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Modern Warfare 2

Zurück in die Hölle

Die Call of Duty-Serie hat mit der harten Realität ungefähr genauso viel zu tun wie Gotcha-Spielen mit realen Militär-Einsätzen. Nämlich fast gar nichts. Die perfekt von Infinity Ward inszenierten Action-Spektakel wollen vornehmlich unterhalten. Bei Modern Warfare gab es zwar eine eindringliche Intro-Sequenz mit Hinrichtung, doch diese diente im Grunde nur als Anheizer. Der Massenmarkt erlaubt keine echten Opfer, sondern nur Feindbilder. Am besten mit Turban, russischem Akzent und Kalaschnikow im Anschlag.

Mal abgesehen von dieser moralisch eher zwiespältigen Darstellung, war mir persönlich die Kampagne von Modern Warfare zu linear und vor allem zu kurz. Man bewegte sich die meiste Zeit in einem Levelschlauch, der bis auf zwei, drei kleine Umwege wenig Platz für taktische Feinheiten ließ. Gleichzeitig setzte Infinity Ward in der Vergangenheit auf ständig wieder neu auftauchende Gegner, deren Strom erst durch das Erreichen eines bestimmten Punktes versiegte. Eine zum Teil sehr mühselige Angelegenheit, die langsames Vorgehen bestrafte. Trotzdem war und ist der Shooter ein gelungenes Erlebnis, das sich gut mit einem hervorragenden, aber platten Action-Film wie Black Hawk Down vergleichen lässt.

Nun also der zweite Teil. Eine Premiere. Noch nie wurde die „Story“ eines Call of Duty fortgesetzt und deswegen sogar der Name des Franchise weggestrichen. Wer also eine tiefgründige Geschichte mit moralischen Entscheidungen erwartet, liegt auch diesmal falsch. Wieder zieht Ihr gegen russische Hardliner und muslimische Terroristen in den Krieg, erledigt harte Spezialaufträge und rettet die Welt. Doch zumindest in Sachen Gameplay greift Infinity Ward zum Korrekturstift.

Keine Sorge, Modern Warfare 2 verwandelt sich nicht in ein Armed Assault. Aber indem Entwickler Infinity Ward auf die respawnenden Gegner verzichtet, deutlich größere Schlachtfelder konstruiert und eine längere, aber immer noch lineare Kampagne produziert, werden gleich drei Fliegen mit einer Klappe erschlagen. Der zweite Teil bietet so mehr taktische Freiheiten, ohne auf Spannung zu verzichten. Zusammen mit dem geplanten CoOp, der wie bei World at War in Form von Spezialmissionen geliefert wird, scheint es qualitativ also steil nach oben zu gehen.

Modern Warfare 2 – Gameplay Trailer

Apropos oben. Klar, dass auch bei der Inszenierung eine große Portion Hollywood nachgelegt wird. Gleich die ersten Szenen der E3-Demo versprechen bildgewaltiges Action-Kino. In der Haut von Sergeant Gery Sanderson hat es Euch in die Berge Kasachstan verschlagen. An einer verschneiten Steilwand beginnt die Mission „Cliffhanger“, die Auskundschaftung russischer Separatisten und der Diebstahl von wichtigen Daten. Gemeinsam mit Veteran Kapitän MCTavish quält sich Euer Held an einem Vorsprung entlang. Schneegestöber und vereiste Felsen lassen den Auftrag gleich zu Beginn zu einer Zitterpartie verkommen. Der Wind zerrt an Eurer Kleidung, jede Bewegung wird zu einem Kraftakt.

Auf den ersten Blick scheint sich grafisch kaum etwas verändert zu haben, doch sowohl Spezialeffekte als auch Animationen haben einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. Jede geskriptete Bewegung ist eine Augenweide. Mit sichtlichem Aufwand kämpfen sich die beiden Soldaten durch die unwirkliche Landschaft. Als sich der Recke auf eine Eiswand schiebt und seine Pickel ins Eis jagt, entstehen Sprünge. Immer wieder sorgen vorberechnete Szenen für Aufregung. Düsen-Jets lösen eine Lawine aus, Sanderson rutscht nach einem Sprung ab und fällt fast in den Abgrund. Eine dichte Atmosphäre entsteht, die Euch schon beim Zuschauen in die Sitze drückt.