Es ist doch tatsächlich schon mehr als 15 Jahre her, dass ich mich mit Mario Smash Football aus den letzten Tagen des GameCube und Mario Strikers Charged Football auf der Wii als Chaoskicker köstlich amüsiert habe. Eigentlich hatte ich immer wieder mal richtig Bock auf Superschüsse und Rasenrempeleien ohne nervige Schiedsrichter, aber wie das so ist, es war dann doch irgendwie nie die Zeit, GameCube oder Wii vom Speicher zu holen. Da trifft es sich hervorragend, dass nach dem von mir ebenso schmerzlich vermissten Wii Sports endlich auch Mario Strikers einen frischen Ableger auf der Switch als Mario Strikers: Battle League Football bekommt.
Gut zwei Wochen vor dem Erscheinungstermin am 10. Juni hatte ich die Gelegenheit den Einzelspielmodus gegen menschliche und computergesteuerte Gegner ausgiebig auszuprobieren, Eindrücke zu weiteren Modi, wie Pokalturniere und Strikers-Club, müssen noch bis zum Test warten. Spoiler: Ich wurde nicht enttäuscht und das herrlich regelfreie Gekicke macht im dritten Serienableger wieder richtig gute Laune, wenn auch die Auswahl an Teammitgliedern noch etwas mager ausfällt. Aber mal der Reihe nach.
Habt ihr einen der Vorgänger gespielt, wird euch gleich eine Änderung in der Mannschaftsaufstellung auffallen: Jedes Team läuft mit vier Feldspielern auf, die ihr aus den zehn Charakteren Mario, Wario, Luigi, Waluigi, Bowser, Rosalina, Yoshi, Toad, Donkey Kong und Peach auswählt und euch so eure eigenen All-Stars-Strikers zusammenstellt. Dabei können Yoshi und Toad auch mehrfach ins Team gewählt werden, alle anderen Figuren dürfen nur einmal in einer Mannschaft vertreten sein. Die Rolle des Torhüters übernimmt immer ein computergesteuerter Bumm Bumm, der sein Netz erstaunlich gut sauber hält und an dem ich mehr als einmal in den Probespielen verzweifelt bin. Aber das gilt auch für den eigenen Torwart, der regelmäßig sicher geglaubte Chancen des Gegners vereitelt.
Ein genauer Blick auf den Wunschspieler lohnt sich, denn die individuellen Werte für Kraft, Tempo, Schuss, Passen sowie Technik unterscheiden sich erheblich. So kommt mehr als nur eine Prise Taktik in das wilde Gebolze, wenn ihr eine Mannschaft aus schnellen Spielern und knallharten Verteidigern wie Bowser aufs Feld schickt. Mit zusätzlicher Ausrüstung für Kopf, Arme, Torso und Beine, die ihr mit erspielten Münzen kauft, verändert ihr nicht nur die Optik der Charaktere, sondern steigert auch deutlich deren Fähigkeiten. Wollt ihr gerne den Alleskönner Mario im Team, der aber über eher unterdurchschnittliche Werte fürs Passen verfügt, dann kauft ein entsprechendes Ausrüstungsteil oder gleich eine komplette Montur und erhöht so die Fähigkeitspunkte in diesem Bereich. Allerdings wird dabei auch immer ein anderer Wert reduziert, schaut also genau hin, bevor ihr eine Kombo-, Turbo- oder Muskelausrüstung anlegt. Meine Favoriten sind nach einem Dutzend Testspielen übrigens Rosalina, die elegant über den Rasen schwebt, im Angriff sämtliche Gegenspieler hinter sich lässt und die gefährlichsten Torschüsse platziert sowie das Kraftpaket Donkey Kong. Der beherrscht gnadenloses Tackling und überrascht dabei auch noch mit echten Traumpässen.
Um das Tohuwabohu auf dem Spielfeld perfekt zu machen, solltet ihr auf besondere Ereignisse achten: Von Zeit zu Zeit landen aus dem Publikum Fragezeichenblöcke auf dem virtuellen Rasen, in denen sich wertvolle Power-ups befinden. Weitere Blöcke gibt es für gefährliche Tacklings und besondere Spielaktionen. Schnappt euch den Block vor dem gegnerischen Team und ihr bekommt einen Pilz, der kurzzeitig das Tempo erhöht. Dann ein Bob-Omb, der bei Aufprall explodiert und einen Krater hinterlässt, eine Banane, einen roten oder grünen Panzer sowie den Stern, der euch eine Weile unbesiegbar macht. Wie in Mario Kart lassen sich mit den Items erhebliche Vorteile verschaffen und ein Spiel unter Umständen noch im letzten Augenblick gewinnen. Ich kann mir die Schadenfreude in Matches gegen Freunde und Familie schon richtig vorstellen, wenn ein Spieler auf einer Bananenschale ausrutscht oder ein Stürmer kurz vor dem Torschuss von einem roten Panzer umgehauen wird.
Landet eine leuchtende Kugel, der Hyperball, auf dem Feld, dann solltet ihr sofort losstürmen und euch das Special schnappen. Jetzt habt ihr nur 20 Sekunden Zeit einen Hyperschuss loszulassen, der euch gleich zwei Punkte einbringt. Dazu führt ihr einen aufgeladenen Schuss auf das Tor durch, bei dem die A-Taste länger gedrückt wird und ihr zwei Markierungen auf einem Halbkreis möglichst exakt treffen sollt. Gelingt euch das Kunststück, ohne von einem Gegenspieler dabei gestört zu werden, ballert ihr das Leder mit einer optisch opulent und witzig animierten Spezialattacke ins Netz.
Jeder Charakter verfügt über einen individuellen Hyperschuss, so entfacht beispielsweise Mario einen Feuerzyklon, Luigi ruft einen Wirbeltornado, Peach führt einen betörenden Herzenstanz auf oder Donkey Kong lässt einen Bananenkracher vom Stapel. Eine Garantie für einen Treffer ist das aber noch nicht, denn ihr könnt durch das schnelle Drücken der Tasten eine Leiste füllen und so ein Tor noch verhindern. Hat der Schütze das Timing für den Hyperschuss perfekt getroffen, ist der Ball in meisten Fällen unhaltbar.
Das alles spielt sich genauso spaßig und flüssig, wie ich es von den Vorgängern gewohnt war und ich habe dankend auf einen Tutorial-Durchlauf verzichtet. Es ist Mario Strikers, was soll schon schiefgehen? Nach einem erschütternden 0:7 gegen eine Mannschaft auf Com-Niveau "Normal" – es geht noch deutlich anspruchsvoller -, habe ich es mir dann anders überlegt. So ließ ich mir von dem galaktischen Mentor Fußbot erklären, was es mit den perfekten Techniken auf sich hat, die meine KI-Gegner anscheinend aus dem Effeff beherrschen.
Dabei handelt es sich um zum Beispiel um den perfekten Schuss, bei dem es auf das exakte Timing ankommt und der Schussknopf nicht nur eine Weile für die Aufladung gedrückt, sondern auch in einem ganz bestimmten Moment losgelassen werden muss. Das Zeitfenster ist dabei derart klein geraten, dass ich mehr als zehn Anläufe in einem Übungsspiel benötigte, um die fortgeschrittenen Techniken anzuwenden. Schnell verpasst man den richtigen Augenblick oder wird von einem gegnerischen Spieler an der Ausführung gehindert. Das gilt ebenso für das perfekte Tackling, den perfekten Direktpass und Direktschuss sowie die perfekte Finte, bei der ein ballführender Spieler durch Drücken der R-Taste bei einem Tackling elegant zur Seite ausweicht und den Angreifer ins Leere laufen lässt. Dazu kommen noch weitere Experten-Techniken, wie ein aufgeladener Steilpass oder Team-Tackling.
Beherrscht ihr alle Ballkünste, sieht ein unerfahrener Gegner keine Schnitte mehr. Das erfordert allerdings eine Menge Übung, bei meinen ausgetragenen Partien habe ich schlicht nach ein paar Minuten den Überblick über die Tastenkombinationen und notwendigen Timings verloren und bin dann doch lieber bei der Standards geblieben. Das wird sich für mich aber ab dem 10. Juni ändern, dann werde ich mich in die Gameplay-Tiefen richtig reinfuchsen und meinen kommenden Mario Strikers-Opfern mal zeigen, wie man richtig Action-Fussball spielt.