Mega Man ZX
Nicht mega, aber ganz nett!
Sieht aus wie ein GBA-Titel, spielt sich wie ein GBA-Titel, war wahrscheinlich ursprünglich ein GBA-Titel. In den Anfangstagen des Nintendo DS galt das als Todesurteil, musste doch jedes Spiel unbedingt die neuen Features des Handhelds irgendwie einbringen: Den zweiten Bildschirm und den Touchscreen insbesondere. Inzwischen sind wir zum Glück über diese Phase hinaus - wohl nicht zuletzt dank New Super Mario Bros. - und können uns deshalb unter anderem wieder über klassische 2D-Actionspiele freuen, die es so eben ohne große Veränderungen auf dem guten alten Game Boy Advance hätte geben können. Mega Man ZX zum Beispiel, der jüngste Ableger von Capcoms langlebigem Franchise.
In dem spielt Ihr einen Humanoiden (wahlweise den Jungen Vent oder das Mädchen Aile) und kämpft gegen die bösen Mavericks - fiese Maschinen, welche die Erde unsicher machen. Ein bisschen Herzschmerz bekommt Ihr natürlich obendrauf geboten; beide Protagonisten haben ihre Eltern bei Angriffen der Mavericks verloren und dürfen auch im weiteren Verlauf der Story ein paar Mal leiden.
Die Geschichte nimmt bei jedem Charakter übrigens einen leicht unterschiedlichen Verlauf, was allerdings kaum der Rede wert ist oder gar ein zweites Durchspielen rechtfertigen würde. Wichtig ist im Grunde ohnehin nur, dass sich gleich zu Beginn des Spiels ein mächtiges Biometall mit Eurem Helden verbindet, was ihn oder sie zum Mega Man macht. Oder zur Mega Woman?
Der Clou ist jedenfalls, dass eine ganze Reihe dieser Biometalle im Spiel existieren und jedes unterschiedliche Fähigkeiten mit sich bringt: Das so genannte Model X ist die klassische, blaue Variante des Mega Man, in der er ganz schlicht schießen und Spezialschüsse aufladen kann. Model ZX hat zusätzlich eine Art Lasersäbel im Angebot, Model LX wiederum kann schwimmen, Model PX verfügt über ein Radar und so weiter. Selbstredend dürft Ihr zwischen den verschiedenen Metallen jederzeit wechseln, zunächst müsst Ihr sie jedoch erst einmal freispielen.
Dabei eröffnen Euch die Entwickler erstaunlich viele Freiheiten, da Ihr die vergleichsweise große Spielwelt weitgehend frei erkunden könnt. Unterwegs trefft Ihr währenddessen immer wieder auf Terminals, an denen Ihr Euren Spielstand speichert und nach Belieben neue Missionen annehmt. Das Spiel schreibt Euch nämlich keine genaue Reihenfolge für die Aufträge vor, sondern macht lediglich durch das Leveldesign - vergleichbar mit Nintendos Metroid-Reihe - gewisse Einschränkungen: Manche Abschnitte lassen sich nur mit einem bestimmten Modell bewältigen, manchmal versperren Euch Türen den Weg, für die Ihr eine Keycard benötigt.
Das alles könnte man als äußerst gelungen bezeichnen, wenn die weitläufige Welt denn nicht ihre Tücken hätte. Namentlich, dass Ihr häufig ziellos durch die Gegend laufen müsst, weil es keine zumindest ansatzweise brauchbare Karte gibt, die Euch den Weg weist. So heißt es dann schonmal in einer Missionsbeschreibung, dass Ihr doch bitte Sektor E-5 einen Besuch abstatten sollt. Aber wie Ihr dahin kommt, tja, das müsst Ihr schon selbst herausfinden. Und selbst wenn Ihr Sektor E-5 dann einmal entdeckt habt, benötigt es ein sehr gutes Gedächtnis, um ihn auch ein zweites Mal wieder zu finden.
Von diesem Schwachpunkt abgesehen, präsentiert sich das Spiel aber von einer guten Seite: Die Kombination aus Action- und vereinzelten Plattform-Passagen ist gelungen wie eh und je, die Steuerung simpel und eingängig, die zweidimensionale Grafik nicht außergewöhnlich, aber durchaus hübsch. Lediglich der stellenweise zu niedrige, dann wieder eindeutig zu hohe Schwierigkeitsgrad kann an den Nerven zerren.
Kurz und gut: Capcom hat mit Mega Man ZX das Rad nicht neu erfunden, aber einen guten Actiontitel konzipiert, der sich teils an der klassischen Mega-Man-Formel, teils an der modernen Konkurrenz orientiert. Dabei macht er vieles richtig, nur der ganze große Wow-Faktor will sich nicht einstellen - vielleicht auch, weil es mittlerweile so viele Ausgaben und Spin-Offs von Mega Man gab und gibt, dass echte Überraschungen einfach ausbleiben.