Meteos Disney Magic
Jede Menge Suchtpotential
Eine Welt im Chaos. Die Spiele, die sich seit Tetris mit dem Ordnen von verschiedenen Objekten beschäftigen sind Legion. Ob man nun Pillen sortieren (Dr. Mario) oder Tiere zueinander bringen muss (Zookeeper) - am Ende geht es nur darum, den Bildschirm sauber zu halten, Ordnung in das Chaos des Lebens zu bringen.
Ein Spiel ragt jedoch aus dem Wust an Puzzle-Titeln heraus. Das liegt vor allem daran, dass sich mit Tetsuya Mizuguchi einer der revolutionärsten Spieledesigner dieser Tage daran gemacht hat, das Genre wieder auf Vordermann zu bringen: Meteos ist ein Gemisch aus Klang und Farben, ein Spektakel voller visueller Reize und trippiger Musik, das ultimative Fest für Ästhetiker mit Ordnungsfimmel. Was passiert nun also mit einem solchen Game, das man fast schon als Kunst bezeichnen darf, wenn sich dessen Disney annimmt? Ausgerechnet Disney hätte man schreiben sollen, schließlich ist die Zuckerfabrik zwar für so einige Kinderträume bekannt, allerdings weniger für Kunst mit avantgardistischen Tendenzen.
Zunächst Entwarnung: Meteos ist immer noch Meteos, das Spielprinzip ist gleich geblieben. Blöcke werden per Stylus gruppiert und ab drei Stück starten diese mit einem Schub gen Himmel; geschickt eingesetzte Combos geben mehr Druck und natürlich mehr Punkte. Doch es gibt auch einige Neuerungen bei Meteos unter dem Disney-Banner – und die machen Sinn. Zum einem wäre da das neue Format: Der DS wird wie bei Hotel Dusk um 90 Grad gedreht. Klasse Idee, so ist mehr Platz nach oben hin und auf den kommt es schließlich an, wenn es mal eng wird. Zum anderen wäre da die Möglichkeit, Blöcke nicht nur horizontal, sondern auch vertikal zu verschieben - zumindest bis man zum letzten Schwierigkeitsgrad kommt, dem Experten-Modus. Dann geht das nur noch mit einer Spezialfähigkeit.
Richtig gelesen, Spezialfähigkeit. Klingt im ersten Augenblick aufregender als es wirklich ist, denn es gibt nur drei davon und je nach Level hat man lediglich eine zur Verfügung. So kann man entweder den Boost erhöhen (damit die Blöcke schneller entschwinden), die Steine langsamer fallen lassen, oder sie können eben auch horizontal verschoben werden. Aufgeladen werden diese netten Hilfen durch jeden gen Himmel aufgestiegenen Klotz. Welche Fähigkeit Ihr gerade habt, hängt von der Welt ab, in welcher die Quadrate herab regnen – und hier kommt Disney ins Spiel. Denn die verschiedenen Welten, beim Vorgänger Meteos noch Planeten, sind nun von diversen Disney-Figuren bestimmt und alle Stages haben so ihre speziellen Eigenheiten.
Ob nun 'König der Löwen', 'Toy Story' oder 'A Nightmare Before Christmas', das Thema bestimmt nicht nur den Look’n’Feel, sondern auch die physischen Regeln des Levels. Bei 'Lilo & Stitch' braucht es ordentlich Schub: Die Blöcke wollen nicht richtig abheben, viele Combos sind hier gefragt bis die Raketen aus dem Bildschirm fliegen. Tim Burtons Helloween meets Chistmas-Mär macht es einem noch schwerer: Gruppierte Blöcke werden grau und lösen sich erst ab einer bestimmten Anzahl in Luft auf. In der Zwischenzeit sind aber eine Menge neuer Quadrate von oben gerieselt und der Platz wird knapp. Schnelles Handeln und Schieben ist gefordert, um die Misere zu beseitigen.
Dieses unterschiedliche Verhalten innerhalb der Level ist der geübte Meteos-Spieler schon vom Original gewohnt. Einzig die neue Umgebung fordert etwas Eingewöhnung. Die Steine haben meist die Gesichter passend zur jeweiligen Geschichte, damit gerät die flotte Schieberei etwas unübersichtlich. Ebenfalls schwächer als im Original ist der Sound. Das nervige Gedudel ist nicht mit den psychedelischen und progressiven Electro-Sounds aus dem Vorläufer vergleichbar, das Spektakel aus Licht und Klang tritt hier in den Hintergrund und weicht dem reinen Puzzle-Vergnügen. Ähnlicher sind sich Meteos Disney Magic und sein Vorgänger beim Umgang mit dem zweiten Bildschirm: Bei beiden ist dieser nur reine Staffage, für etwas mehr hat die Kreativität wohl nicht mehr gereicht. In der Disney-Variante lümmeln sich ein paar Charaktere passend zum jeweiligen Thema darauf rum und freuen sich, wenn die Stage bewältigt wurde. Auch nicht viel besser als die interstellaren Ansichten des ersten Meteos.
Sicher sieht bei Meteos Disney Magic alles ziemlich bunt und wie geschaffen für die lieben Kleinen aus. Dennoch versteckt sich hinter dem Marken-Titel ein waschechtes Meteos, das genau dasselbe Suchtpotential aufweist wie sein großer Bruder. Selbst als Disney-Muffel muss man zugeben, dass die Neuerungen sinnvoll sind, einzig die sinnliche Reizüberflutung des ersten Meteos fehlt. Für Puristen vielleicht unschön, ist Meteos in der ästhetisch abgespeckten Variante aber immer noch ein gelungener Gehirnverdreher.
Besitzer des ersten Teils sollten sich allerdings die Frage stellen, ob sich eine weitere Anschaffung lohnt. Wer allerdings noch nicht genug vom explosiven Aufräumen hat oder gar ein Neuling auf dem Gebiet ist, kann hier stundenlang den Stylus schwingen.
Meteos Disney Magic ist im Handel erhältlich.