Metal: Hellsinger ist wie ein heftiger Metal-Track auf Dauerschleife
Geil, bietet aber wenig Abwechslung.
Der Name sagt eigentlich schon alles, was man wissen muss. Wir hören Metal in der Hölle und der Gesang ist die treibende Kraft, um die sich in Story und Gameplay alles dreht. Wir spielen eine Dämonin, die nur "die Unbekannte" genannt wird und sich mit einem zerrissenen Tuch vermummt. Sie spricht kein einziges Wort, aber nicht, weil sie dafür zu cool ist, nein, diesmal ist die Antagonistin Red Judge schuld. Die Herrscherin der Hölle hat uns nämlich die Stimme geklaut und wir wollen sie natürlich wiederhaben - auch, wenn wir dafür wortwörtlich durch die Hölle gehen müssen. Das Erzählen übernimmt deshalb ein Schädel, den wir immer bei uns tragen. Insgesamt ist Metal: Hellsinger unfassbar "edgy". Aber auch, wenn man nicht gerade seine rebellische Teenager-Phase hat, kann der Rhythmus-Shooter extrem cool sein.
Ein taktvoller Shooter zum Abrocken
Das Spielprinzip ist simpel. Ihr schlagt und schießt mit Nah- und Fernkampfwaffen auf Dämonen. Dabei müsst ihr mit euren Hieben und Schüssen die Taktschläge erwischen, denn sonst macht ihr kaum Schaden. Auch ist eure Präzision dafür verantwortlich, wie viel von der Musik ihr mitbekommt, denn die volle Erfahrung mit allen Instrumenten und Gesang bekommt ihr nur, wenn ihr die Anzeige oben in der Mitte immer schön auf dem Maximum von 16 haltet. Das Gunplay hat noch etwas Luft nach oben, hat sich aber trotzdem solide genug angefühlt. Heilen könnt ihr euch durch Ausführen eines Finisher-Moves, der nur im Takt funktioniert oder durch das abschießen von grünen Kristallen, die hier und dort einfach aus der Höllenwand wachsen. Da hat wohl jemand einen grünen Daumen da unten.
Ihr startet in der Vorhölle, die ein Tutorial darstellt - eine kürzere und einfachere Version von dem, was in der Unterwelt auf euch zukommt. Danach folgen die acht weiteren Kreise der Hölle mit jeweils einem eigenen Song der mitwirkenden Interpreten, den ihr nach dem Freischalten jederzeit in voller Länge im Spiel anhören könnt - der Soundtrack ist also quasi inklusive. Eine wunderbar passende Aufteilung der Lieder und Levels. Leider nicht vollständig durchgezogen, denn die einzelnen Höllenkreise passen thematisch nicht zu ihrer Todsünde. Verschenktes Potenzial, aber auch so habe ich mich über dieses nette Detail sehr gefreut.
Musikalisch hat Metal: Hellsinger echt was auf dem Kasten. Die Songs von Arch Enemys Alissa White, Dark Tranquilitys Mikael Stanne und einigen weiteren großen Namen der Metal-Blase gehen gut ins Ohr und praktischerweise auch durch die Hand. Die harten Songs, zu denen man auf einem Konzert sicher den Kopf wild umherschwingen würde, sind traumhaft, wenn es darum geht selbst einen Takt zum Schießen zu behalten. Für gutes Rhythmusgefühl werdet ihr mit Punkten belohnt, die im Grunde nur dazu dienen, euch mit anderen Spielern oder führenden High-Scores zu vergleichen.
Selbst die Waffen sind brutal Metal
Aufgebaut sind die einzelnen Level immer gleich. Ihr werdet auf einem linearen Pfad durch mehrere Räume oder Freiflächen gelotst und landet am Ende bei Red Judge. Sie ist nach jedem Höllenkreis euer Boss - nur erhält sie jedes Mal ein paar Mechaniken dazu und auch optisch erhält die Stimmendiebin bei jedem Date ein paar schicke Features, die euch dazu zwingen eure Position zu ändern, Objekten auszuweichen oder gegen ihre Untergebenen zu kämpfen.
Auch ihr könnt immer noch einen drauflegen. In den meisten Höllenkreisen könnt ihr zusätzlich zu euren zwei Standardwaffen - Schwert und flammen spuckender Fernkampf-Totenkopf - eine neue Waffe aufsammeln. Von Schrotflinte bis hin zu Höllenraben-Wurfsicheln ist hier allerlei Abwechslung geboten. In einen neuen Höllenkreis dürft ihr allerdings nur eine begrenzte Anzahl an Waffen mitnehmen. Taktisch wählen könnt ihr nicht wirklich, denn ihr wisst nicht welche Dämonen oder Bossmechaniken euch erwarten. Ich habe einfach die Waffen gewählt, mit denen ich am besten zurechtkam. Auch führt Metal: Hellsinger in jedem Kreis der Hölle neue Dämonenklassen ein, die sich euch in den Weg stellen.
An diese kleinen Erfrischungen auf dem Weg hinunter zum Kern der Hölle habe ich mich aber schnell gewöhnt - und das, obwohl ich eine eher langsame Lernkurve habe. Auf dem leichten Schwierigkeitsgrad konnte ich einfach mit dem Schwert alles kaputtschlitzen. Solange ich im Takt war, hat diese Taktik ausnahmslos funktioniert. Je höher der Grad der Schwierigkeit, desto mehr Schaden machen die Gegner. Da könnt ihr euch nicht einfach bedenkenlos auf den nächstbesten Feind stürzen, während euch ein anderer aus der Ferne angreift. Das führt schnell zum Tod und der sorgt dafür, dass ihr den gesamten Höllenkreis von vorn beginnen müsst. Und den könnt ihr im Gegensatz zum leichten "Lämmchen"-Modus nicht dreimal, sondern im "Ziegenbock"- und "Untier"-Schwierigkeitsgrad nur zwei- oder keinmal innerhalb einer Hölle durch das Aufgeben von Punkten rückgängig machen.
Level und Gegner auf "repeat"
Am Ende ist es nicht viel mehr als durch lineare Level laufen und Feinde erledigen. Etwas repetitiv kam mir das Gameplay schon vor, denn auch in den späteren Levels rennen euch dieselben schwachen Dämonen aus dem Tutorial hordenweise entgegen und ihr kämpft dadurch oft gegen ähnliche Konstellationen. Dazu gibt es auch keine besonderen Kletterpassagen oder Rätsel auf dem Weg. Nur bangen und ballern. Es geht eben mehr um die Atmosphäre und darum, den Metal auf eine neue Art und Weise wahrzunehmen, als um ein besonders komplexes oder herausforderndes Gameplay. Für mich passt das Paket trotz dieser Schwäche zusammen und ich denke, die Entwickler haben sich bewusst dazu entschieden, die Musik ins Rampenlicht zu stellen. Ich habe die Songs sehr genossen und die Schüsse, wenn gut ausgeführt, bringen sogar noch etwas Extra-Wumms mit rein.
So genial wird das alles aber nur, wenn Maus und Spiel perfekt kommunizieren. Dazu gibt euch Metal: Hellsinger direkt zu Beginn der ersten Sitzung die Möglichkeit Audio- und Videolatenz anzupassen. Ich habe es getan und danach bitter bereut. Mit einer errechneten Latenz von 81 Millisekunden fiel es mir unfassbar schwer, die Töne richtig zu treffen. Erst als ich die Latenz manuell auf 5 Millisekunden heruntersetzte, nachdem auch keine Latenz etwas merkwürdig war, fühlte es sich perfekt an. Ab diesem Moment hatte ich einfach 666 Mal so viel Spaß am Spiel. Sorgt auf jeden Fall dafür, dass ihr euch ein paar Minuten Zeit nehmt, um die richtige Einstellung zu finden. Das Menü ist intuitiv und übersichtlich, die Schieberegler leicht bewegt, ist also alles kein Problem. Ein gutes Headset oder leistungsstarke Lautsprecher sind ebenfalls sehr zu empfehlen.
Metal: Hellsinger - Fazit
Ihr solltet hier keinen Shooter mit ausgeklügelten Mechaniken oder einer enormen Spiellänge erwarten. So wie ich Metal: Hellsinger erlebt habe, geht das Spiel vor allem ins Ohr und nicht ins Hirn. Das Spiel drückt euch die Pommesgabel mit Herzblut und "stankface" ins Gesicht und gibt euch die perfekte Umgebung, um eurer Liebe zur harten Musik und dem Zocken gleichzeitig Ausdruck zu verleihen. Alles ist auf den Genuss der Metalmelodien ausgelegt und das Gameplay scheint mehr die Musikstücke zu unterstützen als andersherum. Je nachdem, welchen Schwierigkeitsgrad ihr wählt, könnt ihr diese Aufteilung jedoch etwas verschieben. In den schwereren Modi lässt euch je nach Können nicht mehr die Ruhe, um den Kopf nebenbei zum Takt baumeln zu lassen. An dem etwas repetitiven Gameplay ändert das jedoch nichts. Egal wofür ihr euch entscheidet: Mehr Metal wird so schnell kein Game mehr.