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Mass Effect 2: Overlord

Der richtige Weg

Download-Content ist noch immer ein zweischneidiges Schwert. Viele Zusatzpakete hinterlassen nach wie vor nach einen faden Beigeschmack, erwecken nicht wirklich ein befriedigendes Gefühl, wenn man damit fertig ist. Die große und bislang einmalige Ausnahme bilden natürlich die beiden GTA-IV-Episoden mit ihrer jeweils umfangreichen Spielzeit. Aber auch bei BioWare, die sonst so fantastische Spiele abliefern, ist in Sachen DLC noch nicht alles Gold was glänzt. Speziell im Hinblick auf die bisherigen Dragon-Age-Inhalte hinterlässt man doch eher einen enttäuschenden Eindruck.

Bei Mass Effect 2 scheint man nun aber offensichtlich zu lernen. Sicher, auch hier war bislang nicht jeder zusätzliche Content großartig, aber zumindest die beiden neuen Charaktere Zaeed und Kasumi deuteten mit ihren jeweiligen Missionen doch an, wie es aussehen könnte und wie man es machen sollte. Und nun eben Overlord, ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Es ist eine kleine, aber sehr feine, wenn nicht sogar die beste Nebenmission, die ihr im Spiel finden werdet – zur Info: Die Loyalitätsmissionen zählen für mich nicht dazu. Und sie ist auch etwas länger als die bisherigen Ausflüge. Für 560 Microsoft beziehungsweise BioWare Punkte seid ihr rund zwei bis zweieinhalb Stunden beschäftigt, sofern ihr nicht gerade auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad durchrusht.

Die Geschichte dreht sich um ein weiteres der zahlreichen Experimente von Cerberus und spielt storytechnisch nicht nach dem Ende der Hauptstory. Natürlich kann man den Auftrag aber auch nach deren Vollendung noch absolvieren. Cerberus hat jedenfalls versucht, einen menschlichen Geist mit einer VI zu verbinden, um dadurch Einflussmöglichkeiten auf die Geth zu untersuchen und um letztendlich einen Weg zu finden, über einen dadurch eigenes erschaffenen Anführer die Geth zu kontrollieren und einen Krieg zu vermeiden.

Dabei geht jedoch etwas gewaltig schief und die VI droht nicht nur den Forschungsaußenposten zu zerstören, sondern könnte auch verheerenden Schaden in der gesamten Galaxie anrichten, wenn sie es schafft, sich über das Extranet mit Technologien auf anderen Welten zu verbinden und diese dann zu steuern – also Waffensysteme und dergleichen.

Es liegt einmal mehr an Shepard und seinem Team, die durchgedrehte VI beziehungsweise die Testperson aufzuhalten. Das tut ihr in insgesamt fünf neuen Abschnitten, die sich allesamt auf einem neuen Planeten befinden und Fahrzeug- mit Bodenkämpfen mischen. Je nach Abschnitt seid ihr zu Fuß unterwegs, erfüllt so auch stets die jeweiligen Aufgaben. Auf dem Weg dorthin braust ihr mit dem Hammerhead über die Planetenoberfläche, die sich im Gegensatz zu den Arealen des Firewalker-Packs deutlich offener und insbesondere nicht so braun präsentiert, sondern mit grünen, saftige Abschnitten inklusiver toller Aussicht oder einem Vulkangebiet genügend Abwechslung bietet. Obendrein gibt es auch in den Innenabschnitten keinerlei Recycling. Alle Gegenden wurden einzigartig gestaltet und überzeugen mit feinem, durchdachten Design.

Mass Effect 2: Overlord - Gameplay-Video

Das Einsammeln von Daten oder Rohstoffen mit dem Hammerhead beschränkt sich dabei auf ein Minimum und ist gänzlich optional. Grundsätzlich dient das Vehikel nur dazu, sich von A nach B zu bewegen und unterwegs den einen oder anderen Geschützturm in die Luft zu jagen, das eigentliche und wichtige Geschehen findet fast ausschließlich außerhalb des Vehikels statt. Interessant sind auch einige Interaktionen mit der Umwelt. Ihr nutzt zum Beispiel Ventilatoren dazu, mit dem Fahrzeug höhere Ebenen zu erreichen oder müsst über in einem Lavafluss treibende und sich bewegende Felsbrocken springen, um auf die andere Seite zu gelangen. Dabei solltet ihr jedoch nicht zu lange warten, da sie schnell sinken.

Leider hat man es versäumt, im Vergleich mit dem Firewalker-Pack einige Verbesserungen am Hammerhead vorzunehmen. Ein Speichern ist währendessen beispielsweise noch immer nicht möglich und den Zustand des Hovercrafts erkennt ihr nach wie vor nur an dessen Erscheinungsbild. Wenn der Alarm ertönt und der Hammerhead zu brennen anfängt, solltet ihr euch tunlichst in Sicherheit bringen, die Reparatur erfolgt dann wieder automatisch, wenn ihr nicht mehr beschossen werdet. Auch die KI hat dabei den einen oder anderen netten Spruch auf Lager, etwa wenn man eine heimische Kreatur auf einer Wiese abschießt: „Analyse: Schutzlose Pflanzenfresser können es nicht mit Lenkraketen aufnehmen.“ Treffend formuliert.

Overlord bietet letztendlich genau das, was man von den Missionen in Mass Effect 2 normalerweise erwarten kann und sollte. Einige neue Dialoge, wenn auch die eigenen Mitstreiter leider nicht allzu viel zu sagen haben, frische Zwischensequenzen, weitere Renegade- und Paragon-Momente und Entscheidungen, die ihr als Commander zu treffen habt, ergeben ein stimmiges und atmosphärisch dichtes Gesamtbild. Für mich stellt Overlord somit nicht nur die beste Nebenmission, sondern eben auch den bisher besten DLC dar - und das zu einem angemessenen Preis. Weiter so, BioWare, auch wenn man die Zahl der Dialoge noch ein wenig mehr erhöhen sollte.

Mass Effect 2: Overlord ist bereits für Xbox 360 und PC erhältlich.

8 / 10

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