Minecraft Dungeons - Test: Der Dungeon Crawler für die ganze Familie
Unkomplizierter Spaß.
Minecraft ist so eine Sache für sich. Es legt den Schwerpunkt auf die kreativen Elemente, was im Grunde keine schlechte Prämisse ist. Ich hätte mit Sicherheit Ideen, die ich dort zusammenbauen könnte, woran es im Endeffekt mangelt, ist die Zeit, die für die Umsetzung meiner Gedanken nötig wäre. Und so bleibe ich Minecraft normalerweise eher fern, bewundere eher die Konstruktionen anderer Leute. Minecraft Dungeons ist für mich daher so was wie der erste ernsthafte Einstieg in dieses Franchise und damit bin ich - so vermute ich - nicht alleine.
Dungeons verzichtet dabei auf all die kreativen Elemente, die Minecraft im Kern ausmachen. Das hier ist ein waschechter Dungeon Crawler à la Diablo, der keinen Hehl daraus macht, wen er ansprechen möchte. Es ist die familienfreundliche Art des Dungeon Crawlens. Blockig, bunt, ohne Gore. Außen Minecraft, innen anders. Und mit ein wenig Story. Erwartet hier nichts großartig Tiefgründiges oder Komplexes. Im Kern geht's darum, dass der Erz-Illager die Macht über die Oberwelt erlangen möchte und ihr euch ihm in den Weg stellt. Es ist die typische Heldengeschichte.
Um das zu bewerkstelligen, reist ihr durch verschiedene Regionen beziehungsweise Biome der Minecraft-Welt und knüppelt allerlei Gegner nieder, auf die ihr dort stoßt, vom Zombie bis hin zum Creeper und von Zeit zu Zeit einen Enderman. Schrecken euch Spiele wie Diablo im Normalfall eher ab, versucht es mit Minecraft Dungeons. Es ist ein prima Einstieg in die Welt dieser Action-Rollenspiele und unkompliziert zu spielen.
Es ist nicht nötig, sich umfänglich mit Menüs und ähnlichen Dingen zu befassen. Ihr habt euren Nah- und Fernkampfangriff, legt eine Rüstung an und wählt bis zu drei Artefakte aus, die unterschiedliche Fähigkeiten darstellen und die ihr per Knopfdruck auslöst. Dazu ein nie ausgehender Lebenstrank auf einem extra dafür reservierten Button inklusive Cooldown, eine Möglichkeit zum Ausweichen und ihr habt alles, was ihr braucht, um in dieses Abenteuer einzusteigen.
Dungeons reduziert das Dungeon-Crawler-Gameplay auf das Nötigste, indem es zum Beispiel auf verschiedene Klassen verzichtet. Jeder Spieler ist in der Lage, alles auszurüsten, was ihm während des Abenteuers in den Schoß fällt. Das lädt zum Experimentieren ein und ihr könnt jederzeit hin- und herwechseln, wenn euch ein spezifischer Spielstil nicht zusagt oder ihr mit einer Waffe nicht zurechtkommt. In Sekundenschnelle ist das erledigt, es ist kein Respec oder ähnliches was nötig, wofür ihr erst mit einem NPC sprechen oder Smaragde zahlen müsstet.
Natürlich gibt's regelmäßig Loot zu finden, repräsentiert durch unterschiedliche Rüstungen und Waffen in mehreren Seltenheitsstufen. Bei jeder Waffe und Rüstung habt ihr zudem drei zufällig festgelegte Verzauberungen, die Boni freischalten, wenn ihr durch einen Levelaufstieg erhaltene Verzauberungspunkte darin investiert. Möchtet ihr die zurückhaben, zerlegt einfach die Waffe - alles easy und ohne spürbare Strafen für den Spieler. Experimentiert und probiert so viel aus, wie ihr möchtet, das ist es, was Dungeons ausmacht und wozu es euch anspornt.
Manche Sachen sind kombinierbar und erhöhen so die Effektivität, wenn ihr zum Beispiel explosive Feuerwerkskörper mit einem Bogen verbindet, der mehrere Pfeile gleichzeitig abfeuert. Eine effektive Methode gegen größere Gegnergruppen. Fernkämpfer, Nahkämpfer, Heiler, all das könnt ihr hier indes auch ohne Klasseneinteilungen oder Fähigkeitenbäume haben, indem ihr einfach die jeweiligen Ausrüstungsgegenstände anlegt und euch auf eure Rolle konzentriert. Das ergänzt sich vor allem gut im Koop-Modus, wo ihr als gemeinschaftliche Tour de Force durch die Level braust, alleine macht Dungeons natürlich ebenso Spaß.
Dass sich einzelne Kombinationen inmitten dessen übermächtig anfühlen, kommt vor. Zugleich ist es nicht unerwünscht. Im Gegenteil: Die Entwickler sind sich dessen bewusst und begrüßen das. Mit einem Hammer durch die Level zu laufen, der dank Verzauberung zusätzliche Blitze beim Zuschlagen erzeugt, die von Gegner zu Gegner springen, wirkt nicht allein mächtig, das ist es! Und ich fühle mich dabei ein wenig wie Thor. Apropos Feeling ... Minecraft Dungeons fühlt sich beim Spielen einfach gut an, greift den "Pick up and play"-Gedanken gut auf. Es dauert nicht lange, bis ihr euch nach Spielstart durch die ersten Gegner schnetzelt. Die Spielmechaniken funktionieren problemlos, Schläge und Schüsse teilt ihr präzise aus und erhaltet entsprechendes Feedback. Ihr habt zu jeder Zeit alles unter Kontrolle, fühlt euch im normalen Schwierigkeitsgrad kaum überfordert.
Gleichzeitig solltet ihr euch aber bewusst sein, dass Minecraft Dungeons kein sehr langes Spiel ist. Für einen Durchgang durch die Kampagne benötigt ihr um die sechs Stunden, was sich im eher niedrigen Preis widerspiegelt. Ihr habt natürlich die Möglichkeit, Level noch einmal zu absolvieren und den Schwierigkeitsgrad zum einen per Schieberegler hochzudrehen, um für neue Herausforderungen und bessere Beute zu sorgen, was für eine Weile motiviert. Zum anderen hat das Spiel grundlegende Schwierigkeitsgrade, von denen ihr nach dem erstmaligen Durchspielen zwei weitere freischaltet. So legt ihr individuell fest, ob ihr euch größeren Aufgaben stellt oder es bei der empfohlenen Voreinstellung belasst.
Die zum Teil prozedural generierten Level laden dabei zur Erkundung ein, häufig genug landet ihr aber in Ecken, in denen ihr außer Gegnern nicht viel findet. Mehr Schätze und Beute oder andere versteckte Dinge hätten hier Wunder gewirkt. Es lohnt sich somit nicht immer, vom Hauptpfad abzuweichen. Ein wenig lieblos wirkt indes euer Lager, das den Ausgangspunkt eurer Missionen darstellt. Hier habt ihr zum einen einen Tisch mit der Missionsauswahl und Händler, die zufallsgenerierte Items und Artefakte für euch herstellen. Wer die üblichen Fähigkeitenbäume oder individuelles Crafting sucht, ist hier definitiv am falschen Ort. Inwiefern sich Dungeons in Zukunft in Sachen Endgame und Content-Nachschub als langlebig erweist, bleibt abzuwarten. Neue Inhalte in Form zweier DLCs sind bereits angekündigt, ebenso folgt eine Crossplay-Option per Update.
Habt ihr das Letzte aus Diablo herausgegrindet und seid ein echter Hardcore-Action-RPGler? Dann ist Minecraft Dungeons unter Umständen nichts für euch. Es bricht die Dungeon-Crawler-Formel auf das Nötigste herunter, macht das Genre einfach und unkompliziert zu spielen. Indes behält es wesentliche Faktoren bei, die dieses Genre ausmachen, zum Beispiel den Erhalt neuer Ausrüstung beziehungsweise Beute, das ständige Streben nach Verbesserung. Verglichen mit anderen Titeln des Genres lässt Dungeons im Großen und Ganzen ein wenig an Tiefgang vermissen, den es aber in der Form gar nicht bieten möchte. Es ist als familienfreundlicher Minecraft-Dungeon-Crawler gedacht und diese Aufgabe erfüllt es wunderbar. Und überhaupt: Lieber kurz, knackig und gut als in die Länge gezogen und öde.
Monieren ließe sich noch die kurze Spielzeit, aber der Preis fällt im Gegenzug nicht zu hoch aus. Wer noch keine großen Erfahrungen mit diesem Genre hat, findet hier einen guten Einstiegspunkt. So gut wie jeder ist in der Lage, den Controller in die Hand zu nehmen und sich innerhalb von Minuten Zeit zurechtzufinden. Hier geht alles unkompliziert und schnell vonstatten, ohne dass dabei der Spielspaß auf der Strecke bleibt, wenn ihr euch denn darauf einlasst und mit den richtigen Erwartungen an die Sache herangeht. Ich hatte meine Freude daran, mich durch die Dungeons zu kloppen und gut dabei zu fühlen. Und ein motivierender Spielablauf und Spaß am Spielen sind doch - unabhängig von nicht vorhandenen Fähigkeitenbäumen oder Klassen - am Ende das Wesentliche, was ein Videospiel ausmacht.
Entwickler/Publisher: Mojang/Microsoft - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One, Switch - Preis: 19,99 Euro (29,99 Euro für die Hero Edition) - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: Xbox One - Sprache: Deutsch - Mikrotransaktionen: nein