Mario + Rabbids Sparks of Hope im Test: Ich war skeptisch, aber ich liebe das neue Kampfsystem
Vielleicht einen Tick zu ernsthaft.
Ich habe Mario + Rabbids Kingdom Battle im Jahr 2017 – verdammt, warum hat der Nachfolger eigentlich so lange gebraucht? - wirklich geliebt und tue es heute noch. Nicht nur wegen seines Humors, sondern auch wegen seines XCOM-artigen Kampfsystems. Die perfekte Kombination. Im Vorgänger ging das noch etwas stärker in Richtung 1:1-Kopie, für das neue Mario + Rabbids Sparks of Hope hat Ubisoft bei den Gefechten an einigen Schrauben gedreht. Dinge, die bei mir im Vorfeld für Skepsis sorgten. Funktioniert das so gut wie gedacht? Jetzt kann ich beruhigt sagen: Ja!
Besagte Änderungen sind keine kleinen Dinge, finde ich zumindest. Grundsätzlich sei gesagt: Die Kämpfe finden weiterhin rundenbasiert statt. Allerdings hat Ubisoft die zuvor verwendeten Felder, wie ihr sie auch in XCOM und ähnlichen Spielen habt, komplett entfernt. Stattdessen lässt euch das Spiel nun innerhalb eines vorgegebenen Radius euren jeweiligen Charakter komplett frei bewegen. Und das so lange ihr wollt, Bewegungspunkte gibt es keine. Erst eine Attacke sorgt dafür, dass sich Figuren nicht mehr bewegen können. Wer zehn Minuten im Kreis laufen möchte, könnte das theoretisch tun.
Mehr Bewegungsspielraum, mehr Flexibilität
Allein diese Änderung gestaltet die Kämpfe deutlich flexibler und dynamischer. Und erfordert noch mehr Überlegungen von euch. Ein Beispiel: Ihr könnt kurz mit einem Teammitglied ein Stück nach hinten laufen, bevor ihr zum nächsten wechselt. Nun lauft ihr zu dem zuvor in Position gebrachten Kollegen und lasst euch per Teamsprung in die Luft katapultieren. So erhöht ihr effektiv eure Reichweite um ein gutes Stück und könnt Positionen erreichen, die normalerweise in der Runde für den jeweiligen Charakter nicht erreichbar wären. Der Teamsprung funktioniert pro Held einmalig pro Runde, wenn ihr das aber mit zuweilen vorhandenen Sprungpads oder Röhren kombiniert, könnt ihr teils gewaltige Distanzen zurücklegen.
Eine weitere Ergänzung, die mehr Flexibilität und Optionen bringt, sind die Sparks, um die es auch in der Geschichte des Spiels geht. Im Laufe des Spiels sammelt ihr immer mehr davon und könnt sie frei auf einzelne Teammitglieder verteilen (maximal zwei). Sie verschaffen ihnen zusätzlich zu ihren normalen Fähigkeiten und Attacken, die ihr per Fähigkeitenbaum verbessert und freischaltet, noch zusätzliche Optionen, etwa bestimmte Schadensarten. Sie machen einen Helden unsichtbar, lassen Feuerkugeln vom Himmel regnen und so weiter. Eine weitere taktische Komponente, die sich auch gut kombinieren lässt. Zuerst bei allen Charakteren im Umkreis allgemein den Schaden erhöhen, dann noch eine bestimmte Schadensart und boom, schon zerfetzt ihr den anvisierten Gegner regelrecht.
Findet die richtigen Synergien für mehr Power
Es ist eine spannende taktische Komponente, bei der es sich lohnt, alles etwas mehr aufeinander abzustimmen und mithilfe der Taktik-Cam zu schauen, wogegen eure Gegner auf dem Schlachtfeld anfällig und immun sind. Theoretisch könnt ihr vor jeder Schlacht erst einmal alles scannen und die Sparks so individuell auf das Gefecht abstimmen, wenn ihr möchtet. Was ihr auf niedriger und mittlerer Stufe nicht zwingend müsst, aber es kann euch manche Auseinandersetzung einfacher machen - auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad ist es auf jeden Fall empfehlenswert.
Diese Synergien gelten natürlich auch zwischen den Charakteren an sich. Sowohl Mario als auch Luigi verfügen über die Möglichkeit, auf einen Gegner zu feuern, wenn dieser in Reichweite ist und sich bewegt. Das könnt ihr nutzen, indem ihr jeweils diese Aktion aktiviert und mit eurem dritten Charakter per Raserei-Attacke einen Gegner in die Luft schleudert, was als Bewegung zählt. Schon landet ihr zwei Treffer. Nützlich, wenn sich ein Feind hinter einer Deckung verbirgt. Ihr könnt hier maximal drei Helden in die Schlacht führen. Insgesamt sind neun verfügbar und das macht es zuweilen echt nicht leicht, sich für ein Dreiergespann zu entscheiden. Bei mir ist zum Beispiel Rabbid Peach aufgrund ihrer heilenden Fähigkeiten und ihrer nicht zu verachtenden Waffe, mit der sie auch über große Deckungen hinweg feuern kann, gesetzt. Es lassen sich sowohl Fernkampf- als auch Nahkampfteams zusammenstellen, alternativ mischt ihr gut durch.
Mehr Freude im Kampf, aber etwas mehr Ernsthaftigkeit
Um es kurz zusammenzufassen: Das neue Kampfsystem mit seiner Kombination aus Echtzeit- und rundenbasierten Elementen ist eine wahre Freude und eine echte Weiterentwicklung und Verbesserung. Die einzige Einschränkung sind eure Aktionspunkte, von denen ihr zwei habt. Anders gesagt: Ihr habt mehr Fähigkeiten/Optionen als Aktionspunkte, was weitere Überlegungen im Kontext der jeweiligen Situation mit sich bringt. Es ist ein Spiel, in dem ihr viel nachdenken und analysieren solltet.
Was die Frage nach der Spielzeit anbelangt, könnt ihr, wenn ihr euch primär auf die Hauptgeschichte konzentriert, um die 15 Stunden einplanen. Aber Mario + Rabbids Sparks of Hope bietet mehr als nur das. Auf den fünf Welten, die ihr ausgiebig erkunden könnt, verstecken sich zahlreiche Herausforderungen, Sammelobjekte, weitere Kämpfe und so weiter. Es lohnt sich, in jede Ecke zu gucken, wenngleich das alles nicht so eskaliert wie in der Assassin's-Creed-Reihe. Alles ist überschaubar und ihr habt nicht den Eindruck, dass euch dieser Aspekt mit haufenweise Zeugs erschlagen würde. Es reicht aber aus, um euch während oder nach der Story noch für eine ganze Weile zu beschäftigen.
Die Welten selbst sind schön gestaltet und insgesamt kombiniert Ubisoft erneut die Universen von Super Mario und den Rabbids in audiovisueller Hinsicht zu etwas Einzigartigem und Tollem. Die Zusammenstellung des Heldenteams ist erstklassig und abwechslungsreich, wenngleich mich der Wegfall von Yoshi als spielbarer Charakter etwas traurig macht. Bei einer Sache bin ich mir indes nicht ganz sicher, kann auch nur gefühlt sein: Für meinen Geschmack wurde der Slapstick/Rabbid-Humor einen Tick zu weit zurückgefahren, zumindest in den Zwischensequenzen. Was schade ist. Sparks of Hope wirkt dort etwas ernster als sein Vorgänger. Wenn ich alleine an die Szenen mit Rabbid Peach aus Teil eins zurückdenke… Was nicht heißen soll, dass Sparks of Hope in seiner Gesamtheit nicht unterhaltsam wäre, gute Laune verbreitet und Momente bietet, die zum Schmunzeln und Lachen anregen. Mir fehlt nur dieses komplett Verrückte, wie das Zusammenspiel von Rabbid Peach und Rabbid Kong, aus Teil eins ein wenig. Insgesamt kein Beinbruch, aber ich hatte gehofft, dass man hier vielmehr noch zulegt, statt etwas ernsthafter zu werden.
Mario + Rabbids Sparks of Hope - Fazit
Es ist ein kleiner Wermutstropfen bei diesem tollen Gesamtpaket, das beweist: Mario + Rabbids Kingdom Battle war kein One-Hit-Wonder! Umso besser, denn Mario + Rabbids Sparks of Hope legt bei der spielerischen Qualität noch einmal zu. Ich spiele es super gerne, die Schlachten machen unglaublich viel Spaß und es fesselt mich regelrecht vor den Bildschirm. Ich erkunde sogar gerne die Welten und ihre Geheimnisse, ohne das Gefühl zu bekommen, dass es in Arbeit ausartet. Wenn ihr mit Kingdom Battle Spaß hattet, macht ihr mit dem Kauf von Sparks of Hope garantiert nichts falsch. Und wer den Vorgänger nicht gespielt hat: Unbedingt nachholen, ganz egal, ob ihr vorher oder nachher Sparks of Hope spielt. Bis zum dritten Teil dauert's dann hoffentlich keine fünf Jahre.
Mario + Rabbids Sparks of Hope - Pro und Contra
Pro:
- Neues Kampfsystem macht Kämpfe flexibler und dynamischer
- Neue taktische Optionen und Synergien zwischen Charakteren und Sparks
- Hervorragende Kombination aus Super Mario und Rabbids
- Es macht Spaß, die Welten zu erkunden
- Das Spiel verliert sich nicht in zu vielen Nebenaktivitäten
Contra:
- Yoshi ist nicht mehr dabei
- Weniger Slapstick/Rabbid-Humor als im Vorgänger
Entwickler: Ubisoft Milan, Ubisoft Paris - Publisher: Ubisoft - Plattformen: Nintendo Switch - Release: 20.10.2022 - Genre: Strategie - Preis (UVP): 59,99€