Men of War 2 im Test - Der neue Strategie-Kracher oder doch nur Mittelmaß?
Historische Kriegsspiele.
Bis Men of War 2 erschienen ist, hat es lange gedauert. Es ist eine Fortsetzung des 2009 veröffentlichten Men of War, was nicht heißt, dass in der Reihe zwischendurch nichts passiert ist. Es gab einige Ableger und so weiter, aber das hier ist die richtige, direkte Fortsetzung. Und es ist ein Spiel, in dem ihr mit wenig Material möglichst viel machen müsst. Was nicht immer einfach ist, denn der Schwierigkeitsgrad schwankt mitunter doch recht stark.
Mehrere Kampagnen, aber das ist nicht das Wichtigste
An Content mangelt es Men of War 2 dabei keineswegs. Im Gegenteil, das Spiel hat einiges zu bieten. Es gibt insgesamt drei Story-Kampagnen, in der ihr die Amerikaner, Sowjets und Deutschen spielt. Bei den Sowjets übernehmt ihr die Verteidigungskräfte an der Ostfront, mit den Amerikanern müsst ihr in der Normandie mit knappen Ressourcen improvisieren und euch an das Terrain anpassen. In der deutschen Kampagne spielt ihr einen alten und desillusionierten Offizier der Wehrmacht, der sich auf dem Rückzug befindet und nicht mehr tun kann, als die Niederlage noch herauszuzögern.
Außerdem gibt es noch historische Kampagne, die sich mit der sowjetischen Operation Bagration und der amerikanischen Operation Overlord befassen, sowie einen Conquest-Modus, in dem ihr auf einer Übersichtskarte spielt. Ach ja, den Raid-Modus mit 16 aufeinanderfolgenden, kurzen Schlachten wollen wir hier keineswegs unterschlagen. Also ja, Singleplayer-Content ist schon mal vorhanden!
Die wichtige Frage ist hier jedoch: Bedeutet Quantität auch Qualität? Da besteht noch Potenzial zur Verbesserung. Es ist nicht so, als ob die Geschichten irgendwie besonders gut oder herausragend geschrieben werden, vielmehr ist es bestenfalls okay. Hinzu kommen klischeebeladene Dialoge und Situationen. Kann man grundsätzlich darüber hinwegsehen, schlimmer sind jedoch teils drastische Schwankungen beim Schwierigkeitsgrad, mit denen besonders Einsteiger zu knabbern haben könnten. Es stellt sich eher die Frage, ob Men of War 2 das richtige Spiel für Einsteiger ist. Tendenziell eher nicht. Auf jeden Fall solltet ihr, wenn ihr damit beginnt, die sowjetische Kampagne nicht zuerst spielen, das nur als kleiner Tipp am Rande.
Abseits dessen präsentiert sich das Spiel auch im Hinblick auf seine Missionsziele RTS-typisch. Zerstört Flussübergänge, um den Feind vom Nachschub abzuhalten, oder eine Reihe von Luftabwehrgeschützen. Ihr kennt das. Das Gute ist, dass es häufig genug mehr als einen Weg gibt, um dieses Ziel zu erreichen. Die Schwierigkeit ist, diese Wege zu finden. Es ist fast wie eine Art Rätsel, das es zu knacken gilt. Ein kniffliges Rätsel, denn eure Ressourcen beziehungsweise Truppen sind begrenzt.
Der Multiplayer steht im Fokus
Das eigentliche Herzstück von Men of War 2 ist allerdings der Multiplayer-Modus. Das merkt ihr alleine schon daran, dass ihr nach dem Start des Spiels direkt den Multiplayer-Bildschirm vor euch habt. Auch, wenn es noch so viel Solo-Content geben mag, es wirkt dadurch ein bisschen wie Beiwerk. Erst recht, wenn man bedenkt, dass eine Online-Verbindung zwingend erforderlich ist, selbst wenn ihr nur den Solo-Modus spielt. Dass ihr aus einem Singleplayer-Match geworfen werdet, weil ihr gerade mal eine Zeit lang nicht am Rechner seid, kann passieren. Und ich sehe hier wirklich nicht den ersichtlichen Grund dafür, warum das notwendig ist.
Was den Multiplayer-Inhalt anbelangt, gibt es zum Beispiel den Battalions-Modus. Hier haben wir größere Schlachten, denn es können maximal zwei Fünferteams gegeneinander antreten. Combined Arms fällt da je nach Wahl schon etwas kleiner aus, hier ist von 1vs1 bis zu einem 3vs3 alles möglich. Und dann ist da noch das klassische Multiplayer-Match mit all seiner Flexibilität. Dort gibt es viele mögliche Modifikatoren und Parameter, um die Matches wirklich an eure eigenen Bedürfnisse anzupassen. Wenn ihr möchtet, lässt sich zum Beispiel eine Partie einrichten, in der ausschließlich Panzer kämpfen.
Schaut, was ihr aus dem macht, was ihr bekommt
Im Grunde ähnelt sich das Gameplay von Men of War 2 über alle Spielmodi hinweg. Die einzige Ausnahme bildet da der Conquest-Modus. Ansonsten habt ihr nur begrenzt Ressourcen und Material zur Verfügung und müsst letztlich das Beste aus dem machen, was euch hier zur Verfügung steht. Was, wie erwähnt, nicht immer so einfach ist. Ihr müsst wohlüberlegt agieren und handeln. Punkte erhaltet ihr zum Beispiel für das Erfüllen von Aufgaben und Zerstören von Feinden, damit beschafft ihr euch wiederum neue Einheiten. Und dann gibt es noch in manchen Spielvarianten Upgrade-Levels, durch die ihr nach und nach bessere Truppen freischaltet.
Davon gibt es definitiv eine Menge. Mehr als 400 verschiedene Einheitentypen sind vorhanden. Boden- und Luftfahrzeuge gleichermaßen wie Offensiv- und Verteidigungsgerät oder Unterstützungsfahrzeuge. So ziemlich alles, was ihr euch vorstellen könnt. Das verdeutlicht zugleich, welch wichtigen Stellenwert die Kriegsmaschinerie zur damaligen Zeit hatte und was man sich alles ausdachte. Und natürlich kommt bei allem das Stein-Schere-Papier-Prinzip zum Tragen.
Es gibt für so ziemlich alles ein Gegenstück und ihr müsst in der Schlacht viele Faktoren berücksichtigen. Das reicht von der geeigneten Deckung, den Sichtlinien, der Umgebung bis hin zu verschiedenen Arten von Munition. Und Letztere ist natürlich nicht endlos vorhanden. Ebenso können durch Treffer zum Beispiel Panzerbesatzungen sterben oder einzelne Teile kaputt gehen. Je nach Situation bringt euch dann ein Panzer nicht mehr viel, noch bevor er explodiert. Bei all dem könnt ihr euch dann aber wirklich gänzlich auf das Kommandieren eurer Truppen konzentrieren, denn ihr müsst hier nichts bauen oder euch um eure Basis kümmern. Einfach das pure Schlachtfelderlebnis.
Was die technische Qualität des Spiels anbelangt, sieht alles vernünftig aus. So, wie man es erwartet. Zumindest, solange ihr nicht weit hinein zoomt. Dann sieht es schon weniger begeisternd aus. Die Animationen sind nicht die Besten, die Texturen wirken nicht mehr ganz so detailliert. Aber gut, wer Titel wie Men of War 2 spielt, tut das vermutlich weniger aufgrund der Grafik, sondern mehr aufgrund des Gameplays. Und nicht jedes Spiel muss technisch Bäume ausreißen.
Men of War 2 - Fazit
So richtig von den Socken gehauen hat mich Men of War 2 leider nicht. Zumindest nicht gänzlich. Es gibt zwar viele spielerische Details und Tiefgang, doch der schwankende Schwierigkeitsgrad entpuppt sich mitunter als frustrierend und macht es euch nicht immer leicht. Nichts gegen unterschiedlich schwere Missionen, aber man muss da schon das richtige Fingerspitzengefühl beweisen. Zudem nervt die durchgehende Online-Pflicht. Häufig genug dürfte das zwar kein Problem für die meisten Leute sein, aber ich hatte zum Beispiel in den letzten Tagen Internetprobleme, was das Spielen von Men of War 2 nicht gerade angenehm machte. Anders gesagt: Online-Pflicht beim Spielen von Solo-Inhalten geht in meinen Augen gar nicht.
Letztlich ist Men of War 2 nicht unbedingt das ideale Spiel für Neueinsteiger in diesem Genre. Aber das ist okay, solange ihr es im Vorfeld wisst. Habt ihr schon einiges an Erfahrung mit Echtzeitstrategie, sollte das jedoch kein Problem für euch darstellen. Es macht Spaß, die Situationen zu knacken, die euch das Spiel vor die Nase wirft, auch wenn die Geschichten rundherum eher zum Vergessen sind. Anders gesagt: Men of War 2 ist alles andere als perfekt, für unterhaltsame, taktisch geprägte Schlachten reicht es aber allemal.
Men of War 2 | |
---|---|
PRO | CONTRA |
|
|