Mass Effect 3 Leviathan (DLC) - Test
Mit dem ersten Story-DLC nach dem Extended Cut liefert BioWare einen seiner bislang besten Zusatzinhalte ab.
Ich mag Unterwasser-Szenarios, insbesondere auch im Zusammenhang mit Science-Fiction. Erinnert sich noch jemand an Schleichfahrt, Blue Bytes U-Boot-Simulation? Quasi das Privateer unter der Meeresoberfläche. Lange gespielt und geliebt. Andere gute Beispiele wären AquaNox 1 und 2 oder Steven Spielbergs TV-Serie SeaQuest. Für meinen Geschmack kommen Unterwasser-Schauplätze einfach viel zu selten in Spielen vor. Umso mehr freute ich mich, dass nach dem vor allem optisch sehr tollen Unterwasser-Level in Gears of War 3 nun auch Mass Effect 3 einen Abstecher unter den Meeresspiegel macht.
Zwar nimmt dieser Abschnitt nur einen kleinen Teil der Gesamtspieldauer von rund drei Stunden ein, aber er ist einfach verdammt atmosphärisch. Das hat in dem Fall auch mit der Handlung zu tun und dem zu tun, was dort unten passiert.Aber das fiele ins Reich der großen Spoiler, insofern an dieser Stelle keine weiteren Einzelheiten dazu. Mit Leviathan zeigt BioWare jedenfalls ein weiteres Mal, dass man sich auch mit DLCs richtig Mühe geben kann und mit der Zeit auch etwas dazulernt. Ein Paradebeispiel dafür war bislang Mass Effect 2s Lair of the Shadow Broker, aber auch bei den DLCs für Dragon Age 2 leistete man sehr gute Arbeit, verbesserte sich gegenüber den zumeist nur mäßigen Zusatzinhalten für Origins.
Leviathan bewegt sich auf einem ähnlichen Qualitätsniveau wie besagtes Lair of the Shadow Broker, nimmt sich zugleich auch ein gutes Beispiel an den DA2-DLCs, indem eure Teammitglieder in Form neuer Dialoge endlich mehr in die Handlung mit einbezogen werden. Sehr schön auch, dass eure Romanze dabei in der einen oder anderen Szene Beachtung findet. Und nach jeder der Missionen solltet ihr auf jeden Fall einen kleinen Rundgang durch das Schiff machen, denn eure Teammitglieder haben stets etwas Neues zu den Geschehnissen zu sagen.
Überhaupt ist Leviathan sehr reich an Dialogen und Story, das Verhältnis zwischen Story-/Dialogsequenzen, der Erkundung der Schauplätze sowie den Kämpfen würde ich bei rund 50:50 einordnen, es ist also bei Weitem kein DLC, in dem ihr euch nur pausenlos durch die Gegend ballert. Das gesamte Geschehen findet obendrein in gänzlich neuen Schauplätzen statt, ob das nun ein kleiner, bisher unbesuchter Bereich der Citadel ist oder eine Station auf einem Asteroiden. Bei allen hat man sich im Hinblick auf die Gestaltung sehr viel Mühe gegeben, auch in puncto Detailverliebtheit. Im Außenbereich der Asteroidenstation kann man etwa immer wieder beobachten, wie kleinere Asteroiden gegen den dadurch aufleuchtenden Schutzschild der Anlage prallen und in ihre Einzelteile zerspringen. Das verpasst den Locations eine gewisse Lebendigkeit.
Was die Kämpfe an sich betrifft, gibt es wenig Neues im Vergleich zum Hauptspiel. Nett ist allerdings, dass man zwei der neueren Aufgabenstellungen aus dem Multiplayer-Modus hier integriert hat, indem ihr zum Beispiel eine Drohne eskortiert und sie beschützt, während sie eine Energieleitung repariert. Das gestaltet die Auseinandersetzungen ein wenig abwechslungsreicher als einfach nur dem üblichen Muster zu folgen. Dazu zählt auch das Zusammentragen von Hinweisen, um euer nächstes Ziel aufzuspüren, was ihr auf der Citadel gleich mehrfach tut. Zwischen den einzelnen Hauptmissionen hat man so immer wieder seine etwas ruhigeren Momente.
Auf eurem Weg durch die Galaxie versucht ihr jedenfalls das Geheimnis rund um Leviathan zu ergründen, wobei es sich um ein mächtiges Wesen handeln soll, das in der Lage ist, Reaper zu töten. Lasst es mich so sagen: Ihr erfahrt dadurch auch mehr über die Erschaffung der Reaper selbst und man bringt ein wenig mehr Licht ins Dunkel in Bezug auf das Ende. Und apropos Ende: Es kommen zwar ein, zwei Dialogzeilen im Hauptspiel hinzu, aber großartige Veränderungen werden daran nicht vorgenommen.
Im Verlaufe des DLCs sammelt ihr zudem noch weitere Aktivposten für den Krieg gegen die Maschinenwesen. In verschiedenen Systemen findet ihr eine ganze Reihe dieser War Assets, die euren Punktestand erhöhen. Davon abgesehen hat Leviathan noch fünf neue Waffen-Mods (bereits aus dem Multiplayer bekannt) zu bieten, bringt mit der AT-12 Raider und dem M-55 Argus zwei neue Schießeisen mit sich (die bislang nur für Vorbesteller erhältlich waren), eine neue Bonus-Kraft, die Shepard nach dem Durchspielen des DLCs erlernen kann, sowie eine witzige Dekoration für eure Kabine.
Alles in allem überzeugt Leviathan von vorne bis hinten, zieht einen direkt ins Geschehen hinein und erzählt dabei eine stets spannender werdende, mysteriöse und teils unheimliche Geschichte und verrät euch weitere Informationen über die Reaper, ihre Herkunft und mehr. Zugleich ist es ein erfreulicherweise ziemlich story- und dialoglastiges Zusatzpaket. Schön, dass BioWare einmal mehr auf die Fans hört und die Teammitglieder auch in den DLCs besser einbindet, anstatt sie nur als stumme Begleiter an eure Seite zu stellen. So zählt Leviathan mit zum Besten, was BioWare bislang überhaupt als Download-Content veröffentlicht hat.