazu müsst ihr euch nicht unbedingt persönlich vor dem Bildschirm treffen, sondern könnt euch auch online Mitstreiter suchen. Diese müssen sich allerdings in eurer Freundesliste befinden, ein Matchmaking mit Fremden steht derzeit nicht zur Debatte. Die Entwickler legen Wert auf eine freundliche und friedliche Atmosphäre, die sonst nicht gewährleistet wäre. Da kennen die aber meine Freunde nicht, aber ich verstehe den Gedanken.
Ein ganz dickes Plus ist für mich der neue Versus-Modus, den 4J einführt. In den kommenden Versionen für PC, PlayStation und Xbox ist das „Gegeneinander“ direkt enthalten, die Switch bekommt ein kostenloses Update. Es stehen sechs Versus-Arenen zur Verfügung, eine aus jeder der sechs Themenwelten. Hier teilt ihr euren Trupp auf und spielt entweder ausgeglichen eins gegen eins, zwei gegen zwei oder auch zwei oder drei gegen einen um die höchste Punktzahl. Ganz ehrlich: Das hat mir richtig gute Laune gemacht, zumal man seine Gegner auch über den Haufen rennen oder bereits montierte Teile einfach klauen kann. Schadenfreude ist schließlich die schönste Freude. Wenn ihr immer wieder mal ein paar Stunden Spaß mit Freunden im Koop- oder Versus-Modus haben möchtet, dann liegt ihr mit Manic Mechanics nicht falsch. Für mich ist die wilde Schrauberei eine echte Alternative zu Overcooked und Co.