Metro 2033
Moskau ist weg (und warum das gut so ist)
Die Gegner-KI ist ein weiterer nicht ganz unproblematischer Punkt. In den allermeisten Fällen sind die Feinde, zumindest die menschlichen, schon fast zu schlau. Sie schleichen sich von der Seite an, nutzen das gesamte Areal aus und gehen auch in Deckung. So weit, so gut. Womit das Spiel jedoch scheinbar gar nicht klarkommt, sind Höhenunterschiede. Steht ihr über oder unter ihnen, wissen sie nichts mit der Situation anzufangen und bleiben schon mal wie Zielscheiben stehen oder rennen wie kopflose Hühner umher. Sinnvolle Gegenwehr ist jedenfalls was anderes. Viele solche Situationen gibt es nicht, aber die Diskrepanz fällt extrem auf. Weil die Gegner eben beweisen, dass sie es eigentlich viel besser können.
Das Design der Monster hält sich an die Beschreibungen des Buches. Wolfsartige Mutanten, dämonenhafte Riesenfledermäuse und andere Abnormitäten erinnern teilweise an das Survival-Horror-Genre. Auch ein paar subtilere Momente sorgen für Horror-Flair, im Laufe der etwa neun bis elf Stunden langen Reise kommt nie zu viel Routine oder gar Langeweile auf. Einen Mulitplayer sucht ihr hier vergeblich, Metro 2033 ist als reines Solo-Game ausgelegt.
Technisch erstaunt Metro 2033. Schon unter DirectX 9 besitzt es eine Effekt-Palette, der die versammelte Shooter-Konkurrenz alt aussehen lässt. Atmosphärisch wertvolle Lichteffekte, voluminetrische Rauchschwaden, detaillierte Orte mit hochauflösenden Texturen, feingliedrige Monster und Menschen. Ausfälle gibt es praktisch nicht und auch Bugs sucht man vergeblich. Metro ist so gespielt ein schlicht wunderschönes Spiel, auch wenn das Charakterdesign manchmal etwas seltsam wirkt. Hier ein zu dicker Oberkörper, dort eine unsaubere Animation, unterm Strich nichts Dramatisches, aber nicht ganz auf dem Niveau der Konkurrenz. Mit DirectX 11 werden Bewegungen und Polygonmenge aufgemotzt. Kristian hat sowas. Der Glückliche, wie sich herausstellt:
Mit Advanced Depth of Field bekommt der Titel noch mehr Kino-Atmosphäre. Perfekt wird die Kameraperspektive ausgenutzt, die Tiefe der Location glaubwürdig ins Bild gerückt und die Animationen der blitzschnellen Rattenmonster schemenhaft auf den Bildschirm gezeichnet. Noch dazu bietet der Titel Tesselation, was die Polygonzahl angeblich deutlich erhöht, ohne die Performance einbrechen zu lassen. Auf meinem Testsystem (Intel Core 2 Duo E8400 3 GHz, Ati 5850, 4GB RAM) konnte die Bildrate mit wirklich allen Effekten und Antialiasing diesen Anspruch nicht ganz erfüllen. 15 bis 20 Frames pro Sekunde sind nicht genug. Ohne das Advanced Depth of Field war der Titel aber fast spielbar. DirectX-9-Nutzer müssen aber nicht traurig sein: Auf den Standbildern sind die DirectX-11-Unterschiede nur schwer auszumachen. Auch mit DirectX 9 ist Metro 2033 ein wunderschönes Spiel.
Die Xbox-Fassung erreicht natürlich nicht ganz diese erstklassige Qualität. Trotzdem ist es erstaunlich, was die Entwickler aus der immerhin schon fünf Jahre alten Konsole herausgeholt haben. Einige Abschnitte sind auch hier wunderschön und überzeugen vor allem mit erstklassigen Lichteffekten. Was die reine Effektdichte angeht, schlägt Metro 2033 sogar Blockbuster-Konkurrenten wie Modern Warfare 2 oder Bad Company 2. Man hat nur wie bei der PC-Version manchmal das Gefühl, dass es doch etwas am Design hapert und ja, das Spiel wirkt im Vergleich zur PC-Fassung etwas verwaschen.
Metro 2033 ist kein perfektes Spiel. Speziell das teilweise sehr unbefriedigende Treffer-Feedback sorgt immer wieder für Momente, in denen euch diese Schwäche aus der Intensität des Moments reisst. Das Fehlen des Multiplayers dagegen juckt mich herzlich wenig. Es gibt genug andere Spiele mit allen denkbaren Varianten für so etwas. Und Metro 2033 macht seine Verfehlungen wieder wett.
Am meisten konnte mich die Variation zum Ende der Geschichte hin überraschen. Es sind zwar „nur" zwei Enden – für einen Shooter immer noch doppelt so viele, wie erwartet –, aber ich kenne kaum ein Spiel, das dermaßen subtil auf die Entscheidungen des Spielers und seine Spielweise reagiert. Es stellt keine Gut-böse-Fragen, es guckt einfach, wie ihr vorgeht, euch verhaltet und entscheidet dann für sich selbst. Dazu kommt, dass die Story an sich ausgesprochen reizvoll umgesetzt wurde, sogar besser als es der Autor im Buch schaffte. Wieder eine außergewöhnliche Leistung, insbesondere für einen Shooter.
Als ein solcher funktioniert das Spiel trotz seiner Verfehlungen immer noch ausgesprochen gut. Die Action ist gut inszeniert, gut aufgebaut, strotzt vor Effekten und reizt moderne Hardware bis an die Grenze aus. Das, plus eine famose Geschichte, ergibt ein atmosphärisch außergewöhnlich dichtes Spiel, das einen seine Mängel die meiste Zeit leicht vergessen lässt.
Metro 2033 erscheint heute für PC und Xbox 360. Die PC-Version ist auch über Steam zu haben.