Mass Effect 3 - Vorschau
Mehr Wert durch mehr Spieler?
Mal sichert ihr eine Stellung gegen mehrere Wellen lästiger Angreifer unterschiedlich gut ausgerüsteter Gegnergattungen, mal müsst ihr verschiedene Computerkonsolen auf der Map manipulieren und währenddessen auf die Rückendeckung eurer Kollegen hoffen. Zusammen mit der Munitionsknappheit und dem Wechselspiel der Waffen mit den diversen Biotik und Technik-Fertigkeiten entspinnt sich ein durchaus lebhaftes, wenn auch ein bisschen konfuses Geplänkel voller Stellungswechsel und Hinterhalte, das sich nahe an den Schlachten bewegt, die man auch zusammen mit den NPCs in der Kampagne schlägt. Mit der Einschränkung allerdings, dass man sich vor einer Runde für drei Fähigkeiten entscheiden muss, die dann auf den Bumpern und der Y-Taste liegen.
Hier wittert man im ersten Moment eine unnötige Gängelung. Vor dem Hintergrund eines Teamspiels und angesichts der langen Cooldown-Zeiten der Skills ist dieser Kniff aber umso cleverer, da man sich für bestimmte Gegner, wie die schwer gepanzerten und schildbewehrten Mechs, untereinander gut absprechen kann und muss. Dies ist dann wiederum auch für die Entwicklung des eigenen Spielercharakters sehr förderlich, der durch verschiedene Skills nach und nach durchaus individuelle Qualitäten erhalten kann - zumindest dem Anschein nach - und so in einem gut zusammengestellten Team besonders effizient agiert.
Auf dem Papier gibt es demnach nicht allzu viel Negatives über den im Vorfeld so verschrienen Modus. Allerdings stapfte trotzdem noch ein dicker Elefant durch die über die Maßen klimatisierte Event-Halle im Vinopolis am Londoner Bank End: Trotz des im Vergleich zum Vorgänger noch einmal überarbeiteten und schnelleren Handlings merkt dem Titel einfach an, dass er nie in erster Linie als flinker Shooter funktionieren wollte. Gerade, wenn die Schlacht in den Nahbereich getragen wird oder man eine Leiter herunter oder heraufklettern will, wird es ein wenig unhandlich.
Die Deckungsmechanik, welche in den sorgfältig gescripteten Missionen des Einzelspieler-Modus ausgezeichnet funktioniert, ist für einer Ballerei , in der die Gegner plötzlich aus allen Richtungen spawnen können, aber einfach zu träge. Gute Map-Kenntnis und ein noch besseres Zusammenspiel helfen vermutlich, dieses Manko zu lindern, aber hier spielt man eindeutig ein wenig um die Engine herum, anstatt mit ihr, was selten ein gutes Zeichen ist.
Und doch war sich die versammelte Fachpresse auf dem Event im Grunde einig, Galaxy at War trotzdem spielen zu wollen. Natürlich: Am Ende ist man zwar wie immer wegen des großen Abenteuers dabei, das die galaktische Konfrontation mit den Reapern verspricht. Ich für meinen Teil sehe mich aber aktuell außer Stande, "meinen" Commander Shepard, Garrus und Liara hängen zu lassen, so sehr fühle ich mich diesen Figuren verbunden.
Denn, wenn Mass Effect 3 erscheint, habe ich dieses Universum schon drei Jahre lang maßgeblich beeinflusst, es mitgeformt, mehrfach gerettet oder ihm ab und an auch mal ungewollt einen Knüppel zwischen die Beine geworfen. Und wenn es jetzt meine Beteiligung in ein paar Stunden Mehrspieler-Geplänkel braucht, um die Chancen auf eine Zurückschlagung der Reaper etwas rosiger erscheinen zu lassen, dann bin ich auch online dabei - selbst wenn links und rechts vielleicht rundere, passendere Multiplayer-Erlebnisse locken.