Microsofts E3-Pressekonferenz 2011 - Zusammenfassung
Endlich Hardcore
Interessant sah dagegen Kinect Fun Labs aus. Im Prinzip handelt es sich um ein Sammelsurium von netten Kinect-Spielereien. Meiner Meinung nach hat das viel Potential. Man kann Gegenstände digitalisieren, den Avatar mit seiner aktuellen Kleidung anziehen oder diverse Mini-Spiele nutzen. Vor allem ist das Zeug ab sofort nutzbar. Probiert es aus, ich fand's lustig.
Von Cryteks Ego-Gemetzel für Kinect, das statt Kingdoms neuerdings Ryse heißt, gab es nur einen Gameplay-Trailer zu sehen. Schwert-Kampf a la Infinity Blade. Blocken, Schlagen, ausweichen und werfen. Szenario irgendwas mit Rom. Seltsam fand ich die Namensänderung. Statt Kingdoms heißt es nun Ryse. Und warum das Y nochmal? Achja, wie in CrYtek – oder Yerli.
Für mich ein ganz großer Wurf war ein exklusiver Minecraft-Deal. Der Indie-Hit erscheint mit Kinect-Unterstützung im Winter konsolenexklusiv auf der 360. Mehr gab es dazu zwar nicht zu sehen, aber hier könnte Microsoft der Playstation zumindest in einem Feld ihr Create, Play, Dingsbums-Motto streitig machen. Ähnlich interessant für Familien ist das Disneyland-Ding. Man spart sich mit den Kindern den Besuch und hat bei der recht originalgetreuen Umsetzung relativ viele Interaktionsmöglichkeiten. Und ja, es funktioniert, ist aber eher etwas für die Kleinen. Und auch Kinect Star Wars spricht wohl eher jüngere Fans an. Die Grafik war durchschnittlich, die Animationen zum Teil furchtbar. Mit ist es zu simpel und banal. Wer's mag.
Once upon a Monster ist zwar auch relativ simpel und eigentlich eher für die ganz kleinen gedacht, aber Optik und Dialoge sind Double Fine typisch mal wieder einmalig. Die Story: Elmo und das Krümelmonster müssen sechs Monstern helfen. Ihnen ihre Angst nehmen, ihren Hort beleuchten oder süße Puffelwuschel anlocken. Die Gesten-Minispiele sind zwar auch hier wenig herausfordernd, aber so zuckersüß umgesetzt, dass ich auch schwach werden könnte. Allein der Kinect-Vollpreis klingt etwas zu viel. Sechs Kapitel a 10 Minispiele, insgesamt so vier bis fünf Stunden sind für 50 Euro recht heftig. Ein Highlight war auch Tim Schafer selbst, der mit scharfer Zunge die Präsentation einleitete und schloss. "Nun zu unserer simulierten Familie ... sehr lebensecht", nahm er das gestellte Vater-Kind-Doppel auf die Schippe, das den Titel vorführte.
Ach ja, Kinect Sports 2 und Dance Central 2 sehen gut aus, bieten einfach mehr vom Gleichen und sind eher was für Fans des Casual-Ansatzes. Forza 4 hat mich dagegen voll überzeugt. Mit Kinect bietet es Headtracking und die nette Fahrzeugschau für alle Autoliebhaber. Spielerisch werden Dutzende Strecken und eine Top-Gear-Anbindung geboten, während die wirklich erstklassige Grafik auch Gelegenheits-Renner schwach werden lassen könnte. Das Ding wischt meiner Meinung nach mit Gran Turismo den Boden auf.
Am Ende gab es dann noch einen Halo-Doppelschlag. Zum einen bestätigte der Hersteller die Gerüchte um ein aufgehübschtes Remake von Teil eins, Halo: Combat Evolved. Der Titel läuft mit der Halo-Reach-Engine und bietet Multiplayer und Koop-Modus. Sieht sehr gut aus, auch wenn ich persönlich eine Geschichte nur selten zweimal spielen möchte. Angefixt hat mich dagegen Halo 4. Nach ODST und Reach, will ich endlich wissen, wie es mit dem Master Chief weitergeht. Grafisch kann man angesichts des vorgerenderten Krams wenig sagen. Trotzdem freu ich mich drauf.
Unterm Strich eine gute, aber nicht sonderlich überraschende Pressekonferenz. Weder eine unerwartete Preissenkung noch eine ansatzlose Ankündigung neuer Hardware gab es. Aber Die Kinect-Titel haben überzeugt, ich nehme Microsoft nun ab, dass man damit auch bei Hardcore-Games Spaß haben kann und einige exklusive Titel sind auf jeden Fall einen Blick wert. Was den "Gewinn der E3" angeht, wird es in diesem Jahr für den Current-Gen-Marktführer schwer, das gebeutelte Sony-Imperium – mit seiner überraschend günstigen Playstation Vita – zu schlagen und auch Nintendo wird mit der Ankündigung seines neuen Flaggschiffs am heutigen Abend sicherlich Aufsehen erregendere Ankündigungen im Koffer haben.
Trotzdem eine überzeugende Vorstellung, die wahrscheinlich im nächsten Jahr mit der Ankündigung eines Xbox 360 Nachfolgers getoppt wird. Ich werde auf jeden Fall meinen Kinect-Sensor wieder entstauben und für ein paar der kommenden Titel anschließen. Vor allem Mass Effect 3, aber auch Forza 4, Funlabs, Once Upon a Monster und Ghost Recon: Future Soldier könnten dank Show-Effekt und verstärkter Immersion der Bewegungssteuerung auf Konsolen neues Leben einhauchen. Man muss nur abwarten, wie lange die Begeisterung hält.