Mario Kart 7 - Test
Der siebte Sinn
Tatsächlich tut der Serie der Einfluss der amerikanischen Retro Studios ziemlich gut. So kommt mit der Möglichkeit, die Karts individuell aus Chassis, Reifen und Segel zusammenzustellen, ein willkommenes Maß an Flexibilität ins Spiel. Leider wird in Sachen Neuerungen aber nur an der Oberfläche gekratzt, tatsächlich wird man das Gefühl nicht los, dass da in Sachen Komplexität noch viel, viel mehr möglich gewesen wäre.
Da ist beispielsweise die Münz-Sammelei. Pro Kurs könnt ihr maximal zehn Münzen aufsammeln, mit denen ihr dann neue Kart-Bauteile freischaltet. Das ist gut. Leider wurde diese Freischalterei aber ausgesprochen steif und unflexibel gestaltet. Ihr bekommt einfach jedes Mal, wenn ihr 50 Münzen im Säckel habt, ein neues Bauteil. Das war's. Warum wird da nicht ein kleiner, nett aufgemachter Shop implementiert, in dem ihr aussuchen könnt, was ihr denn gerne hättet?
Genauso altbekannt ist die Progression durch das Spiel. Ihr gewinnt einen Cup und schaltet so den nächsten frei. Das gilt ebenso für die neuen Strecken wie für die Neuauflagen früherer Kurse. Auch hier hätte man mit den Münzen mehr anfangen können. Dafür sind von Anfang an alle Hubraumklassen verfügbar, erfahrene Raser müssen sich also nicht durch die ziemlich langsame 50cc-Klasse quälen, um später dann richtig Gas geben zu können.
Ebenfalls interessant ist die neue Cockpit-Perspektive. Auf die wechselt ihr über das Steuerkreuz und bekommt so ein schönes Gefühl für eure tatsächliche Geschwindigkeit und könnt euer Kart dazu noch durch Neigen des 3DS-Systems lenken. Das macht freilich nur Sinn, wenn ihr vorher den 3D-Effekt abgestellt habt, sonst erkennt ihr vor lauter Geisterbildern gleich überhaupt nichts mehr. Zum Glück lässt sich der Cockpit-Modus aber auch per Analogscheibe gut steuern. Der 3D-Effekt selbst ist wieder recht hübsch anzusehen, wertet das Spiel aber keinesfalls in dem Maße auf wie es noch beim herrlichen Super Mario 3D Land der Fall war. Dafür beeindruckt Mario Kart 7 mit einer ausgesprochen sauberen Framerate. Wo frühe Titel wie Dead or Alive: Dimensions noch mit aktiviertem Tiefenblick auf 30 Frames pro Sekunde runterfahren mussten, da läuft Mario Kart in der zweiten und der dritten Dimension in stabilen 60 FPS. Unnötig zu erwähnen, dass das Spielgefühl von solchen Dingen ungemein profitiert.
"Nintendo hat Mario Kart hier nicht neu erfunden, aber wozu auch?"
Darüber, dass die Mehrspieler-Modi geradezu kriminell spaßig sind, müssen wir hier eigentlich kaum noch reden. Egal ob ihr Rennen gegeneinander fahrt oder ob ihr euch die berühmt-berüchtigten Ballon-Duelle liefert, hier erreichen Spielspaß und Schadenfreude ihren Höhepunkt. Die Online-Modi sind ebenfalls gelungen und der Ghost-Austausch per Streetpass verspricht ebenfalls Langlebigkeit.
Was soll man da also drunter schreiben? Das neue Mario Kart ist bis auf wenige Details ausgesprochen konservativ geraten, gleichzeitig aber auch nach wie vor erstklassig spielbar und im Vergleich zum Wii-Vorgänger auch wieder ein ganzes Stück fairer und anspruchsvoller. Die neuen Strecken sind gut geplant, die alten Strecken schön aufbereitet und die Möglichkeit, eure Karts nun selbst zusammenzustellen, ist eine willkommene Ergänzung. Letzten Endes ist es ja doch der Spielspaß, der zählt. Und der stimmt hier wieder auf der ganzen Linie. Nintendo hat Mario Kart hier nicht neu erfunden, aber wozu auch? Das Mario-Kart-Rezept steht seit Jahren schon für Qualität und daran hat sich auch beim nunmehr siebten Teil nichts geändert. Also: Gebt Gas, schnappt euch den nächsten roten Panzer und sonnt euch ein weiteres Mal im wohligen Gefühl von Schadenfreude.
Mario Kart 7 ist ab dem 2. Dezember exklusiv für den Nintendo 3DS erhältlich.