Mit Reveil und New Cycle hat Daedalic zwei heiße Eisen im Feuer
Horror und Endzeit.
Nach dem unrühmlichen Der Herr der Ringe: Gollum entwickelt Daedalic selbst keine Spiele mehr, aber das heißt nicht, dass das bekannte deutsche Unternehmen von der Bildfläche verschwindet. Vielmehr steht nun der Vertrieb von Titeln anderer Entwicklerstudios im Fokus der Bemühungen und mit Reveil und New Cycle konnte ich mir zwei davon auf der gamescom anschauen.
Reveil verspricht Rätsel und eine psychologische Erfahrung
Spannenden, aber im Vergleich zu manch anderen Spielen kurzen First-Person-Horror verspricht Reveil vom deutschen Entwicklerstudio Pixelsplit. Wobei vier bis sieben Stunden Gameplay nun auch nicht wenig sind. Und manche Spiele müssen auch nicht länger als das sein! Immerhin soll euch die Geschichte "mental fordern".
Ihr spielt den Zirkusmechaniker Walter Thompson und erlebt mit ihm einen Tag, den er so definitiv nicht hat kommen sehen. Walter wacht eines Tages mit Kopfschmerzen auf. Er hat keine Orientierung. Und obendrein sind noch seine Frau Martha und seine Tochter Dorie verschwunden. In dem Abschnitt, den man auf der gamescom zeigte, erkundet ihr zuerst Walters Haus, um dort einen Weg nach draußen zu finden.
Den Entwicklern zufolge erwartet euch hier eine strikt lineare Story, wenngleich es zwischendurch immer mal etwas größere Areale zum Erkunden gibt. Dabei gilt es, Rätsel zu lösen und Gefahren zu überstehen, kämpfen müsst ihr allerdings nicht. Ein wichtiges Ziel der Macher ist, dass sich die Sachen, mit denen ihr es bei den Rätseln zu tun habt, haptisch anfühlen sollen. Ihr zieht an Elementen, dreht und drückt sie. Nicht, indem ihr einfach nur draufdrückt, sondern die Maustaste haltet und zieht. Also so ähnlich, wie ihr es in der Realität machen würdet. Alles in allem strebt man hier auch nach Escape-Room-mäßigen Rätseln, manches baut aufeinander auf und führt euch letztlich weiter auf eurem Weg.
Ein Beispiel: In einem Rätsel bekommt ihr, nachdem ihr es erfolgreich gelöst habt, zuerst einmal eine Art Murmel beziehungsweise Kugel. Diese setzt ihr dann beim nächsten Rätsel ein und müsst das Holzbrett so neigen, das besagte Murmel im vorgesehenen Loch landet. Letztlich verlasst ihr euer Haus durch eine zerstörte Wand und steht auf einmal mitten in einem Wald. Und es ist nicht so, dass das Haus sich ganz normal hinter euch befindet. Vielmehr wirkt es so, als wärt ihr gerade aus einer Art Bunker gekommen.
Alles sehr merkwürdig. Walter trabt weiter durch den Wald und landet schließlich bei einem anscheinend verlassenen Zirkusplatz. Auch hier könnt ihr die Umgebung erkunden und letztlich ein paar Rätsel lösen, um ins Innere des Funhouse zu gelangen. Das im Inneren größer ist, als es von außen den Anschein hat. Übrigens soll es sich den Entwicklern zufolge auch lohnen, es noch einmal durchzuspielen, weil ihr vielleicht das ein oder andere Detail entdeckt, das ihr im ersten Durchgang übersehen habt – oder das damals noch keinen Sinn ergab.
So arbeitet ihr euch nach und nach durch fünf verschiedene Akte und erlebt manchmal subtilen Horror, manchmal aber auch Horror, der euch direkt ins Gesicht springt. Oder es zumindest versucht. In jedem Fall sieht Reveil ganz schick aus und könnte für seine überschaubare Spielzeit ein paar schöne Rätsel und Spannung bieten. Wie weit diese "tiefgreifende, psychologische Erfahrung" aber am Ende wirklich geht und ob die Story und Rätsel durchweg überzeugen, bleibt vorerst noch abzuwarten.
New Cycle lässt euch mit der Menschheit von vorne anfangen
New Cycle, das zweite Spiel, erinnerte mich indes auf den ersten Blick sehr an Endzone: A World Apart. Zumindest ist die Prämisse ähnlich: Die Menschheit bekam einen ordentlichen Tritt in den Allerwertesten und muss mehr oder weniger von vorne anfangen. Hier verursachte ein gewaltiger Sonnensturm einen erbitterten Überlebenskampf unter den Menschen.
In dieser Zeit seid ihr aufgewachsen und Entwickler Core Engage macht euch zum Verwalter über eine Siedlung, die ihr im besten Falle wachsen und gedeihen lasst. Was braucht ihr dafür? Natürlich Rohstoffe. Holz, Bodenschätze und so weiter sind nötig, um nicht nur Gebäude zu bauen, sondern auch Nahrung herbeizuschaffen. Besagte Ressourcen sind allerdings nicht in unendlicher Menge vorhanden, sie sind endlich. Setzt sie also klug ein.
Im Gegensatz zu vergleichbaren Spielen müsst ihr Gebäude nicht zwingend mit Wegen verbinden, damit überhaupt etwas passiert. Eure Leute wuseln auch so durchs Gras, um etwas zu bauen, aber Straßen und dergleichen machen es natürlich effizienter. Anfangs steht dabei der Survival-Aspekt im Vordergrund. Erst einmal tragt ihr dafür Sorge, dass eure Leute über die Runden kommen. Ist das gewährleistet, macht ihr euch daran, weiter zu expandieren, neue Dinge zu erforschen und so weiter.
Ihr errichtet später Industrien, sorgt für mehr Effizienz bei der Produktion, habt ganze Lieferketten und so weiter. Ihr könnt sogar Zugstrecken und Fließbänder errichten. Letztlich soll New Cycle Elemente aus Spielen wie Frostpunk, Anno und Factorio miteinander verbinden, um etwas Eigenes daraus auf die Beine zu stellen.
Ihr habt dann später Zugriff auf eine Weltkarte und die braucht ihr. Da die Ressourcen endlich sind, geht es irgendwann darum, sie von woanders heranzuschaffen. Ihr schickt Erkundungsteams zu verschiedenen Positionen aus und schaut zu, wie Konvois wertvolle Güter nach Hause bringen. Dabei machen es euch Jahreszeiten und Katastrophen nicht einfacher. Naht der Winter, müsst ihr schauen, dass eure Leute diesen überleben, sonst bringt euch die schönste Siedlung nicht viel.
Geplant ist, dass New Cycle zuerst in den Early Access startet und dass ihr dort dann bereits Kampagne und Szenarien ausprobieren könnt. Bisher hinterlässt das Spiel einen guten Eindruck. Es mag das Rad nicht neu erfinden, aber das muss es ja nicht zwingend, um Spaß zu machen.