Skip to main content

Mercenaries Saga 3 - Test

Eine Kopie von Final Fantasy Tactics - in einfach und mit Schwächen.

Ein Spiel wie ein Skelett von Final Fantasy Tactics. Mit Haut und Fleisch wär's besser, so macht's aber trotzdem Spaß.

Ich erinnere mich gerne an Final Fantasy Tactics. Ich spielte es im Urlaub auf Norderney. Das Wetter war nicht gut, der Wind war stark, aber ich harrte dennoch am Strand aus und ließ mich vom umherwehenden Sand auspeitschen. Der Grund dafür: Ich hatte eben dieses tolle Spiel auf meinem Game Boy Advance. Ein sehr fesselndes, taktisches Rollenspiel, das bis heute einen Platz in meinem Spielegedächtnis hat. Konnte man super auch am Strand spielen und alles um sich herum vergessen. Mercenaries Saga schlägt in eine ähnliche Kerbe und kommt wie Final Fantasy aus Fernost. Dort spielen das viele Menschen auf ihren Smartphones, hier gibt's zumindest Teil zwei auch auf Konsolen. Und jetzt auch den dritten. Hat mich dieser Teil so begeistert wie seinerzeit Final Fantasy Tactics? Nein. Aber eine nette Erinnerung daran bietet das Spiel allemal.

Menüs: Damit werdet ihr es in Mercenaries Saga 3 viel zu tun haben.

Mercenaries Saga 3 beginnt mit ein paar Texteinblendungen zu einer recht belanglosen Story. Kontinent A kämpft gegen Kontinent B. Dafür, dass die Geschichte eigentlich so simpel ist, wird aber relativ viel geredet. Figuren, die ihr nicht kennt, tauschen sich über Dinge aus, die euch nichts sagen. Dann irgendwann beginnt der erste Kampf und, zugegeben, der sieht genau aus wie Final Fantasy Tactics damals aussah. Die Entwickler haben offensichtlich pixelgenau die Ästhetik des Square-Klassikers kopiert. Das hat bei mir ein paar Minuten lang für ein sehr heimeliges Gefühl gesorgt, das aber jäh enttäuscht wurde, als ich erfahren habe, dass das Interface eben genau dieser Ästhetik nicht folgt. Schnell hatte ich meine Figuren auf dem Schlachtfeld platziert und ihnen Befehle zu geben, nur um dann festzustellen, dass ich einige von ihnen jetzt nicht mehr zielgenau anwählen kann, weil ich einfach meinen eigenen Cursor nicht mehr sehe. Es hätte sich bei einem taktischen Rollenspiel auf dem 3DS eigentlich mehr als angeboten, den unteren Bildschirm für taktische Kommandos via Touchscreen zu nutzen. Gibt's aber nicht. Ihr steuert ein isometrisches Spielgeschehen mit dem Digi-Pad. 3D bekommt ihr übrigens auch nicht. Das Spiel hätte gefühlt genau so auch auf dem Game Boy Advance erscheinen können.

Es lohnt sich aber durchaus, ein bisschen Zeit zu investieren. Ich gebe zu, dass ich nach meinem ersten Mal Mercenaries Saga 3 das Spiel erst mal zwei Tage habe liegen lassen. Dann hatte ich eine ruhige Minute, fing es wieder an und versuchte, über die genannten Schwächen hinwegzusehen. Das bedeutet: Wenn ich meinen Cursor nicht gesehen habe, musste ich mir eben aus seiner letzten sichtbaren Position und meinen Eingaben zusammenkonstruieren, wo er gerade ist. Das hat trotzdem zu diversen Fehleingaben geführt, aber irgendwie hat's funktioniert. Und dann, ja dann, macht das Spiel plötzlich Spaß. Denn in seinen Grundmechaniken funktioniert es, auch wenn es nichts Besonderes ist - ihr könnt rundenbasiert mit euren Figuren angreifen, Spezialfähigkeiten einsetzen, Items benutzen. Was man auch in Final Fantasy Tactics eben so gemacht hat. Zwischen den Missionen, die übrigens streng linear ablaufen, könnt ihr im Shop neue Ausrüstung kaufen und eure Figuren hochleveln. Auch hier merkt man dem Spiel sein geringes Budget an - alles wird ausschließlich über Menüs gesteuert. Es ist funktional, die Atmosphäre, die aber beispielsweise eine kleine Stadt hätte, in der ihr euch von einem Haus zum anderen bewegt, erzeugt ein solches System nicht.

Statusanzeigen: Auch damit wird im Spiel nicht gerade gegeizt.

Aber: Mercenaries Saga 3 kostet 5,99 Euro. Es ist eben eine enorm kleine Portion Taktik-Spiel und dafür funktioniert es eigentlich nicht schlecht. Denn taktische Rollenspiele sind eigentlich eher langatmige Spiele. Bei XCOM kann ich mich viele Stunden am Stück vor PC oder Konsole in Decken hüllen und mich durch komplexe Missionen denken, selbst Fire Emblem auf dem 3DS ist für das schnelle Spiel in der U-Bahn nur bedingt geeignet. Mercenaries Saga funktioniert in diesem Zusammenhang super - mal schnell 20 Minuten in der S-Bahn zur Verfügung? Da werdet ihr eine Mission vielleicht gut schaffen. Und vor allem: Ihr werdet sogar noch Lust auf die nächste haben. Denn die Entwickler haben sich bemüht, euch nicht allzu häufig die gleiche Aufgabe zu stellen. Ihr müsst also nicht immer einfach alle Gegner ausradieren, sondern könnt euch auch mal nur auf bestimmte konzentrieren. Mal starten alle Figuren am gleichen Fleck, mal fordert euch das Spiel heraus, indem eure Helden auf den entgegengesetzten Seiten der Karte erscheinen.

Interessant auch: Jeder Gegner hat einen bestimmten Aggro-Radius. Bewegt ihr euch als Gruppe also vorsichtig vorwärts, könnt ihr regelmäßig eure Wunden lecken, geht ihr dagegen allzu offensiv vor, habt ihr auch alle Gegner gleichzeitig an der Backe. Zumindest wenn ihr all eure Helden am gleichen Fleck habt, werdet ihr euch also möglichst langsam vortasten, was Mercenaries Saga 3 sogar noch einen etwas eigenen Touch im Vergleich zum Vorbild Final Fantasy Tactics gibt.

Genug Punkte vorausgesetzt, könnt ihr nach den Missionen die Klasse eurer Charaktere erweitern.

Am Ende ist Mercenaries Saga 3 aber trotzdem hauptsächlich ein Spiel für große Fans von Rundentaktikspielen. Es funktioniert, von technischen Schwächen abgesehen, relativ gut, sämtliche Mechaniken greifen gut ineinander. Es sind die simplen Motivationsformeln, die im Kopf greifen: Von euren jüngst erspielten Erfahrungspunkten könnt ihr eure Fähigkeiten hochleveln und wenn ihr eure Gegner dann im nächsten Level mit einem besonders starken Angriff treffen könnt, machen sich eben diese Investitionen bezahlt. Mercenaries Saga 3 hat nicht alles, was ein wirklich gutes Taktik-Spiel haben muss, aber es hat ein funktionierendes Skelett. Das ist keine Sensation, aber es reicht, um Spaß zu machen.


Entwickler/Publisher:Rideon/Circle Entertainment - Erscheint für: 3DS - Preis: 5,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: 3DS - Sprache: englische Bildschirmtexte - Mikrotransaktionen: Nein

Schon gelesen?

Markus Grundmann Avatar
Markus Grundmann: Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

Verwandte Themen