Martins Weihnachtseinkäufe: Bücher
Spiele-Spaß für den Stromausfall (Haltet die Kerzen parat)
Behandelt werden in beiden Büchern vornehmlich die Street-Fighter-Figuren, und zwar so ziemlich alle. Beinahe ikonische, epische Artworks zu Street Fighter II Turbo HD mit Kämpfen zwischen Ryu und Akuma finden sich genauso wie die obligatorischen Pin-up-Posen der weiblichen Figuren. Es ist eine ganz eigene Art von Fan-Service, der hier betrieben wird und man sollte schon ein Faible für die Capcom-Helden haben. Wenn nicht für diesen, dann wenigstens für Darkstalkers, Mega-Man, Rival Schools, Marvel vs. Capcom oder – zu einem wirklich auf wenige Seiten reduzierten Rest – Capcom Favoriten wie Resident Evil oder Devil May Cry. Für diese Abschnitte fällt zwar nur ein wesentlich kleinerer Teil der jeweils knapp 300 Seiten ab, aber das mindert nicht den Reiz an den auch hier liebevollen Bildern, die häufig auf einen Blick die Leidenschaft der Künstler für ihr Thema erkennen lassen.
Für etwas mehr als 25 Euro kann man die Bücher fast schon als Schnäppchen bezeichnen. Hochwertiger Druck, durchgehend in Farbe und das auf hochwertigem Papier, insbesondere bei Teil 2, wo man die Verarbeitungsqualität noch mal ein wenig hochschraubte. Lediglich die Bindung als Softcover gefällt mir nicht, da schnell Knicke im Rücken entstehen, möchte man das Buch richtig aufschlagen. Die paar Euro mehr für ein Hardcover hätten bei dieser Art von Fan-Zielgruppe jetzt auch nicht geschadet. Trotzdem, wer einen Capcom-Fan oder sich selbst als solchen beschenken möchte, liegt hier sicher richtig.
The Art of the Video Game
Autor: Josh Jenisch
Preis: ca. 30 Euro
ISBN (10 / 13): 1594742774 / 978-1594742774
Erhältlich über: Amazon
Wenn mich an diesem übergroßen (23 * 28 cm) Hardcover von Josh Jenisch etwas stört, dann ist es der komplett nichtssagende, allumfassende Titel. "Die Kunst des Videospiels" kann ja nun für so ziemlich alles stehen, so ungefähr wie ein Buch „Die schönsten Landschaften der Welt" auch alles Mögliche enthalten kann. Nach der Durchsicht muss ich jedoch zugeben, dass die Auswahl in diesem Buch auf den ersten Blick so verwirrend ist, dass mir jetzt auch nicht besseres einfällt.
Etwa 25 Spiele nahm sich der Autor vor und das Spektrum ist weit. Hier mal einfach die komplette Liste: Ace Combat 6, Age of Conan, Battlestations Midway, Beautiful Katamari, Blacksite: Area 51, Call of Duty 4, FIFA 08, Hellboy, Hellgate London, Kane & Lynch 1, Killzone 2, Tomb Raider Anniversary, Medieval 2: Total War, Mortal Kombat: Deception, NBA Live '08, Rampage: Total Destruction, Reservoir Dogs, Ridge Racer 7, The Sims, Sonic the Hedgehog: Next Generation, Stranglehold, Team Fortress 2, Universe at War, Viking, Warmonger: Operation Downtown Destruction.
Der Grund, warum ich hier den ganzen Inhalt aufliste, ist der, dass schon Liebe und Hingabe zu einem dieser Games auf Seiten des Lesers den Kauf dieses Buches rechtfertigen kann. Die meisten Spiele werden auf drei bis fünf großen Doppelseiten betrachtet, und zwar von einem Blickwinkel, der nicht Screenshots sondern Konzeptzeichnungen, Artworks und Fein-Modellierungen einzelner Details beleuchtet. Das Buch will vermitteln, dass hinter vielen Kleinigkeiten eines Spiels, an denen man oft vorbeihetzt, ein komplizierter, kreativer Prozess steckt und sich irgendjemand eine Menge Gedanken dazu machte.
Bei Titeln wie Killzone 2 oder Call of Duty 4 scheint das fast selbstverständlich, es sind gute Spiele, die kommerziellen Erfolg hatten und vorher große Budgets. Von Katamari kennt man nun inzwischen auch genug Konzeptzeichnungen, aber mehr erstaunt es hier bei den Verkaufsflops, Mittelmaßkandidaten und spielerischen Komplettbomben wie Sonic The Hedgehog: Next Generation, Hellboy, Area 51 oder Warmonger – von dem ich noch nie was hörte. Selbst hinter diesen Spielen steckt weit mehr, als das Auge sieht und man fragt sich schon, wie aus diesen eigentlich ziemlich coolen Konzepten kein größerer Erfolg werden konnte. Gut, die Antwort darauf wird schnell klar, wenn man diese Games dann spielt, aber trotzdem. Nach der Lektüre dieses Buches ahnt man nicht nur, dass viel verschenkt wurde, man weiß es.
Die Qualität des Buches selbst liegt dem Preis angemessen auf hohem Niveau. Hardcover, Umschlag, Papierstärke und Druckqualität sagen, dass dieses Buch nicht ganz preiswert war, aber für jeden, der sich ein wenig näher mit dem kreativen Prozess eines Spiels auseinandersetzen möchte, ist dies eine gute Investition. Zu nah wird man an diesen Prozess dann aber auch nicht herangelassen. Als Artbook mit Bildern überzeugt das Werk, die Texte dagegen bleiben kurz, oberflächlich und dienen mehr als Erklärung, was man gerade ansieht als eine vertiefte Studie zu dem Thema. Ein Buch, das man nach dem ersten Erkenntnisgewinn, dass auch hinter schlechten Spielen viel Arbeit steckt, gerne immer wieder mal durchblättert.
In Teil 2 des kleinen Weihnachtseinkaufsführers 2010 wird es um Technik gehen, Teil 3 soll den Geek in uns allen erfreuen. Weitere Büchervostellungen werden im Laufe der Zeit sicher aber auch noch folgen.