Microsoft Fanfest X019: Goldene Zeiten für Xbox- und PC-Gamer
Ich will den Microsoft Flight Simulator! Jetzt sofort.
Neue Spiele von Dontnod und Rare, erste Bilder zu Age of Empires 4, Witcher 3, Rage 2 sowie reichlich Final Fantasy-, Kingdom Hearts- und Yakuza-Spiele für den Game Pass und Project xCloud nimmt bald auch hierzulande den Streaming-Dienst auf. Die rund 5000 Gamer, die zum Start des alljährlichen Xbox-Fanfest nach London gereist waren, konnten sich über einen beachtlichen Ankündigungs-Marathon freuen, bevor sie an über 100 Anspielstationen aktuelle und kommende Titel selbst ausprobierten. Wenn ihr die Show nicht im Livestream gesehen habt, Benjamin hat für euch eine Zusammenfassung aller Ankündigungen erstellt.
Bevor am Donnerstagabend die Tore der Copper Box Arena geöffnet wurden, durfte ich am Vormittag mit einigen Kollegen schon einmal vergleichsweise entspannt die Spielstationen ansteuern und mich mit den Entwicklern unterhalten. Everwild, die brandneue Marke von Rare oder das Story-lastige Tell Me Why der Life-Is-Strange- und Vampyre-Macher Dontnod konnte man leider noch nicht anspielen, dafür aber spannende Titel wie Project Resistance, KartRider Drift, Bleeding Edge, Grounded, Minecraft Dungeons oder den optisch überwältigenden Microsoft Flight Simulator.
Erster Stopp: Ninja Theory. Nach Hellblade: Senua's Sacrifice, in denen die ausgewachsenen Psychosen der keltischen Kriegerin Senua im Vordergrund standen, geht es in Bleeding Edge deutlich weniger düster zu. In dem im März 2020 erscheinenden Multiplayer-Actionspiel der britischen Entwickler, die mittlerweile Teil der Microsoft Game Studios sind, treten zwei Teams zu je vier Spielern gegeneinander an. Das Prinzip ist simpel, ihr wählt einen Helden aus einem Dutzend schön schräger Charaktere aus und prügelt euch um die Vorherrschaft über Zielpunkte auf der Karte. Wer zuerst 500 Punkte erreicht, gewinnt die Runde.
Die Helden, wie beispielsweise die mit Kreissägen ausgerüstete Buttercup, der muskelbepackte El Bastardo oder Nidhöggr, ein leichenblasser Genosse mit E-Gitarre und Feuerkräften, sind in den drei Klassen Tank, Support und Damage-Dealer unterteilt und verfügen über unterschiedliche Spezialfähigkeiten, die sich im Verlauf der Klopperei aufladen und Gegner besonders effektiv ins Jenseits befördern. Meine Proberunden mit Entwicklern und Kollegen verliefen erwartungsgemäß chaotisch, wenn der Bildschirm mit kunterbunten Effekten überfüllt wird und die Teams hektisch von einem Angriffspunkt zum nächsten stürmen und aufeinander eindreschen. Macht aber schon Laune.
Apropos gute Laune: Als Fan von Fun-Racern konnte ich mich kaum von der Anspielstation des Kart-Klons KartRider Drift losreißen. Das Free-to-play-Spiel des südkoreanischen Publishers Nexon ist in Fernost bereits seit 15 Jahren am Start und erscheint 2020 für Xbox und PC im Westen, Crossplay inklusive. Ja, das sieht nicht nur aus wie Mario Kart mit Bomberman-Figürchen und Fragezeichen-Specials in Haselnüssen statt Boxen, das spielt sich auch so.
Der Fokus von KartRider Drift liegt auf kompetitiven Mehrspielerrennen, die in Korea nach Angaben der Entwickler rund 300 Millionen Spieler regelmäßig zum virtuellen Lenkrad greifen lassen. Zwei unterschiedliche Modi konnte ich ausprobieren, zum einen den Item Modus, bei dem ihr fiese Gegenstände sammelt, wie zielsuchende Raketen oder Magneten, mit denen ihr Gegner verlangsamt. Damit treibt ihr die Konkurrenz so richtig schön zur Weißglut.
Und zum anderen probierte ich den Speed Modus, bei dem es keine Sammelgegenstände und anderen Schnickschnack gibt. Hier zählt nur euer fahrerisches Können und die Fähigkeit, das Driften zu beherrschen, was gar nicht mal so einfach ist. Ich bin zumindest die ersten Runden immer schön in die Banden gekracht, bevor ich den Dreh mit Bremse und Gaspedal so richtig raus hatte. Die putzigen Chibi-Fahrer haben ausgewachsene Fähigkeitenbäume und lassen sich nach Wunsch optisch individualisieren.
Nach soviel harmlosen Spaß wurde es Zeit für Survival-Horror und ich habe ein paar Matches Project Resistance von Capcom gespielt. Dabei handelt es sich um einen asynchronen Multiplayer-Titel, bei dem fünf Spieler mit- und gegeneinander antreten. Vier bilden ein Team von menschlichen Versuchskaninchen, die aus einer Umbrella-Einrichtung fliehen soll, während der fünfte Spieler die Rolle des Mastermind übernimmt und das tunlichst zu verhindern versucht. Die Gruppe der Gejagten kann dabei zwischen den Charakteren Valerie, January, Tyrone und Samuel wählen, die über unterschiedliche Überlebensfähigkeiten verfügen.
So kann January beispielsweise Computer hacken und Überwachungskameras mit einem EMP-Impuls kurzzeitig außer Gefecht setzen. Das ist überaus nützlich, da Spieler fünf seine potentiellen Opfer hauptsächlich über die Videoüberwachung in den Gebäuden verfolgt. Unter erheblichem Zeitdruck müssen die Ausbrecher dabei aus dem Dunkeln angreifende Zombies metzeln und mehr oder weniger komplexe Rätsel lösen. Zum Beispiel mehrere Zugangsterminals aktivieren, um die rettende Tür zum nächsten Abschnitt zu öffnen oder in einem Irrgarten an Räumen den richtigen Weg finden. Der Mastermind kann dem Survior-Team Fallen stellen und Zombies oder auch einen mächtigen Tyrant übernehmen, erkennbar an den dann rot leuchtenden Augen, und gezielt angreifen.
Obsidian, die aktuell das Rollenspiel The Outer Worlds herausgebracht haben, machen euch in Grounded im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Mini-Helden. Geschrumpft auf Ameisengröße sollt ihr im eigenen Vorgarten überleben und den Gefahren der Natur trotzen. Neben Kämpfen gegen gefräßige Insekten, müsst ihr euch ein Fort aus Grashalmen und Steinen bauen sowie Waffen und Ausrüstungsgegenstände mit den Mitteln der Miniaturwelt craften. Die knapp 15-minütige Demo hat mich mit der Vielzahl an Optionen schier überfordert, aber mit genügend Eingewöhnungszeit dürfte sich das spaßige Setting bezahlt machen. Spielbar ist das Mini-Abenteuer übrigens mit bis zu vier Spielern im Koop-Modus.
Crossfire ist eines der größten Spiele, von denen ihr bestimmt noch nie was gehört habt: Hauptsächlich in Asien konnte der First-Person-Shooter, der an Counter Strike erinnert, aber mit Panzern und zerstörbaren Umgebungen aufwartet, seit 2007 mehr als 650 Millionen Spieler auf dem PC dazu bewegen einen Account anzulegen und sieht sich in Spielerzahl und Umsatz auf Augenhöhe mit Giganten wie Fortnite. Jetzt soll das MMOFPS auch bald in Europa Rekorde knacken und wird von Microsoft und dem koreanischen Publisher Smilegate unter dem Titel CrossfireX für einen Konsolen-Start vorbereitet.
Im Gespräch mit den Entwicklern erfahre ich, dass CrossfireX ist kein einfacher Port der PC-Version wird. Einige bekannte und bei den Spielern beliebte Modi und Maps von Crossfire werden enthalten sein, zusätzlich erweitern ein Battle-Royale-Modus und eine frische Kampagne den Umfang. Zuständig für den neuen Einzelspieler-Teil, die sich mit den Protagonisten und der Story von Crossfire näher beschäftigt, ist das finnische Entwicklerstudio Remedy. Versprochen wird eine spannende Geschichte, in der die verfeindeten Fraktionen in einer Grauzone agieren und es kein schlichtes Gut und Böse im bildgewaltigen Kriegstreiben auszumachen gibt.
Mein ganz persönliches Highlight der X019 habe ich mir bis zum Schluss aufgehoben: den Microsoft Flight Simulator. Ausgestattet mit einem schicken Setup aus Game-Seat, Steuerknüppel, Fußpedalen und Schubreglern konnte ich mit einer Cessna einen Rundflug über Seattle genießen. Die Details sind einfach grandios, ich fliege in niedriger Höhe über die Landschaft, kann dabei den Verkehr auf den Straßen der Stadt beobachten, kurve um die ikonische Space-Needle und überquere das CenturyLink Field, das Heimstadion der Seattle Seahawks.
Mehr als 400 Städte haben die Entwickler von Microsoft und den französischen Asobo Studios bereits in Bombast-Optik integriert, mehr sollen noch folgen. Immerhin versprechen die Macher um den aus Deutschland stammenden Projektmanager Jörg Neumann noch mindestens zehn Jahre lang eine Weiterentwicklung der Ausnahme-Simulation. Kartenmaterial und Wetterdaten von Bing und anderen Datenbanken sorgen für eine fast schon hyperrealistische Darstellung und das Gefühl, jetzt wirklich in einem Flugzeug zu sitzen und die Welt zu erkunden, hat noch keine Simulation bei mir hervorgerufen.
Um das Beherrschen eines Flugzeugs so realistisch wie nur möglich zu gestalten, haben die Verantwortlichen den Mitarbeitern Flugstunden spendiert. Nur wenn ein Programmierer, Grafiker oder anderes Mitglied des Projekts wirklich weiß, wie sich Fliegen anfühlt, kann das Gefühl auch transportiert werden, erklärt mir Neumann. Aus diesem Grund gibt es zur Zeit auch keine Hubschrauber im Spiel, bislang hat noch kein Mitarbeiter den dazu notwendigen Pilotenschein gemacht. Aber das kann sich ja noch ändern.