Mit Eriksholm: The Stolen Dream beweisen die Entwickler ein Auge für Details
Die Spieler persönlich erreichen.
Wenn ich eins von dieser gamescom lange im Voraus wusste, dann dass ich mir unbedingt Eriksholm: The Stolen Dream anschauen wollte. Schon der Trailer, mit dem das Spiel vor einigen Monaten erst enthüllt wurde, zeigte mir nämlich, dass da Entwickler mit einem verdammt guten Gespür für Charaktere und starke Momente am Werk sind – ein Eindruck, den mein Besuch am Messestand von River Ende Games vollends bestätigt hat.
Natürlich ist nicht das ganze 15-köpfige Team auf der Messe zugegen, mit Anders Hejdenberg aber der Gründer und Creative Director des Studios. Und der beginnt seine Präsentation mit dem Hinweis darauf, dass Mitglieder seines Teams zuvor in großen Studios bereits an Spielen gearbeitet haben, ihnen dort nach der Veröffentlichung eines Titels aber der persönliche Draht zu denjenigen fehlte, die diese Spiele dann spielen. River End wolle deshalb ein Abenteuer zu erschaffen, das eine Brücke zwischen Spielern und Entwicklern schlägt – ein persönliches Abenteuer mit erinnerungswürdigen Augenblicken oder anders ausgedrückt: Eriksholm.
Eriksholm ist der Name der Stadt, in der Hanna und ihr Bruder Herman leben, und ihr Abenteuer beginnt, als Herman eines Tages nicht von der Arbeit nach Hause zurückkehrt. Stattdessen steht am Nachmittag ein Polizist vor Hannas Tür und ist offenbar auf der Suche nach dem Jungen. Als er ihn nicht findet, bittet er Hanna anschließend mitzukommen – die verschwindet allerdings durch einen Heizungsschacht und ist fortan auf der Flucht vor den Gesetzeshütern.
Eine der ersten Sachen, die mir dabei in den Filmszenen auffiel, ist die Liebe zum Detail, die dort in kleinen Gesten und der Art und Weise steckt, wie die Akteure miteinander reden. Da wird für mein Empfinden nämlich kein Videospiel erklärt, sondern die Geschichte von Charakteren erzählt, die den Entwicklern wichtig sind. Wobei ich schon den visuellen Stil des Abenteuers mag.
Bei dem handelt es sich jedenfalls um Stealth-Action – allerdings nicht um die hartgesottenen Art, bei der man sich möglichst schnell zahlreiche Mechaniken aneignen muss, um sich auf ein komplexes Katz-und-Mausspiel einzulassen. Hejdenberg beziehungsweise River End beschränken sich im Gegenteil auf eher wenige Aktionen, die aber auf vielseitige Art Verwendung finden. Man soll vielmehr die Umgebung beobachten und auch mal gut hinhören, um Hinweise darauf zu erhalten, welchen Weg man gehen kann, um an Wachen vorbeizukommen.
Anfangs geht es dabei nur darum, im richtigen Augenblick dort entlang zu schleichen, wo gerade kein Polizist steht – wobei viele Situationen übrigens einzigartige Momente sind, in denen sich die Wachen unterhalten, während sie umherlaufen und Hanna auf jeweils individuelle Art suchen. Ja, es wird dadurch zu Trial-and-Error-Momenten kommen, weil das Schleichen auf diese speziellen Situationen zurechtgeschnitten ist und man Hanna an einem (sehr nahen) Rücksetzpunkt wiederfindet, nachdem sie entdeckt wurde. Sie kann dann also nicht durch geschicktes Weglaufen und Verstecken erneut untertauchen.
Gleichzeitig sollen mitunter verschiedene Wege zum Ziel führen, zumal man abseits des Wegs auch Gegenstände findet, die mehr über die Welt von Eriksholm erzählen. Außerdem sollen Stück für Stück und auch noch spät im Spiel weitere Elemente hinzukommen, die das Abenteuer stets interessant halten. Dazu zählt erst ein und dann noch ein weiterer Charakter, zwischen denen man jederzeit umschaltet, um ähnlich wie in Commandos ihre verschiedenen Fähigkeiten zu nutzen.
Hejdenberg zeigt mir etwa eine Situation, in der Hanna bereits von ihrer in den letzten Wochen wohl nicht mehr ganz so guten Freundin Alva begleitet wird, was zum einen der Erzählung dient, da sich die beiden darüber unterhalten, was vorgefallen ist. Zum anderen kann Hana zu diesem Zeitpunkt schon über kurze Distanz Giftpfeile verschießen, um Wachen auszuknocken, während Alva Steine mit einer Schleuder verschießt. In dem gezeigten Beispiel nutzt sie das, um eine Wache zu einer laut scheppernden metallenen Oberfläche zu locken, wo Hanna sie mit dem Giftpfeil erreicht.
Nicht zuletzt dienen Schatten als Deckung, die Alva durch das Zerschießen von Lichtern selbst erzeugen kann. Und Hejdenberg zeigt auch, wie Hanna einen Bewusstlosen aus dem Weg zerrt, damit dessen Kameraden ihn nicht finden. Es ist gut, dass die ohnehin nicht seine größten Freunde waren – was einer der Hinweise ist, die man durch das Beobachten beziehungsweise Belauschen der Umgebung erfährt.
Noch habe ich das alles nicht selbst gespielt, denn alle Spielszenen liefen in einem Video. Das Spiel soll ohnehin erst im nächsten Jahr erscheinen. Was ich im Trailer sowie in den gezeigten Spiel- und Filmszenen gesehen habe, lässt mich aber weiterhin fest daran glauben, dass Eriksholm: The Stolen Dream das erinnerungswürdige Abenteuer sein wird, das der starke erste Trailer versprochen hat.