Metal Gear Solid: Rising

Eine Frage, die hier gestellt wurde, kann ich leider nicht beantworten. Es ist noch ein wenig unklar, ob die Zeitlupe endlos genutzt werden kann, aber ausgehend von der Präsentation würde ich erstmal „Nein“ sagen. Raiden schnippelte sich in einer sandigen Gegend in recht handelsüblicher Hack&Slay-Manier durch ein paar Wachen, nahm die letzte in Zeitlupe auseinander und zerlegte dann schließlich eine Wassermelone nach allen Regeln der Servierkunst.

Dies sollte zum einen natürlich die Präzision demonstrieren, mit der man die Schnitte setzen kann, war aber gleichzeitig ein kleines Nicken in die Richtung der Umgebungsobjekte, die sich allesamt zerhackstückeln lassen. Ok, fast alle. Der Van der Wachen ist ein legitimes Opfer, wie auch diverse Säulen, so ziemlich alle Fahrzeuge und kleinere Strukturen. Ihr werdet nicht den ganzen Level in kleine Streifen schneiden können. Es soll auch so noch genug für das Schwert zu tun geben. Was dagegen überhaupt nicht erwähnt wurde, war die Art der Einbindung von Move und Kinect.

Nicht alle Gegner, speziell große Cyborgs lassen sich einfach so besiegen. Hier soll das Freischneiden taktisch genutzt werden, um Schwachstellen in der Panzerung herauszufinden oder Gebäudeteile auf den Riesen stürzen zu lassen, um ihn zu schwächen. Auch müsst ihr daran denken, dass es „Schneiden und Nehmen“ heißt. In Abhängigkeit davon, wo ihr schneidet, könnt ihr unterschiedliche Beute aus dem Inneren der Roboter und Cyborgs bergen.

Für die Story werden dabei besonders die Informationen wichtig sein, der Rest dürfte mehr eurem Gusto überlassen bleiben. Was man halt gerade so braucht. Andere Waffen neben dem Schwert wird es auch geben, aber diese sind mehr als Ergänzung zu verstehen. Nennenswerte Schusswaffen waren bisher jedenfalls noch nicht auszumachen.

Solltet ihr jetzt den Verdacht haben, dass sich Metal Gear vom Stealth komplett verabschiedet und nun vollständig auf Hack&Slay-Pfaden wandelt, kann ich euch beruhigen. So beherzt war die Verwandlung dann doch nicht, auch wenn die Unterzeile nun nicht mehr „Tactical Espionage Action“ sondern „Lightning Bolt Action“ lautet. Hey, wartet. Hier ist eine Idee: Lightning, Raiden, japanisch für Blitz und Donner, Christopher Lambert, Mortal Kombat, Reptile, Snake, Big Boss… RAIDEN IST BIG BOSS! Ok, vielleicht doch nicht, aber die Serie macht es einem immer leicht, wilde, paranoide Schlüsse zu ziehen. Zurück zum Thema.

Die Vertikale wird dank der athletischen Fertigkeiten von Raiden eine wichtige neue Bewegungsrichtung sein, wenn er sich wesentlich schneller als alle anderen Metal-Gear-Helden bisher an den Feind heranpirscht. Sein Vorgehen soll nicht dem vorsichtigen Annähern entsprechen, dass man bisher am Boden herumrobbend kannte. Raiden mimt den leisen und sehr schnellen Jäger, womit man Rising eine gedankliche Nähe zum letzten Splinter Cell bescheinigen kann. Scheinbar lief die Zeit für taktisch-ruhige Stealth-Games irgendwann ab. Trotzdem, Rising wird also mitnichten ein Cyber-Bayonetta, sondern will sich den Spirit der Reihe auch spielerisch wahren. Nur etwas schneller und beweglicher halt.

Wie es den allerersten Eindruck macht, könnte dieses Vorhaben absolut gelingen. Rising will kein MGS5 sein, sondern etwas Eigenständiges mitbringen, was mit Zan Datsu und der stark erhöhten Beweglichkeit sicher gelingen kann (ich möchte jetzt schon fast „wird“ statt "kann" sagen). Der Part, mit dem ich so mein Problem habe, ist Raiden. Das ist selbst nach Maßstäben einer Serie, die ihr „reales“ Setting immer weit zu strecken verstand, schlicht eine Sci-Fi-Anime-Comicfigur. Als Videospielheld geht das völlig in Ordnung, nur hoffe ich, dass Rising nicht versucht, mir auf der einen Seite Cyborg-Super-Raiden vorzusetzen und auf der anderen dazu moralisch tiefgreifende weltpolitische Fragen zu servieren. Einem Snake kann ich das gerade noch abkaufen, bei Raiden sehe ich das nicht. Aber wie gesagt, selbst das würde den Spaß des Schnetzelns wahrscheinlich kaum mindern. Als Spiel lag Metal Gear schon immer weit vorn und daran wird sich mit Metal Gear Solid: Rising wohl wenig ändern.