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Metal Max Xeno - Test: Wahre Liebe - zu Panzern

Endzeit mit schweren Waffen … und Brüsten!

JRPG mit nettem Kampfsystem, entrückter Endzeitatmosphäre und plakativer Erotik. Technisch auf frühem PS3-Stand, langfristig repetitiv.

Mächtige Panzer, riesige Monster, noch größere Panzermonster, postapokalyptisches Ödland, zerstörte Städte - klingt wie ein tolles Szenario für ein Spiel, oder? Kein Problem, könnt ihr haben. Es heißt Metal Max Xeno und es bietet euch all das, verpackt in einen denkwürdigen Sci-Fi-Plot. Die Metal-Max-Serie ist hierzulande ziemlich unbekannt, dabei sind inzwischen ein gutes Dutzend Spiele in diesem Universum erschienen. Die meisten davon allerdings nur in Japan. Metal Max Xeno sind nun auch im Westen erhältlich, Zeit also, mal einen Blick darauf zu werfen.

Panzerkrieg! Rundenbasiert! (Metal Max Xeno - Test)

Vor gut 50 Jahren hat die Menschheit bemerkt, dass der Klimawandel ihr wirklich gefährlich werden könnte. Anstatt das Naheliegende zu tun und den CO2-Ausstoß zu reduzieren, hat sie aber einen Supercomputer gebaut, der herausfinden sollte, wie sich das Problem am effizientesten lösen ließe. Weil besagter Computer aber wohl der Großcousin von Skynet war, hat er die Menschheit als größtes Problem identifiziert und damit begonnen, sie zu vernichten. Das gelang relativ gut, von Tokio sind jedenfalls nur noch Trümmer und eine Wüste übrig. In eben dieser Wüste macht ihr euch nun auf, die Menschheit zu retten. Was zunächst unmöglich erscheint, denn alle bekannten Überlebenden sind Männer. Klingt wie der Auftakt zu einem italienischen Soft-Erotik-Film von 1976 und im Grunde schlägt das Spiel dann auch genau in die Kerbe. Bevor es romantisch wird, findet ihr aber einen großen roten Kampfpanzer und schließt euch einer Gruppe von Überlebenden an, die sich in einem ehemaligen Militärkomplex verschanzt haben.

Diese Basis wird euer bester Freund, denn immer wenn ihr dorthin zurückkehrt (jederzeit per Schnellreise möglich) werden alle eure Panzer und Figuren komplett repariert beziehungsweise geheilt. Und ja, Panzer und Figuren existieren getrennt voneinander. Im Verlauf der Geschichte baut ihr eine kleine Gruppe von drei einsatzfähigen Widerstandskämpfern auf, jeden davon könnt ihr in einen eigenen Panzer setzen. Das schwere Kriegsgerät verhält sich im Kampf allerdings grundsätzlich nicht anders als eine Figur in einem beliebigen japanischen Rollenspiel mit rundenbasierten Kämpfen. Ihr wählt reihum, ob ihr angreifen wollt und mit welcher Waffe, oder ob ihr vielleicht lieber eine Spezialfähigkeit verwenden möchtet. Die sorgt dann beispielsweise dafür, dass ihr gleich zweimal angreifen könnt. Habt ihr oft genug angegriffen oder seid getroffen worden, steigt eure Fever-Leiste, ist die voll, werden Angriffe kurzfristig verstärkt.

Metal Max Xeno bietet ein großzügiges Schnellreisesystem. (Metal Max Xeno - Test)

Auf einer rein spielmechanischen Ebene hat man all das schon mal gesehen, wirklich reizvoll sind diese Kämpfe nach zwei bis drei Stunden nicht mehr. Interessanterweise habt ihr es aber selbst in der Hand, für Abwechslung zu sorgen. Die Panzer sind nämlich modifizierbar und das bedeutet auch, aber eben nicht nur, dass ihr die Lackierung ändern dürft. Im Verlauf des Spiels findet ihr zudem neue Motoren und Waffen, die ihr einsetzen könnt, was das Spielgeschehen teilweise drastisch ändert. Tauscht ihr etwa eine Kanone mit hoher Reichweite durch eine Eiswaffe mit kürzerer, dafür aber mit Flächenschaden, könnt ihr Gegner vor dem eigentlichen Rundenkampf zwar nicht mehr so gut überraschen, schlagt euch dafür aber gut gegen Gruppen. Je nach Spielsituation kann es also sinnvoll sein, die Waffensets eurer Panzer zu ändern, was glücklicherweise jederzeit funktioniert - obwohl euch das Spiel etwas anderes suggeriert, indem es nach jedem Fund einer Waffe behauptet, sie sei automatisch in euer Hauptquartier transferiert worden.

Viele Gegner könnt ihr bereits vor dem eigentlichen Kampfmodus aus der Ferne anvisieren und beschießen. (Metal Max Xeno - Test)

In der Wüste dessen, was mal Tokio war, findet ihr immer wieder auch stellen, die für euren Panzer nicht zugänglich sind. Enge Höhlen beispielsweise. Wollt ihr herausfinden, was sich darin befindet, müsst ihr euren Panzer verlassen. Das Spiel funktioniert in diesen Höhlen ganz ähnlich wie außerhalb, nur dass ihr diesmal eben nicht die Panzer steuert, sondern die Charaktere selbst. Es gibt Fähigkeiten, die sowohl der Panzer als auch die Figur einsetzen kann, aber auch solche die nur die Figur oder der Panzer verwendet. In den Höhlen findet sich meist an irgendeiner Stelle ein wertvoller Schatz, eine Art Rüstungsteil oder eine neue Waffe. Oder ihr findet verlorenes Wissen aus der Vorkriegszeit, das ihr wiederum dazu nutzen könnt, eure Basis weiter auszubauen und weitere Tuning-Optionen für eure Panzer freizuschalten. Kennt ihr Pimp my Ride noch? Je länger ihr Metal Max Xeno spielt, desto mehr entwickelt es sich zu einer Tuning-Garage für Panzer, die diesen Geist atmet, nur dass es hier eben nicht um Flachbildmonitore auf Rückbänken geht, sondern um Feuerkraft, Panzerung und Manövrierfähigkeit.

Auch enthalten: Der für japanische Rollenspiele nahezu unausweichliche Schleim-Gegner. (Metal Max Xeno - Test)

Es sind diese inneren Werte, die bei Metal Max Xeno Spaß machen, denn die äußeren sind ungefähr auf dem Niveau früher PS3-Spiele. Am Anfang war die Erde wüst und leer, weiß der Christenmensch, aber in diesem Szenario sind wir nicht am Anfang, sondern im Gegenteil ziemlich am Ende, wenn man der Story glauben darf. Und die Welt besteht trotzdem nur aus Wüste und herumliegenden Trümmern, deren Texturen so niedrig aufgelöst sind, dass sie bei näherem Hinsehen wirken, als sei hier ein viel älteres Spiel hochskaliert worden. Das trifft auch auf die Dungeons zu, die ihr zu Fuß erkundet - sie wirken irgendwann nur noch wie belanglos zusammengeklopfte, zufällig aneinanderhängende Gänge und die einzige Motivation, sich in ihnen zu bewegen, ist der Schatz an ihrem Ende.

Und dann ist da die Geschichte selbst, die euch gut drei Stunden lang nahelegt, dass die einzige Motivation, überhaupt weiter zu existieren, darin besteht, dass ihr so viele dieser bösartigen Roboterviecher wie möglich mit in den Abgrund reißt. Seltsamerweise scheint noch jemand Preisgelder für besonders gefährliche Monster zu vergeben, die ihr später nutzen könnt, um euren Panzer auszubauen, aber wozu das alles? Harten Alkohol gibt's an der Bar umsonst, über die euer Hauptquartier natürlich verfügt. Mir leuchtete diese selbstmörderische Art, bis zuletzt kämpfen zu wollen, zu Beginn nicht ein und die Entwickler wussten wohl, dass sie irgendeine Erklärung bringen müssen, warum ihr nach wie vor motiviert sein sollt, den Kampf gegen die Maschinen zu führen.

Hängt schon so lange in diesem Netz, dass ihre Kleidung verrottet ist, ist aber noch nicht verdurstet: die letzte Hoffnung der Menschheit. (Metal Max Xeno - Test)

Und sie bringen diese Erklärung: In Form von Brüsten! Die erste Frau im Spiel ist eure Mutter, die stirbt gleich zu Beginn. Nachdem ihr dann drei Stunden mit einem Panzer in der Wüste Monster abgeschossen habt, schenkt euch das Spiel wie zur Belohnung ein junges Mädchen, das mit völlig zerfetzten Klamotten in einem Spinnennetz festhängt, unfähig sich zu wehren. Natürlich könnt ihr sie dann retten, indem ihr ein weiteres Monster besiegt, wobei ihr gleich in der nächsten Szene dazu eingeladen werdet, ihren halb entblösten Hintern zu begutachten, während sie sich in der Basis von ihren Strapazen erholt. Das Spiel mag in der Zukunft angesiedelt sein, diese Art der sexuellen Objektifizierung wirkt aber arg wie aus dem letzten Jahrtausend.

Das ändert nun nichts am Gameplay, Metal Max Xeno bleibt auch die folgenden gut 22 Stunden diesbezüglich ohne große Änderung. Der Schwierigkeitsgrad zieht ziemlich an, die Szenarien und Landschaften ändern sich ein bisschen, aber im Grunde bleibt mechanisch betrachtet alles gleich. Es gibt übrigens auch ein Spiel-internes Achievement-System, dass es euch erlaubt, Punkte zu verdienen, indem ihr bestimmte Voraussetzungen erfüllt, etwa einen bestimmten Motor in einen Panzer einbaut. Mit diesen Punkten könnt ihr dann wiederum eure Charaktereigenschaften verbessern, also meinetwegen die Lebensenergie erhöhen. Aber all diese Mechanismen nutzt ihr nach den anfänglichen Stunden fast schon wie automatisiert, weil nichts Neues hinzukommt. Das Spiel versucht euch tatsächlich nur dadurch bei der Stange (haha!) zu halten, indem es euch unterschwellig in Aussicht stellt, durch die Erfüllung von Missionen neue Frauen zu finden oder bei einer in der Basis bereits vorhandenen Dame an Ansehen zu gewinnen. Wenn ihr die richtigen Items habt, könnt ihr übrigens auch das Rohr eurer Panzer verlängern (Haha!).

Für bestimmte Herausforderungen bekommt ihr Punkte, die ihr hier einsetzen könnt, um eure Fähigkeiten zu verbessern. (Metal Max Xeno - Test)

Tatsächlich vergisst sich das Spiel über diese Animé-Erotik-Eskapaden nicht völlig. Nachdem ihr es einmal durchgespielt habt, könnt ihr stattdessen sogar in einen ganz netten New-Game-Plus-Modus durchstarten, in dem ihr alle eure Gegenstände und Panzererweiterungen behaltet und die Dinger nur noch weiter aufrüsten könnt. Das ist für mich die zentrale Motivation am Spiel und wenn euch sowas Spaß macht, könnt ihr an dieser Stelle auch 100 Stunden investieren, um eure Panzer zu den mächtigsten Tötungsmaschinen des Universums zu machen und eine Platin-Trophäe freizuschalten. Wo wir bei Trophäen sind: Ich wusste nie, wofür ich die gerade bekomme, die wurden nämlich nicht übersetzt. Auch die Sprachausgabe ist japanisch, die englische Übersetzung für die Untertitel geht klar, wirkt aber manchmal etwas holprig. Insbesondere in den romantischen Momenten. All your love are belong to us! (Nein, das kommt so nicht vor, wäre aber lustig.)

Auf einer spielmechanischen Ebene mochte ich Metal Max Xeno wirklich ganz gern. Es macht Spaß, die Panzer umzubauen und auszuprobieren, welchen Schaden ihr mit dem neuen Setup bei Monstern anrichten könnt. Das Erforschen der Dungeons ging irgendwie auch klar, immerhin wartete am Ende wirklich wertvolle Ausrüstung auf mich und nicht nur ein paar nutzlose Crafting-Materialien. Nur hätte das Spiel mit dieser Formel gern auch nach acht bis zehn Stunden vorüber sein können. Dass es sich so viel länger zu tragen versucht, indem es euch Animé-Brüste ins Gesicht hält, wirkt eher verstörend als animierend. Dazu die angestaubte Optik und heraus kommt ein JRPG, das zu empfehlen mir schwerfällt. Für Autoschrauber mit Hentai-Kalender im Spint.


Entwickler/Publisher: Kadokawa Games, Cattle Call, 24Frame/NIS America - Erscheint für: PS4, nur in Japan: Vita - Preis: 39,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: PS4 - Sprache: englische Texte, japanische Sprachausgabe - Mikrotransaktionen: Nein

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Markus Grundmann Avatar
Markus Grundmann: Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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