Mario Slam Basketball
Nein, dunke.
Wenn Square Enix ein Sportspiel mit Figuren aus dem Mario-Universum entwickelt, dann kommt dabei entweder ein Meisterwerk oder eine wahnsinnige Enttäuschung heraus - könnte man zumindest meinen. Und tatsächlich liegt das Ergebnis gar nicht so weit von einer der beiden Möglichkeiten entfernt. Leider von der falschen.
Mario Slam Basketball lautet der Spieltitel, obwohl der mit echtem Basketball eigentlich kaum etwas gemein hat. Anders als ein Mario Tennis oder Mario Golf etwa, die einsteigerfreundlichen Spielspaß mit einem gewissen Realismus zu verbinden wussten. Gespielt wird mit drei Akteuren pro Team, das Ihr vor einer Partie nach eigenem Gefallen zusammenstellen könnt. Zur Auswahl stehen die üblichen Nintendo-Charaktere; von Mario über Yoshi und Peach bis hin zu Bowser, Wario oder Donkey Kong. Seid Ihr erfolgreich, spielt Ihr mit der Zeit eine Reihe weiterer Figuren frei: Diddy Kong, Birdo sowie ein paar Final-Fantasy-Charaktere. Nicht zuletzt dank der liebevollen Animation und Vertonung ein kleines El Dorado für Fans.
Ähnlich sieht es bei den Spielfeldern aus. Bekannte Schauplätze wie Luigi's Mansion und das Schloss von Peach, allesamt mit wirklich viel Augenmerk auf's Detail gestaltet. Besonders schön ist, dass die unterschiedlichen Umgebungen auch spielerische Auswirkungen verbergen: Auf einem Piratenschiff fliegen Euch die Kanonenkugeln um die Ohren, in einer Wasserwelt wirken sämtliche Bewegungen wie in Zeitlupe, in einem anderen Szenario schießt Ihr nicht auf Körbe, sondern auf die Münder riesiger Blumen, die sich öffnen und schließen. Jedes Spielfeld stellt Euch auf diese Weise vor einzigartige Herausforderungen.
Und an dieser Stelle muss ich leider mit den lobenden Worten aufhören. Denn über alles, was auf dem Platz passiert, möchte man am liebsten einen Mantel des Schweigens hüllen. Dort erwartet Euch nämlich, wie bereits erwähnt, nichts, das auch nur ansatzweise mit Basketball oder Streetball zu tun hat - oder auch nur zu tun haben will: Wieviele Punkte Ihr in Mario Slam Basketball für einen Korb bekommt, ist zum Beispiel davon abhängig, wieviele Münzen Ihr vor dem Wurf aufgelesen habt. Über 100 Punkte für einen einzigen Treffer zu bekommen, stellt also kein Problem dar.
Das wäre ja nicht weiter schlimm, wenn Ihr denn gezwungen wärt, auch irgendwann auf den Korb zu werfen. Aber weil so etwas wie ein Regelwerk überhaupt nicht existiert, gibt es kein Zeitlimit für einen Angriff. Ihr könnt jederzeit vor den Gegnern in Eure eigene Hälfte fliehen und im Prinzip in Ruhe Münzen sammeln, wie Ihr lustig seid. Die Computerspieler stellen dabei das kleinste Hindernis dar, sucht Ihr so etwas wie eine künstliche Intelligenz doch ebenfalls vergeblich. Meistens schnappen sich Eure Kontrahenten nicht einmal den Ball, wenn er irgendwo führerlos auf dem Spielfeld herumliegt. Die Aggressivität der Gegner nimmt mit der Zeit zwar zu, aber an dem mangelnden Konzept kann das nichts ändern.
Seid Ihr in der Verteidigung, wird es nicht viel besser. Die Spieler des gegnerischen Teams dribbeln ziellos über das Feld, während Ihr versucht, ihnen den Ball aus der Hand zu schlagen. Theoretisch könnt Ihr zwar auch Items aufsammeln, um Eure Widersacher anzugreifen, aber die Blind-Draufhauen-Methode funktioniert in der Regel ebenso gut. Konzeptlos, planlos, ideenlos - sucht es Euch aus!
Schade ist das vor allem, weil sich Square Enix bei der Steuerung wirklich Gedanken gemacht hat. Ihr könnt das Spiel komplett via Touchscreen und kleinen Gesten kontrollieren oder die Buttons des DS benutzen, wenn Ihr eher konservativer Natur seid. Erstaunlich ist dabei, wie gut und intuitiv die Bedienung mit dem Stick funktioniert. Seid Ihr in Ballbesitz, dribbelt Ihr (schneller) mit Hilfe des Sticks und Ihr könnt Euch sogar vor Steals schützen: Tippt Ihr den unteren Bildschirm links an, bewegt Euer Spieler den Ball auf seine linke Seite, tippt Ihr den Bildschirm rechts an, weicht Euer Spieler mit dem Ball nach rechts aus und so weiter. Zum Passen zieht Ihr den Stick in die Richtung des Passempfängers, für einen Schuss zeichnet Ihr eine kurze Senkrechte. Genau so simpel ist die Steuerung in der Defensive: Nach oben ziehen zum Springen, nach unten ziehen, um den Ball zu klauen. Es gibt etliche weitere Moves, die es aber kaum wert sind, erlernt zu werden - weil Ihr im Singleplayer mit den zwei Standardbewegungen bestens auskommt.
Spielt Ihr gegen einen menschlichen Gegner, wird es etwas spannender, zumal Ihr Euch absprechen könnt, dass beispielsweise ein Angriff nicht länger als 20 Sekunden dauern darf. Aber: Jeder Spieler braucht im Gegensatz zu vielen anderen DS-Titeln sein eigenes Modul. Mit einem einzigen dürft Ihr nur zwei mäßig interessante Minigames spielen. Übrigens auch das einzige, was Mario Slam Basketball im Singleplayer bietet, nachdem Ihr die vier kurzen Turniere absolviert habt. In gut zwei Stunden habt Ihr im Prinzip alles gesehen.
Hätte Square Enix doch nur versucht, zumindest ein Arcade-Basketballspiel zu machen - es hätte so gut sein können! Die schönen Charaktere und Plätze, die gelungene Steuerung... aber was nützt es, wenn das Gameplay nicht passt, wenn die KI nicht existent ist, wenn nach kürzester Spielzeit die Luft raus ist? Nicht viel.
Mario & Co. dribbeln ab sofort auf dem Nintendo DS um die Wette.