Missile Command
Blick in Microsofts Spielhalle
Hallo, ich bin's, der Tobias aus der Lampe. Ab heute blicke ich jetzt wöchentlich für Euch ins diffuse Licht der seltsamsten Spielhalle der Welt. Xbox Live Arcade hat sich mittlerweile als feste Größe eines jeden 360-Zockers etabliert. Die attraktiven Preise der Download-Spiele laden zur schamlosen Ausnutzung der DSL-Leitung ein, aber verbirgt sich hinter jedem Titel auch soviel Spielspaß, dass es sich wirklich lohnt, selbst diese kleinen Beträge vollkommen unbedacht durch die Internet-Leitung zu jagen? Diese Frage stelle ich heute in Bezug auf den gerade erschienen Titel Missile Command. Mit 400 Microsoft-Punkten darf sich die Vollversion geholt werden, die neben einem audiovisuellen Update auch das Original von 1980 mitbringt.
Ja, 1980 ist schon richtig lange her, 27 Jahre, um genau zu sein. Da war die Welt noch ein wenig anders. Der Kalte Krieg strebte von einem Höhepunkt zum nächsten, die Angst vor einem nuklearen Angriff in der Bevölkerung war groß. Ebenfalls zu dieser Zeit entdeckten die Menschen ein neues Unterhaltungsmedium. Videospiele gab es in erster Linie in der Spielhalle, obwohl sich das Atari 2600 vor allem wegen seiner vielen Arcade-Umsetzungen langsam eine beachtliche Anhängerschaft erarbeitete.
Missile Command stammt aus dieser Zeit und wird von Experten in einem Atemzug mit Centipede, Space Invaders und Pac Man genannt. Tatsächlich war das Automatenoriginal selbst bis in die 90er Jahre äußerst beliebt, und beinahe alle populären Konsolen wurden mit Umsetzungen bedacht.
Bei einer so eindrucksvollen Geschichte könnten unbedarfte Spieler einen vermeintlich zeitlosen Klassiker vermuten. All diese möchte ich an dieser Stelle warnen. Das minimalistische Spielprinzip lockt in einer Zeit, in der Halo 3, BioShock oder MassEffect die Gemüter erhitzen, kaum jemandem hinter seiner HD-Konsole vor.
Das Prinzip von Missile Command ist von Level 1 bis 256 immer gleich: Mit Raketenabwehrtürmen gilt es, die vom Himmel fallenden Geschosse bereits hoch in der Luft zu eliminieren, um die Städte um die Türme herum zu schützen. Die Referenz zum kalten Krieg ist eben nicht zu leugnen. Verschiedene, auftauchende Flugobjekte sollten ebenfalls heruntergeholt werden. Das Besondere daran ist, dass Ihr diese Mission durch vorausschauend platzierte Explosionen erledigt, die nahe Objekte unweigerlich zerstört. Trotz fehlender Abwechslung im Gamedesign kann das ganz schön anstrengend sein, denn die gegnerischen Raketen neigen zu einer Art Zellteilung und kommen in späteren Abschnitten mit deutlich mehr Speed an.
Dieses Prinzip gilt für die Ur-Version ebenso wie für die aufgepeppte HD-Variante des Klassikers. Wer es puristisch mag oder sich in die goldene Ära der Arcade-Automaten zurückversetzen lassen will, hat das originale Feeling von 1980 mit der klassischen Version des Spiels – mit allen Konsequenzen: Fünf Farben, quakig-kratzendem Mono-Gedudel und flackernden Explosionen. Um sich da durchzuquälen, solltet Ihr wirklich eine hohe Toleranzgrenze haben.
Das HD-Update macht aber soundtechnisch und grafisch einiges her. Auf einmal zucken stylische Blitze in den Himmel, die schließlich eine Explosion auslösen, Wolkenkratzer symbolisieren die Städte, die es zu schützen gilt und fette Technomusik untermalt das Spielgeschehen mit einem treibenden Beat.
Doch auch die zeitgemäßere Präsentation kann nicht vom statischen Gameplay ablenken. Nur diejenigen unter Euch, die eine stundenlange Highscore-Jagd fesselt, dürfen sich dieses Spiel gerne in der Demo anschauen. Gamescore-Apostel greifen wahrscheinlich sowieso zu, alle anderen sollten sich die 400 Punkte (immerhin knapp 5 Euro) sparen, um spielerisch gehaltvollere Titel durch die Leitung zu ziehen.
Unermüdliche Retter der Zivilisation dürfen seit 4. Juli die Raketen abwehren.