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Alt+F40: Mein Khajiit-Problem - wie Gloomhaven mich an meinem Charakter zweifeln lässt

Folge 44: Bin ich nur ein Langweiler - oder doch was Schlimmeres?

Was für eine Woche! Neuigkeiten zu Monkey Island, Max Payne und Tomb Raider, wir haben unseren ersten Newscast aufgenommen (aber Vorsicht: “Video killed the relatively obscure gamer-dad blogger”!) und das neue CMS … nun ja, es gibt uns noch und das ist doch schon mal was!

Ich gebe zu, in Sachen Spiele scheint sich die Branche bei all den Ankündigungen zu geliebten, altgedienten Marken wieder ordentlich um sich selbst zu drehen. Die “Fällt denen denn gar nichts Neues mehr ein”-Fraktion darf aber trotzdem diesmal ausnahmsweise schweigen. In unsicheren Zeiten gibt einem Vertrautes nun einmal Halt – Spiele wie diese erfüllen deshalb meiner Meinung nach keine komplett unwichtige medial-soziale Funktion. Und es ist ja nicht so, als könnten die Macher nicht auch ein paar neue Impulse aus den letzten Jahren mitnehmen.

Schau an: Reichtümer. Vor allem in Sachen Humor. Fühlen wir bald wieder diese kindliche Freude?

Ansonsten testen wir uns gerade wieder täglich auf Covid-19, weil wir am Wochenende engen Kontakt mit Freunden hatten, die wenige Tage später positiv waren. Ich bin nicht sicher, ob das unter die Alanis-Morissette-Definition von “ironisch” fallen würde, wenn es mich nun erwischen würde. Aber meine Einleitung der letzten Folge Alt+F40 drehte sich ursprünglich genau darum, wie sehr wir uns glücklich schätzen, dass uns der Mist bisher erspart geblieben ist. Ich hatte sie dann wieder gelöscht - aber offensichtlich nicht schnell genug…

Inhalt


Gloomhaven und der Kampf gegen meinen inneren Spießer

Ich habe endlich, endlich mit Gloomhaven angefangen! Diese Brettspiel-Umsetzung macht auch auf dem PC als Taktik-Rollenspiel eine fabelhafte Figur und drückt bei mir all die richtigen Knöpfe. Unbedingte Anschau-Empfehlung, wenn ihr Dungeon-Crawls mit etwas gemütlicherem Tempo, aber dafür umso folgenschwereren Entscheidungen liebt. Es ist problemlos möglich, einen Dungeon schon in der ersten Runde in einen nahezu unschaffbaren Höllentrip zu verwandeln, wenn man nur die richtigen (beziehungsweise falschen) seiner Karten “verbrennt”. Hier sind Weitsicht und Planung gefragt und ich genieße diesen Rhythmus sehr. Mit einer Einschränkung.

Nach Elden Ring hat auch Gloomhaven mal wieder eine persönliche Marotte von mir an die Oberfläche gespült, die ich nur zu gern loswürde. Nennen wir es einfach mal mein “Khajiit-Problem”. Meine Spiel-Persona ist genauso von Kopf bis Fuß auf Vanille getrimmt wie ich, der in jedem Spiel einfach ein totaler Normalo sein möchte. Standard in Klasse und Spezies. Und wer jetzt denkt, “klar, kenn ich”, hat ja gar keine Ahnung, wie viel Kraft es mich kostet, aus dieser Komfortzone auch nur punktuell herauszutreten. Mein innerer Schweinehund ist ein störrisches Biest, das am liebsten als Ritter mit Schwert und Schild in die Schlacht zieht und über andere Klassen und Fantasy-Rassen die Nase rümpft. Wäre er ein Mensch aus Fleisch und Blut, ich würde nichts mit ihm zu tun haben wollen.

Durchatmen. Akzeptieren, was niemand ändern kann. Ein besserer Mensch sein? Funktioniert im echten Leben auch.

Dummerweise fürchte ich, dass wir beide im Grunde dieselbe Person sind. Die Frage ist also: Bin ich nur ein Gewohnheitstier, das gerne mit Dingen arbeitet, die es intuitiv versteht? Oder sagt es auch ein paar düsterere Takte über mich und meinen Weltblick, wenn ich lieber auf ein neues Elder Scrolls verzichten würde, als mich als Argonier oder Katzenmensch durch Bethesdas schöne Lande zu bewegen? Was auch immer die Antwort ist, die wohl nur jemand aus mir herauskitzeln wird, der für so etwas ausgebildet ist – mir schwant, in den Welten der allermeisten Fantasy-Universen wäre ich keiner von den Guten, und das missfällt mir schwer.

Aber hey, vielleicht ist Gloomhaven da auch die richtige Konfrontationstherapie, die ich nur lange genug durchziehen muss! Bei der Party-Erstellung rieselte angesichts der wilden Mischung aus Baraka und Bergziege, die hier als Schwert-und-Schildklasse herhalten muss, reichlich Zahnmehl auf meinen Schreibtisch nieder. Schade, dass ich eine Party für gewöhnlich nicht ohne Heiler losschicke, denn der zwergenhafte Wasserkopf des Tinkerers machte die Freakshow komplett und entlarvte mich endgültig wieder als das engstirnige Dorfkind, als das ich nun einmal auf die Welt gekommen bin. Aber immerhin: Die ersten Dungeons sind gecrawlt, erste Quests absolviert und wenn ich so weiter mache, habe ich mir bald das dritte Party-Mitglied verdient. Das sieht dann vielleicht nicht so aus, als würde ich schreiend das Weite suchen, wenn es in der gut besuchten Methalle zuprostend neben mir Platz nähme.

Langsamer als ich es gewohnt bin - aber doch (fast) wie für mich gemacht: Gloomhaven.

In Wirklichkeit ist es auch und vor allem schön, was Spiele einem so über einen selbst verraten können. Ob man jetzt mit der Nase auf Gewohnheiten mit (vielleicht, vielleicht auch nicht) leicht zwanghaften Zügen gestoßen oder doch auf unbewusste, subtile Ressentiments aufmerksam gemacht wird: Das Wichtige ist, dass man es merkt – denn wie sonst könnte man daran arbeiten und vielleicht auch seinen Horizont ein wenig erweitern? Deshalb, an dieser Stelle ein Hoch auf Games, die uns den Spiegel vorhalten. Auf welche Art auch immer.


Weitere Notizen - KW 14/22

In der Rotation: Sowohl Kaiju Wars als auch der brillante Hüpfer, den ich letzte Woche erwähnte, aber nicht beim Namen nennen durfte, drehen hier noch ein paar Runden auf der Platte, bevor ihr an dieser Stelle Tests dazu lest. Auf Apple TV+ habe ich mit Slow Horses angefangen - Spionage-Thriller-Serie mit Gary Oldman und der Herzensbrecherversion von Simon Pegg, Jack Lowden. Humorvolle, aber finstere Show über eine entehrte Abstellgleis-Abteilung des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5, die in einen großen Fall reinstolpert. Macht Spaß und ist bereits für einen zweiten Durchlauf mit sechs Folgen erneuert.

Einen Look hat Kaiju Wars schon mal. Und was für einen. Eine Demo ist übrigens auf Steam erhältlich.

Musiktipp der Woche: The Okkervil River - Our life is not a movie or maybe. Schöner, schwungvoller Indie-Folk-Mix mit – klar, sind aus Texas – leichtem Country-Twang, der mir eigentlich immer gute Laune macht. Gesang und Texte entwickeln mehrfach erzählerische Qualitäten, wenn Will Sheff aus seinem Leben zu palavern scheint. Ich höre diese Band schon seit über einem Jahrzehnt, vergesse immer mal wieder, dass es sie gibt, nur um dann das Album The Stage Names einzuwerfen und es wieder am Stück durchzuhören. Hier der Opener der Platte:


Höhepunkt der Woche: Anknüpfend an mein Thema von letzter Woche muss ich sagen, dass ich aufrichtig überrascht bin, dass ich bei Triangle Strategy so langsam die Kurve kriege. Ich bin diese Woche brav Stück um Stück durch das größte Expositionswirrwarr – zumindest wenn ich vor 22:00 Uhr gespielt habe, später ist nicht die richtige Zeit für dieses Spiel – und bin jetzt tatsächlich richtig drin, in diesem etwas zu redseligen Taktikspiel. Ein gutes Zeichen ist, dass ich einige Charaktere interessant oder sympathisch finde, obwohl ihre Talente und Aktionen meiner Spielweise nicht gerade entgegenkommen. Könnte sich zu einem Geheimtipp entwickeln. Der andere Höhepunkt, wenngleich unter Vorbehalt, hat ebenfalls mit Folge 43 zu tun: Kaum schrieb ich den Klassiker Tactics Ogre, sichert sich Square Enix mit Tactics Ogre: Reborn ein neues Markenzeichen. Das Team von Triangle Strategy darf sich meinetwegen gerne daran machen, diese Reihe ganz und gar in die Neuzeit zu holen!

Was lange währt... Triangle Strategy hat mich endlich gepackt. Auch, wenn ich zugeben muss, dass ich Abends beim Spielen schon zwei Mal eingeschlafen bin. Kleinkindsvater-Narkolepsie und beredte Videospiele sind keine gute Kombination.

Mittelpunkt (?!) der Woche: Aktuell erinnert mich die Beta von Yagers The Cycle: Frontier daran, warum ich so ungerne Probephasen von Online-Games spiele: Wer hier dabei ist, ist so gut wie immer hohen Levels, super ausgerüstet und weiß genau, was er tut. Bisher sind die Kämpfe deshalb ausnahmslos schlecht für mich ausgegangen. Das Spiel kann nichts dafür, es ist noch nicht draußen, hat daher wenig, dafür aber umso engagiertere Spieler, von denen man nicht erwarten kann, dass sie beim Anblick eines überforderten Spieleredakteurs mitleidig die Waffen wegstecken. Sie scheinen eher daran interessiert, mich möglichst schnell von meinem Leid zu erlösen. Heute Abend versuchen Herr Schmädig und ich es noch einmal. Mal schauen, ob sich aus unserer Erfahrung als ehemaliges Rainbow Six Siege-Squad nicht doch ein wenig Kapital schlagen lässt…


Tiefpunkt der Woche: Stoppt mich, wenn ich euch langweile, aber ich muss mal wieder über Picard motzen - und nein, ich habe Season zwei noch nicht gesehen. Mir reichen die Artikel, die ich dazu lese und Video-Rezensionen, die ich geschaut habe. Aber um die aktuelle Staffel geht es auch gar nicht. Nein, sie haben jetzt schon einen Teaser zu Season drei veröffentlicht, während die zweite Staffel gerade in der Mitte ankommt. Ein irrsinnig transparenter und klebriger Move von Paramount! Der Teaser zitiert so gut wie den kompletten Original-Cast von The Next Generation herbei und verspricht endlich das, woran die ersten beiden Staffeln nicht im Geringsten interessiert waren: den Geist von TNG wieder aufleben zu lassen. Für mich riecht das nach einer Verzweiflungstat, um vergrämte Fans davon abzuhalten, sich jetzt schon (wieder) auszuklinken. Manchmal wünschte ich, dass ich konsequent genug wäre, mich hiervon fernzuhalten. Wir werden sehen, ob es mir gelingt.

Steht schon am Fenster und wartet darauf, dass DHL den neuen Topf bringt.

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