Mercenaries 2: World in Flames
Next-Gen-Spiel in Last-Gen-Engine
Immerhin halten sich die genretypischen Pop-Ups in Grenzen, aber ärgerlicherweise gibt es dennoch so viel mehr, das einen enttäuschenden Eindruck hinterlässt: Das GPS schickt Euch überall hin, sehr selten jedoch an Euer eigentliches Ziel. Das Fahrmodell - zugegebenermaßen auch bei anderen Genrevertretern kein Pluspunkt - ist extrem simpel, lässt Euch mit höchster Geschwindigkeit problemlos um enge Kurven rollen und manchmal bei kleinsten Bodenwellen abheben.
Ein zumindest rudimentäres Cover-System sucht Ihr vergeblich und -- Ich muss nicht weitermachen, oder? Zusammenfassend könnte man sagen: Mercenaries 2 ist ein Spiel mit einigen Next-Gen-Ideen und vielen Last-Gen-Features in einer katastrophalen Engine.
Was mich davon abhält, es richtig zu verreißen? Es macht mir trotzdem so verdammt viel Spaß. Das mag angesichts all der genannten Probleme schwer nachvollziehbar klingen, doch vielleicht trägt diese gewisse Unbeholfenheit einen Teil zu dem leicht anarchistischen Flair des Spiels bei. Damit will ich die Schwächen nicht schönreden, auf keinen Fall. Aber Mercenaries 2 ist für mich so ein bisschen der Indie-Film unter den Open-World-Blockbustern: Gut gemeint, etwas zu billig realisiert, im Gegenzug mit diesem netten, persönlichen Touch, der manchen Hochglanz-Produkten fehlt. Es versucht nicht, etwas Intellektuelles, Anspruchsvolles zu sein - und deshalb kann es daran auch nicht scheitern.
Ihr spielt einfach einen Söldner, der zwar ebenfalls auf der Suche nach jemandem ist, sich in erster Linie aber für seine Kohle interessiert und für kaum etwas anderes. Nach einer knappen Einleitung scharrt er (oder sie, denn es stehen drei Charaktere zur Auswahl) ein paar Mitstreiter um sich, nimmt Aufträge der verschiedenen Fraktionen an und jagt Zeug in die Luft. Nicht mehr, nicht weniger.
Mal bezahlt Euch ein Öl-Konzern, mal sind es die Vereinten Nationen, mal ist es China, mal sind es Venezolaner. Eigene Interessen stehen dabei im Hintergrund - wer gute Kohle hinblättert, erhält den Zuschlag. Großartige Gefühle sind und wären da fehl am Platz.
Nicht fehl am Platz ist der neue Co-Op-Modus, der einen zweiten Söldner jederzeit über das Internet ins Spielgeschehen einsteigen lässt. Ein Splitscreen-Modus ist entgegen früherer Ankündigungen zwar nicht enthalten, nur will ich mir überhaupt vorstellen, wie der in Anbetracht der Engine und ihrer Bugs aussähe? Ich glaube nicht. Online funktioniert's jedenfalls prima und dass es zu zweit sogar noch einen Tick lustiger ist, die Umgebung zu zerlegen, bräuchte ich im Grunde wahrscheinlich gar nicht zu erwähnen. Ist es nämlich.
Genauso ist das gesamte Spiel mindestens einen Tick lustiger, als es den Anschein haben mag. Ja, die Anzahl der Fehler und Glitches ist eine Frechheit. Nein, die Grafik erreicht bei Weitem nicht das Niveau, das man von einem 360-Titel erwarten darf. Und, stimmt, die Featurepalette ist insbesondere was das Schießen angeht nicht sonderlich zeitgemäß.
Vielen anderen Spielen würde ich dafür ein paar unfreundliche Worte um die Ohren hauen, bei Mercenaries 2 allerdings entlockt mir diese Aufzählung höchstens ein: "Ja, und?". Ich kann einem Titel, der mir so viel Spaß macht, nicht böse sein. Erst recht nicht einem Titel, der den meisten so genannten Open-World-Spielen ihre Linearität aufzeigt. Ich kann die Schwächen in der Wertung wiedergeben und das tue ich. Aber jemandem ernsthaft vom Kauf abraten? Sorry, das kann ich nicht.
Mercenaries 2 ist für Xbox 360, PlayStation 3, PC sowie PlayStation 2 seit kurzem erhältlich.