ModNation Racers

Wie zu Beginn erwähnt, ist das Spiel eher auf die Baulust seiner Käufer und zukünftige Kreationen ausgelegt. Der Einzelspieler-Modus bremst sich hingegen durch Einheitsstrecken und Rambo-Mitfahrer aus. Selbst an Rennmodi sparen die Entwickler. Abseits der Karriere verbessert ihr allenfalls eure Bestzeiten oder fahrt Einzelstrecken mit und ohne Extrawaffen. Hinzu kommt noch ein wirklich uncharmantes Charakterdesign: Zu den klobigen Kopf-Füsslern baut man einfach kein inniges Verhältnis auf. Selbst nachdem man dutzende Zusatzobjekte zur „Verschönerung“ freigespielt hat nicht.

Die Mii-Verschnitte wirken in der Regel wie der Versuch, ein hässliches Kind zum Supermodel zu stylen. Der deutschen Sprachausgabe der Kommentatoren und den Sprechern der Zwischensequenzen gebührt hingegen Lob: Klasse, dass sich Sony die Arbeit einer deutschen Tonspur gemacht hat. Nächstes Mal vielleicht noch bessere Scherze in das Drehbuch schreiben als „Ich werde dich reich machen wie mich: Richard“, dann klappt es auch mit dem Sympathiebonus.

Neben Spielfigur und Gefährt könnt ihr in der so genannten „Kreativstation“ eigene Strecken gestalten. Dazu dienen euch vier Landschafts-Bausätze: Berge, Wüste, Küste und Dschungel. Das Areal ist begrenzt, lässt euch dennoch Spielraum für extravagante Werke. Zunächst sorgt ihr für Hügel, Krater und Täler, danach teert ihr mit einem Baufahrzeug die Strecke. Der Editor funktioniert anders als bei TrackMania am PC tatsächlich denkbar einfach. Wer sich trotzdem verfranzt, kann sogar kann sogar über die Option „Automatisch fertigstellen“ den Editor den Rest erledigen lassen.

Vom Einfall des Sonnenlichts bis hin zu Turbo-Feldern lässt sich hier alles bestimmen. Mit Probefahrten feilt der Profi dann so lange an dem Kurs, bis alles passt. Als optisches Sahnehäubchen dienen Häuser, Bäume oder Tiere am Wegrand – alles lässt sich wie bei den Sims kinderleicht platzieren. Allerdings fällt schnell auf, dass sowohl Zahl der Objekte als auch Landschaftsthemen generell etwas mager ausfallen. Vermutlich plant Sony hier in Form von Download-Inhalten demnächst nachzulegen. Am Schluss verpasst ihr dem neuen Parcours noch einen Namen und speichert ab. Einfache Routen entstehen bei Bedarf tatsächlich ruck zuck.

Wer möchte, darf den Kurs auch online mit anderen Spielern teilen. Genau wie seine Auto-oder Figuren-Erzeugnisse. Die schönsten Strecken, Karts und Charaktere präsentiert das Spiel für alle sichtbar in seinem interaktiven Menü, einen Online-Anschluss der Konsole an das PlayStation Network vorausgesetzt. All das erweckt den Anschein, als hätte Sony die Entwickler beauftragt, rund um diese Baumeister-Idee ein Spiel zu entwickeln. Als eine Art trojanisches Pferd quasi. Wer bereit ist, seine Freizeit mit Bauarbeiten und als Betatester seiner Kurse zu verbringen, findet in ModNation Racers womöglich sein neues Hobby: Arbeit, die Spaß macht. Doch sollten diesen Job nicht eigentlich die Entwickler erledigen?

Hängt eure PlayStation 3 nicht am Internet, streicht ModNation Racers lieber von der Einkaufsliste. Das Spiel bietet in dem Fall nichts, was Spiele wie Sonic & SEGA All-Stars Racing nicht bereits besser machen: Die Präsentation ist bestenfalls Geschmackssache, die Kurse wirken auf Dauer farblos und die Computergegner schroten durch exzessiven Extrawaffen-Einsatz die Positionskämpfe in nur wenige Augenblicke währende Glücksmomente. Und insbesondere die Charaktere schauen derart hässlich aus.

Nein, seine Stärken spielt ModNation Racers bloß im Mehrspieler-Modus sowie im Eigenbau-Bereich aus. Mit dem Editor individuelle Strecken zu basteln, bereitet Freude und ich könnte mir vorstellen, dass die Hobby-Kreationen bald die Qualitäten der offiziellen Kurse übertreffen - genau wie bei LittleBigPlanet. Würde ein bisschen mehr dieses Potentials im Spielablauf selbst stecken, ModNation Racers hätte schon jetzt richtig abgeräumt. So bleibt ein toller Rennspiel-Baukasten mit einem mäßigen Spiel als Anhängsel.