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Logitech Guitar

Highend Guitar Controller

Was braucht man zum Leben, was hätte man gern, auf was kann man verzichten? Dieser Blog gibt euch Aufschluss, ob Technik notwendig, wichtig oder doch optional ist. Oder sich manches möglicherweise doch besser mit seiner schnellen Zweitverwertung als Türstopper abfinden sollte.

Logitech Wireless Guitar Controller

System: Xbox 360, PS3 und Wii

Hersteller: Logitech

Erhältlich über: Amazon (Xbox 360)

"Die klingt einfach besser."

Natürlich macht das keinen Sinn, es ist technisch unmöglich und von jedem rationalen Winkel aus betrachtet Blödsinn, aber ich bleibe dabei. Der Logitech Wireless Guitar Controller – vielleicht der ehrlichste Produktname seit Brot in Scheiben – klingt besser als alle anderen Plastikäxte, die es sonst so gibt.

Das liegt vielleicht auch daran, dass man sie im Gegensatz zu denen lieb haben kann. Was wiederum daher rühren könnte, dass diese Axt eben nicht aus Plastik besteht. Der massive Korpus und auch der geschraubte Hals bestehen aus Holz und sind dabei kaum anders verarbeitet, als eine echte Stromgitarre. Das Finish glänzt mit dem gleichen hochwertigen Look, die saubere Lackierung zeigt vom Anspruch des Besonderen bei diesem Gerät, die Bundstäbe und gefakten Wirbel sind aus Metall gefertigt.

Die 360-Version in Orange...

Nicht dass das bei vernünftiger, rationaler Betrachtung eine Rolle spielen sollte, aber gefühlsmäßig tut es das. Diese Gitarre habe ich lieb. Sie hat einen Namen, man schämt sich nicht, sie im Raum stehen zu haben und es ist ein haptischer Genuss, sie umzuhängen. Und dank dem stark an das einer Stratocaster angelehntem Design in Originalgröße könnt ihr auf der Straße mit dem Gig-Bag eurer Wahl herumstolzieren und auf dem Weg zur nächsten Guitar Hero Session wie der Real Deal fühlen.

Der geneigte Kritiker mag natürlich an dieser Stelle hinzufügen, dass man für den Preis von nun wirklich nicht gerade handzahmen 200 Euro locker eine echte Squier oder Epiphone in diesen Bag hätte stecken können. Vollkommen richtig, aber ich will nicht Gitarre, sondern Guitar Hero spielen und das eine hat ja nun wirklich nichts mit dem anderen zu tun. Wenn wir mal ehrlich sind.

Bei der Anordnung der Tasten zieht sich der gute Eindruck der Verarbeitung weiter. Statt die Systemtasten wie Start, Steuerkreuz oder Systembutton irgendwo halbherzig dranzupappen, verstecken sie sich hier im konsequent auf Echtgitarre getrimmten Design. Der kleine Dreh-Poti ist in Wahrheit ein Steuerkreuz mit 360 Leuchte-Taste in der Mitte, die Start-Taste wurde in den silbernen Pick-up verbaut.

Die wichtigen Bedienelemente stellen dann aber doch eine deutliche Verbesserung zu denen der üblichen Pseudo-Gitarren dar. Der Strumm-Bar lässt sich praktisch geräuschlos und weich anschlagen. Auch der Tremolo liegt dank leichter Verlängerung und sehr sauberer Beweglichkeit ideal in der Handfläche beim Spielen. Nur mit der Geräuschlosigkeit der Bundtasten ist es nicht so weit her. Sie sind gedämpfter als es bisher der Fall war und vor allem wurden sie rau beschichtet, was bei längeren Sessions den feuchten Fingern sehr effektiv entgegenwirkt und den Grip deutlich verbessert, aber ein wenig Klappern gehört auch hier zum Handwerk. Nicht groß störend, nicht annähernd so laut wie die sonstigen Controller dieser Art. Aber da die Gitarre in diesem Punkt als „geräuschlos“ beworben wird, will es angemerkt sein.

Wirklich geräuschlos ist das seit Guitar Hero: World Tour eingeführte Slider-Board. Wie auch im Original, schließlich gleitet ihr auch dort nur leicht über die fünf schalterfreien Flächen, um zu verzerren oder zu spielen. Das hier leicht aufgeraute Plastik fühlt sich wie auch die Tasten jedoch haptisch deutlich angenehmer an. Die Star Power- und Back-Tasten verstecken sich zum Schluss schließlich im schwarzen Bridge-Pick-up. Nicht dass man die für Star Power häufig brauchen würde. Das Hochreißen zum Auslösen fand eine gute Balance zwischen „Hey, das war jetzt zu früh…“ und „Mach endlich, Du S…-Ding!!“.

...die PS3 in Classic-Black...

Außerdem meldet sich bei dieser Aktion das schwere Holz besonders vernehmlich: Die Logitech hochzureißen fühlt sich weit besser an. Man hat was in der Hand. Nicht nur das im Vergleich zur echten E genau richtige Gewicht, sondern auch die an einer eben solchen orientierten Größe sagen Rock´n´Roll. Schließlich zeigte schon Meat Loaf: Size matters, und das gilt auch für Gitarren.

Wer als echter Profi gleichzeitig singen und spielen möchte, kann dies sehr angenehm tun. Die Gitarre bringt sowohl einen Anschluss für Mikrofone als auch die Headsets mit, sodass jedes Equipment auf Wunsch zum Einsatz kommen kann. Beide Anschlüsse wurden seitlich eingelassen und fallen in keiner Weise auf. Der Batterieverbrauch dürfte ziemlich identisch mit den restlichen Fake-Gitarren dieser Welt sein. Zwei Mignons finden an der Rückseite ihr Zuhause und halten genauso lang oder kurz, wie man es gewohnt ist. Kauft also die Guten oder legt ein paar Reserven zur Seite.

Bei der Farbwahl wird es aber sicher ein kleines Aufbegehren geben, denn die Auswahl ist nicht frei. Die 360-Version gibt es in Orange und auch nur in Orange. Schwarz bleibt nämlich der PS3 vorbehalten, so wie die Wii-Version in weiß und nur weiß geliefert wird. Wer eine 360 hat und weiß bevorzugt, hat Pech gehabt. Schade und ein wenig unverständlich. War es so schwer, den Holzkorpus – nichts anderes unterscheidet optisch die drei Versionen – in seinen Lackierungen für alle zur Wahl anzubieten?

Stellen wir zum Schluss doch mal die provokante Frage, ob man denn jetzt mit dieser Gitarre besser spielt als mit einer der üblichen. Ja, in gewisser Weise schon ein wenig. Der breitere Hals mit dem abgerundeten Rücken und der Werkstoff Holz lassen sich bei der Bewegung zwischen den fünf Tasten besser greifen. Das Bewegen der Hand fällt leichter, auch wenn ich es persönlich bevorzugt hätte, wenn die Bund-Tasten wie bei der Rock-Band–Variante in das Holz eingelassen wären. Aber da die Logitech in erster Linie unter dem Namen Guitar Hero läuft – auch wenn sie natürlich bei Rock Band genauso gute Dienste leistet –, ist es wohl nur konsequent, das Design dieser Serie zu verfolgen.

...und die Wii in Wii-Weiß. Die Mote verschwindet hier auf der Rückseite.

Auch hatte ich bei längeren Sessions weit weniger Ermüdungserscheinungen und das trotz des höheren Gewichts der Gitarre. Die sauber verarbeiteten Mechaniken und haptisch eleganteren Tasten sind halt doch leichtgängiger und fingerfreundlicher. Das sind jetzt keine gewaltigen Vorteile beim eigentlichen Spiel und der Jagd nach Punkten, aber ein wenig über die pure Freude am Luxus geht die Logitech schon hinaus.

Denn Luxus sie ist, wie Yoda sagen würde. Und wenn ihr glaubt, dass Freude an Luxus und den schönen Dingen des Lebens eine Sünde sei, dann solltet ihr einen Bogen um die Logitech machen. Man kann auch ohne sie gut leben. Der spielerische Vorteil ist minimal und der Preis reicht für ein handelsübliches Instrumenten-Komplettset mit Spiel. Das ist nicht wenig, dafür muss so mancher ein paar Stunden mehr arbeiten gehen.

Aber trotzdem werde ich sie mir zu Weihnachten gönnen und kann jedem virtuellem Dauer-Gitarro mit ein paar Euro extra nur dasselbe raten. Es ist einfach die angenehmere Mechanik, die traumhafte Verarbeitung und die wesentlich authentischere Selbsttäuschung, wirklich eine Gitarre zu spielen. Darum geht es ja immer noch bei all diesen Games und der Gewinn an Freude, die mir die Logitech schenkte, ging soweit, dass ich selbst das antike Guitar Hero 2 noch einmal mit Wonne durchzockte. Und es fühlte sich besser an als je zuvor. Die perfekte Verarbeitung rechtfertigt in meinen Augen sogar den Preis, und um es schlicht zu sagen: Ich liebe diese Gitarre...

...denn sie klingt besser.

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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