Miasma Chronicles angespielt: Wie das Strategiespiel euch auf unsere düstere Zukunft vorbereitet
Mutierte Frösche und Plastiksammler.
In einer düsteren Zukunft, die auch fast unsere eigene werden könnte, spielt Miasma Chronicles. Hier wird Amerika, wie könnte es auch anders sein, von einer dunklen Macht heimgesucht - dem mysteriösen und zerstörerischen Miasma. Elvis, der Protagonist, dessen Mutter verschwunden ist, macht sich zusammen mit einem Roboter und der Gabe, das Miasma zu kontrollieren, auf die Suche nach Antworten.
Wenn Vantablack ein Videospiel wäre
Eine Dystopie, wie im Bilderbuche steht, und wir sind mittendrin. Mitten in Malmö, der hübschen schwedischen Stadt, die die Entwickler von The Bearded Ladys ihr Zuhause nennen, durfte ich einen Blick auf Miasma Chronicles werfen und habe Elvis bei seinen ersten Missionen begleitet. Irgendwie bedrückend, diese Welt. Alles ist von der schwarzen Masse, dem Miasma verschlungen. Es klebt wie Rost an Autos, lässt Menschen und ganze Szenerien zu verkohlten Statuen erstarren und formt riesige kristalline Strukturen, die sich durch die Landschaft bohren. Es liegt irgendwo auf dieser Grenze zwischen wunderschön und unheimlich.
Elvis kann diese Macht mithilfe eines speziellen Handschuhs kontrollieren und sie im rundenbasierten Strategie-Kampf nutzen. So etwa weiteren Schaden austeilen, Gegner zurückstoßen und viel mehr. Alle anderen spielbaren Charaktere, von denen es neben Elvis noch mindestens vier weitere gibt, besitzen diese Fähigkeit nicht, haben dafür andere Vorzüge. Dicks, ein sprechender Roboter mit rotzfrecher Straßensprache, der für Elvis wie ein Bruder ist, formt mit diesem ein Duo, das bereits ab der ersten Sekunde des Spiels zusammen kämpft. Der Roboter übernimmt Tank-Fähigkeiten.
Ein wenig später treffen wir auf Jade, die außerhalb der einigermaßen sicheren Stadt von Elvis und Dicks lebt und eine begabte Scharfschützin ist, die häufig kritischen Schaden austeilt. Ihr trefft sie deshalb schon sehr früh im Spiel, weil den Entwicklern die Dynamik mit der Dreiergruppe besonders gut gefallen hat.
Kampf, Entdeckung und Geschichte wechseln sich angenehm ab. Die Welt bietet viele kleine Hinweise auf das, was mit ihr geschehen ist. Ihr findet etwa Plakate oder sammelt Plastik, das in dieser Welt traurigerweise als Währung gilt. Es ist immerhin beständig und lässt sich in neue Gadgets verbasteln. Schöne kleine Botschaften rund um das Thema Klimakrise, die hier vermittelt werden. Hinter seinem Strategie-Vorhang versteckt das Spiel eine düstere Prognose für die Menschheit - und genau die, macht das Erkunden der Gebiete für mich so spannend und belohnend. Ich will mehr über die Hintergründe, das große Scheitern des Kapitalismus und seiner großen Mitspieler wissen, die unsere Erde in nicht allzu ferner Zukunft in eine schwarze Hölle verwandelt haben.
Tausend Möglichkeiten, kleine Unsauberkeiten
Mein erster Kampf in Miasma Chronicles bleibt mir für immer im Kopf. Der Übergang von Laufweg zu taktischem Spielfeld ist wunderbar sauber gelöst. Statt gegen Diebe oder andere Überlebende stehen wir hier aber mutierten Fröschen gegenüber. Das kam unerwartet und hat mich kurz auflachen lassen. Wie mir Lead Producer Mark Parker erklärt, sollen diese Ochsenfrösche sein, die es auch in Amerika gibt und als eines von vielen Dingen und Lebewesen vom Miasma verdorben wurden.
Ein wenig ulkig sehen diese mit ihren Knochenhelmen, Tattoos und Bögen ausgestatteten Amphibien auf zwei Beinen schon aus und bringen neben den Witzen von Elvis und Dicks etwas mehr Humor in diese düstere Zeit. Das mag nicht jedem gefallen, aber mir hat diese unkonventionelle Gegnergruppe sogar noch mehr Lust auf das Spiel gemacht. Immerhin ist das ein guter Hinweis darauf, dass es hier nicht an jeder Ecke nach purem Durchschnitt riecht, sondern wirklich ein paar neue und kreative Ideen in Miasma Chronicles stecken.
Viele Möglichkeiten und Lösungsansätze machen den Reiz der Kämpfe aus. Auch schon vor dem eigentlichen Gefecht auf den typischen Kacheln könnt ihr euch frei - solange ihr eben unentdeckt bleibt - auf dem Schlachtfeld bewegen, um euch aufzuteilen und von zwei Seiten anzugreifen oder den Gegner von hinten zu überraschen. Ihr könnt sie mit Geräuschen verwirren und die Feinde mit viel Geschick lenken, wie der Hirte eine Herde Schafe. Im Kampf selbst stehen euch pro Zug für jeden Charakter zwei Aktionen zur Verfügung. Zu diesen gehört die Bewegung auf dem Feld, Angriffe mit Waffen oder Fähigkeiten, das Nachladen der Waffe oder die Nutzung verschiedener Tränke und Gegenstände aus dem Rucksack.
Auf den Feldern gibt es verschiedenes Terrain. Flache Flächen, Häuser, Deckung und auch die Möglichkeit einen Highground zu erklimmen. Von diesem aus macht ihr mehr Schaden, während teilweise oder vollständige Deckung die Angriffe mit einem gewissen Prozentsatz abwehrt. Apropos: Neben vier Schwierigkeitsstufen könnt ihr außerdem wählen, ob ihr bei Schüssen mit sehr weiter Entfernung noch eine kleine Chance haben wollt zu scheitern. Das gilt für euch, aber auch die Gegner.
Generell ist es recht übersichtlich auf den Schauplätzen. Leider kommt es aber manchmal vor, dass die Indikatoren nicht so eindeutig sind und man aufgrund der vielen Symbole und Linien oder fehlende Erklärungen der Nutzung einzelner Gegenstände, diese auf das falsche Ziel einsetzt. Seid ihr mit dem Kampf fertig, müsst ihr über das ganze Schlachtfeld laufen, um eure Beute einzusammeln. Das ist etwas mühsam. Bisher sind das neben kleinen Stotter-Perioden, mit denen ich aber allein war, aber meine größten Kritikpunkte.
Bisher bin ich guter Dinge
Neue Waffen könnt ihr herstellen oder kaufen und mit speziellen Teilen, wie etwa Visieren, aufrüsten. Hierzu sammelt ihr die Währung - Plastik. Ja, auch noch viele Jahre später fliegt das Zeug überall in der Gegend herum. Traurig, aber immerhin sammeln wir wichtige Ressourcen, während wir für etwas mehr Sauberkeit sorgen. Laufwege sind nicht zu lang und Schnellreisepunkte gibt es zur Not auch noch.
"Ein kleines bisschen mehr Entdeckung als taktischer Kampf", sagt Parker. Genau das sei die ungenaue Gleichung, mit der die Bearded Ladies das Spiel ausbalanciert haben. Und die Rechnung geht auf, denn ich hatte nie das Gefühl, dass sich ein Teil der ersten Missionen irgendwie in die Länge gezogen, mich gelangweilt oder mir keinen Raum zum Erleben der düsteren Atmosphäre gegeben hat. Ein schöner Kreislauf aus Story, Entdeckung und dem Lüften der Geheimnisse sowie den Kämpfen. Wieso haben einige Roboter eine eigene Persönlichkeit? Was genau ist Miasma? Solche Fragen werden nicht direkt beantwortet, aber indirekt, wenn ihr in der Welt beide Augen offen haltet, könntet ihr Hinweise auf diese Mysterien bekommen.
Dazu sind die Gegner wirklich abwechslungsreich. Die einen stehlen euch Gegenstände, die anderen lassen kleine Feinde aus dem Boden auferstehen. Jeder Gegnertyp stellt also andere Anforderungen an den Spieler und stellt ihn vor eine neue Herausforderung. Auch die vielen Optionen für euch im Kampf sowie die Anpassung der Feinde auf jeden eurer Schritte zwingen euch zum Nachdenken, ohne, dass ihr bloß ein Muster auswendig lernen müsst. Selbst, wenn es hoffnungslos aussieht, gibt es oft einen Weg, doch noch zu gewinnen. Bisher gibt es nicht viel auszusetzen. Gut so, denn schon am 23. Mai erscheint das Strategiespiel bereits für PC, PS5 und Xbox Series.