Metal Gear Solid HD Collection Vita - Test
Die Umsetzung dieser Sammlung versteht "HD" und "Collection" als durchaus dehnbare Begriffe.
Der Button auf dem Touch-Display der Vita sorgte nur kurz für Irritation. "Metal Gear Solid HD" meine ich dort gelesen zu haben, bevor der Home-Screen nach einem kurzen Antipper dem Ladebildschirm Platz machte. Von "Collection" keine Rede - vielleicht war das Zeichenlimit erreicht. Und dann schwebt mein Zeigefinger über dem Auswahlbildschirm dieser "Sammlung", der ich als Umsetzung der sehr gelungenen MGS HD Collection für die PS3 und Xbox 360 doch ein bisschen fiebrig entgegensah, und muss mich fragen, ob es sich bei der Auslassung im Titel nicht um einen freudschen Verschreiber handelte. Denn: Ein Spiel fehlt. Von Peace Walker keine Spur.
Letztlich liegt es an der Lizenzlage zwischen Sony und Konami, ist aber trotzdem gleich in mehrfacher Hinsicht ärgerlich. Zum einen dürfte die Konvertierung Peace Walkers nach Bluepoints exzellenter Vorarbeit auf den Konsolen nur noch mit dem geringsten Aufwand verbunden gewesen sein. Zum anderen suggeriert der identische Titel, dass man hier einen vergleichbaren Gegenwert erhält, wie bei der "großen" Collection, die im Februar erschien (und bei der damals schon alle weinten, dass MGS 1 nicht dabei war). Nicht zuletzt angesichts des mittlerweile annähernd gleichen Preises - je nachdem wo man einkauft - liegt das nur nahe. Stattdessen werden Spieler, die sich diese Sammlung gleich zweimal zulegen, um dank Kojimas neuem "Transfarring"-System Spielstände zwischen Konsolen und Handheld hin und her zu schieben, bitter enttäuscht. Vielen, die Peace Walker seinerzeit wegen der PSP als Hardware-Voraussetzung scheuten, dürfte dieser neue "Spiel-überall"-Komfort eine große Verlockung gewesen sein.
Und auch wenn ich dieses Paket noch lange nicht als Mogelpackung bezeichnen will - immerhin garantieren MGS 2 und 3 bis heute viele Stunden wirklich außergewöhnlicher Unterhaltung -, so zielt der Titel obendrein etwas daneben, wenn er von "HD" spricht. Wenn man angesichts des leichten Kantenflimmerns mal bei Kollege Richard Leadbetter von Digital Foundry vorbeischaut, wünscht man sich schon ein bisschen, Konami hätte vielleicht einen anderen Namen auf die Packung gedruckt: Der Titel nutzt nicht die native Auflösung des Vita-Screens, sondern stattdessen eine, die näher am PS2-Original und pixelmäßig nur in der Breite besser bestückt ist. Wenn weder der Inhalt noch die technische Umsetzung (abgesehen von den knackscharfen HUDs) das Label in der Form rechtfertigen, wie es auf der Schachtel prangt, ist das schon ein bisschen ... seltsam.
Letzten Endes bekommt man hier nämlich immer noch kompetente Umsetzungen von zwei PS2-Spionage-Abenteuern, von denen man nie gedacht hätte, sie irgendwann mal auf einem Unterwegs-Spielgerät zu erleben. Der farb- und kontraststarke Bildschirm der Vita setzt gerade die Dschungelumgebungen von MGS3 ins beste Licht und auf der kleineren Diagonale sehen auch die grobschlächtigeren Modelle des Vorgängerspiels immer noch wirklich gut aus. Rein von der Bildqualität her also trotz etwas enttäuschender Auflösung ein Gewinn im Vergleich mit den PS2-Originalen.
Was die speziellen Talente der Vita angeht, wird hier über die Touch-Felder hauptsächlich der Mangel an Buttons im Vergleich zum DualShock ausgeglichen, was meiner Meinung nach immer noch der eleganteste Einsatzbereich dieser Hardwaremerkmale ist. Es funktioniert, fühlt sich dank der zwei Analogsticks ebenso gut an wie damals, selbst wenn das Steuerungslayout heutzutage überladen und außer Mode anmutet. Trotzdem haben wir hier zwei detailfreudige Agentenschleicher mit üppiger Aufmachung und wechselweise wahnsinnig guten oder gut wahnsinnigen Geschichten.
Und damit haben wir es eigentlich auch schon: Für knapp 30 Euro ist dieses Paket immer noch empfehlenswert. Gegen die Spiele an sich lässt sich nichts einwenden. Die sind, mit erwähnten Abstrichen bei der Handhabung, eine ziemlich zeitlose Geschichte. Diese Serie war maßgeblich mitverantwortlich dafür, den Games das Blockbustern beizubringen - noch immer inszenieren sie die meisten anderen Titel an die Wand als gäbe es kein Morgen. Wer sie noch nicht kennt, hat dringenden Nachholbedarf.
Es ist nur leider so, dass dies hier nur die zweitbeste Art ist, die Teile zwei und drei der Reihe zu genießen. Und als angedachtes Satellitenspiel zur Heimkonsolen-HD-Version ist die Vita-Umsetzung wegen des fehlenden Peace Walker ohnehin nur mit derben Einschränkungen zu empfehlen. Vielleicht ist es aber sowieso besser, wenn die Serie vorerst dort zuhause bleibt, wo sie groß geworden ist: Auf gigantischen Diagonalen und klanglich von einem üppigen Heimkino-System unterstützt.