Mario Party: Star Rush - Test
Alle gleichzeitig bitte!
Mario Party ist schon lange nicht mehr der Star und der Rush auf das Spiel war schon lange nicht mehr das, was ein neues Zelda oder "echtes" Mario auslösen kann. Sorry, das dumme Wortspiel musste sein. Aber Mario Party: Star Rush auf dem 3DS mag noch so unscheinbar sein, es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der erste Wendepunkt seit langem in einer gefühlt endlosen Serie - über ein Dutzend Titel - die vorsichtig gesagt eine gewisse Bequemlichkeit im in-sich-selbst-ruhen entwickelt hatte.
Es ist ein fundamentaler Wandel, den das Spiel mitbringt: In allen Teilen zuvor zogen alle Spieler nacheinander. Das gibt es nicht mehr. Jeder würfelt gleichzeitig, danach werden die Züge gleichzeitig geplant und alle Figuren gezogen. Keiner hat mehr als ein paar Sekunden Pause, die Action bleibt im Fluss und gleich im ersten - und umfangreichsten - Modus, der Toad Tour, kommt sogar so etwas wie echte Taktik beim Ziehen dazu. Im Grunde geht es darum, zuerst beim Boss einer der zahlreichen Karten aufzuschlagen und den Kampf zu starten. Noch mehr geht es aber darum, die meisten Sterne zu haben. Und auch wenn der erste, der genau auf dem Boss-Feld landet ein paar Sterne extra holt, kann jemand anders, der Umwege zieht, auf der Karte vielleicht schon mehr Sterne geholt haben.
Das freie Ziehen erlaubt verschiedene Herangehensweisen und der Modus ist clever genug, dass sich auch nach mehreren Runden keine definitive durchsetzen konnte. Ihr müsst einfach offen für den Moment und die Würfelzahlen sein, um dann flexibel zu entscheiden, was zu tun ist. Wie bei einem "echten" guten Brettspiel. Toad-Tour ist ein durchdachter Modus, der aber leicht verbessert werden könnte: Eine Runde wäre deutlich schneller um, wenn Nintendo endlich mal seinen Fetisch des ewigen und zig-fachen Bestätigens von irrelevanten Hilfstexten einfangen könnte. Ja, Spiel, ich weiß, wann ich ziehen muss, danke, mach' einfach weiter!
Es wundert zunächst, dass bei Toad-Tour ausgerechnet der verhasste Pilz so im Vordergrund steht und die anderen Figuren auf die Nebenrolle von Bonus-Gebern reduziert wurden - im Solo-Modus könnt ihr euch übrigens per Amiibo einen davon ins Spiel holen. Bei der Ballonjagd, den nächsten Modus, den ihr freischaltet und der Runde hier zufolge, der wichtigste überhaupt, kommen all die bekannten Nintendo-Gestalten zum Zug und endlich auch die üblichen Mini-Spiele. Während Toad-Tour nur eine Reihe verschiedener Boss-Kampf-Mini-Games durchexerziert, schöpft die Ballonjagd aus dem Vollen. Das Feld ist linearer strukturiert, die Züge schneller und die Minigames zahlreich.
Was diese selbst angeht, es gibt wie immer Highlights - Tortenstücke-Schneiden als Gehirntraining, an Splatoon angelehnte kleine Shootereinlagen - und weniger Unterhaltsames. Das ist leider gut ein Drittel der insgesamt um die 50 Mini-Runden und zwar die, die einen Zeitsprung zurück in die Komplexität eines Atari-2600-Spiels machen. Stick, ein Knopf und eine primitive Reflex-Übung, fertig ist das Spiel. Nun, die Guten sind in der Überzahl und tauchen häufig genug auf, die weniger guten lassen sich schnell überstehen. Es ist eines der soliden Mario Partys, was die Party angeht, vor allem und wie immer im Viererverbund.
Der schnellste Modus dürfte das Münzenrennen sein. Ein recht kleines Brett, schnelle Züge und alles dreht sich um Münzen. Jedes der Mini-Spiele ist eine Münzflut, das Blatt kann sich durch eine gute Ausbeute immer wieder drehen und nach fünf Minuten ist alles vorbei. Ideal für die schnelle Runde zwischendurch. Vor und Zurück ist dagegen eher schwach, zwei Spieler ziehen mit drei Figuren um die Wette und auch wenn da ein wenig Taktik drin steckt, am Ende zählt fast immer nur, ob einem das Würfelglück hold ist.
In die Richtung Rhythmusspiel geht Musikbühne, ein zu viert durchaus spaßiges, wenn auch nicht sonderlich komplexes-Musikspiel, bei dem ihr einfach nur den richtigen Takt tappen müsst. Das Highlight ist sicher die Auswahl der Songs, bei denen keiner der großen Mario-Klassiker fehlt. Deutlich anspruchsvoller, wenn auch wieder nur für zwei Spieler ist Buu Huus Blöcke, ein Dreier-Puzzlespiel, bei dem ihr die Zahlenblöcke schnell genug zu passenden Reihen formen müsst, um sie abzubauen. Das Konzept ist in zig Variationen seit Dr. Mario-Zeiten bekannt, dies hier ist eine der vielen soliden Ausgaben davon. Etwas aus der Art fällt der letzte Modus, der Kletterturm. Ihr erklimmt Block für Block und Etage für Etage - bis zu 500 - einen Turm. Landet ihr auf einem Block, dann leuchtet er so auf, dass ihr daraus ablesen könnt, welche Blöcke um euch herum sicher sind. Wer schon mal Minesweeper gespielt hat, dem wird das sehr vertraut vorkommen, der Rest denkt an Coincentration aus Mario Party DS und ist wahrscheinlich auch jünger als ich. Nichts Besonderes, nichts Neues, aber das heißt nicht, dass man damit nicht ein paar Stunden totschlagen könnte.
Damit steht Kletterturm auch wirklich alleine da, denn nichts vom Rest solltet ihr alleine spielen. Geht natürlich, gerade Toad-Tour, der umfangreichste Modus, lässt euch ordentlich arbeiten, um die KI auf allen Schwierigkeitsgraden zu schlagen. Aber Spaß macht es nicht wirklich. Damit nicht vier Leute neben einem 3DS nicht auch noch alle ein Spiel brauchen, gibt es im E-Shop einen Gäste-Download, der nichts kostet, es euch aber erlaubt alles mitzuspielen, solange auch nur einer in einer lokalen Runde die Vollversion besitzt. Das ist auf jeden Fall die beste denkbare Lösung, denn so habt ihr immer Mitspieler solange ihr Menschen mit einem 3DS oder 2DS kennt und die Nähe des lokalen Modus bringt zumindest den größten Teil des Mario-Party-typischen Coucherlebnisses rüber. Weit besser jedenfalls, als es ein Online-Modus gekonnt hätte. Den es auch nicht gibt.
Und sonst? Nicht viel, so hübsch die 3D-Effekte des Hauptmenüs mit ihrer mysteriösen goldenen Staue in der Mitte auch sind. Aber wenig ist es nicht. Für ein Mario-Party-Spiel. Und das ist Mario Party: Star Rush ohne Frage. Das Aufrütteln des in die Jahre gekommen Rundenziehens war dringend nötig und gelang durchaus anständig für den ersten Versuch, der auf NX weitergeführt werden dürfte. Es ist ein schneller, weitestgehend unkomplizierter und für alle Altersgruppen geeigneter Spaß, der wie alle Marios noch mal ordentlich durch den Charme seiner Protagonisten aufgewertet wird. Dass ihr für eine Viererrunde nur ein Spiel braucht, ist sicher auch ein großer Bonus. Es bleibt in der nun zigsten Auflage die Blaupause, wie das digitale Äquivalent zu einem richtig guten Familienbrettspiel auszusehen hat. Und ja, dank der Neuerungen im Ablauf ist es das beste Mario Party aller Zeiten, das ich euch vor nicht langer Zeit ankündigte.
Natürlich nur, wenn man die nostalgischen Gefühle für das eigene "beste" Mario Party - in meinem Falle von 1999 und auf dem N64 - außen vorlässt. Aber wer kann das schon wirklich?