Mirror's Edge
Dein Schicksal wartet auf dich
Es klingt fast wie ein schlechter Treppenwitz, dass es gerade Faiths Schicksal ist, gejagt zu werden. Die Runnerin transportiert in einer Welt ohne Geheimnisse, unter den Augen eines allmächtigen Staates, wichtige Informationen von einem Ort zum anderen. Sie benutzt den Hinterhof einer „perfekten“ Gesellschaft, um dem Zugriff des Großen Bruders zu entkommen.
Dächer, Hinterhöfe und Industrieanlagen sind ihre Spielwiese. Nur angetrieben durch ihren Körper jagt sie vollgepumpt mit Adrenalin ihrem Ziel entgegen. Kräne, Kabel und Satellitenschüsseln werden Mittel zum Zweck, jede Kletterpartie zu einer Aufgabe und der Weg zum Ziel.
Der Polizeistaat hat sie bisher ignoriert, doch irgend etwas hat sich verändert. Andere Runner sterben. Ein Auftraggeber nach dem anderen verschwindet. Ihr Schwester wird für ein Verbrechen verhaftet, das sie nicht begangen hat. Faith ist auf sich allein gestellt und muss kämpfen, für ihre Freiheit und die Wahrheit. Ohne Waffen stellt sie sich Scharfschützen, brutalen Polizeieinheiten und Hubschraubern. Sie entwaffnet ihre Gegner, wirft sie in die Tiefe oder knipst ihnen mit einem gezielten Kick die Lichter aus. Eine einzelne Frau gegen eine gewaltige, gesichtslose Staatsmacht.
Wie schon bei Assassin's Creed ist die Gameplay-Mechanik von Parkour inspiriert. Dieser wahnwitzigen Sportart, bei der Bauwerke, Zäune und Mauern zu überwindbaren Hindernissen werden und die Protagonisten versuchen, den einen, perfekten Weg zu finden. Doch wo sich Ubisofts Killer-Drama in die Third-Person-Perspektive flüchtete, wagen es die Battlefield-Entwickler von DICE, den gesamten Verlauf aus der Egoperspektive zu erzählen.
Mal abgesehen von ein paar Comic-Zwischensequenzen, bekommt Ihr die eurasische Schönheit nur in einem der namensgebenden, spiegelnden Hochhäuser zu Gesicht. Die Kamera folgt jeder Bewegung, soll Euch direkt in das Geschehen hinein ziehen. Beine, Arme und ein Teil des Körpers sind sichtbar. Es entsteht ein wilder Ego-Ritt, der Spieler, die unter Motion Sickness leiden, innerhalb kürzester Zeit auf die Toilette zwingt.
Schon ein einfacher Sprint versetzt die Welt von Mirror's Edge in heftige Vertikal-Bewegungen. Bei jedem Sprung, jeder Attacke und jedem Drahtseitakt steht die Atmosphäre und das Eintauchen in diese ungewöhnliche Welt im Vordergrund. Immersion ist das Schlagwort, das wir von den Entwicklern bei der Präsentation gleich mehrmals zu hören bekamen und Immersion ist das, was Mirror's Edge an erster Stelle auszeichnet.
Keine Anzeigen trüben das Blickfeld, keine seltsamen Symbole zeigen Klettermöglichkeiten oder Ziele an, nur ein schwaches Leuchten vermittelt einen Eindruck, wo und wie Ihr mit der Umgebung interagieren könnt. Der Rhythmus der Bewegung steht dabei klar im Vordergrund. Jedes Ziel und jedes Hindernis bietet mehrere Möglichkeiten es zu bezwingen.
Wollt Ihr über ein Geländer springen, bewegt Ihr Euch darauf zu und drückt im richtigen Moment die L1-Taste. Wollt Ihr lieber darunter durch rutschen, drückt Ihr L2. Alles innovativ, einfach und auf den direkten Erfolg konzentriert.
Den ersten, gezeigten Level gab es schon als Video zu sehen. Faith muss dabei von Hochhaus zu Hochhaus gelangen, gewagte Sprünge absolvieren und den stets präsenten Polizisten entkommen. Für besonders weite, fast unmögliche Bewegungen steht Ihr eine Art Bullet-Time zur Verfügung. Das farbige Fadenkreuz zeigt an, wann diese Kraft sich aktivieren lässt und Ihr könnt so Dutzende Meter in der Luft zurücklegen. Die Entwickler haben dabei vor allem auf einen flüssigen Bewegungsablauf geachtet. Mit genug Schwung jagt Faith nur so über Klimaanlagen, Lüftungsschächte, Rohrleitungen und Aufbauten hinweg. Eine Bewegung greift in die andere. Immer schneller, immer gewagter jagt die Akrobatin durch den Himmel dieser schaurig schönen Dystopie.