Monkey Island 2 Special Edition: LeChuck's Revenge
Ich will Affen!
Die Steuerung wurde sehr gut ans Gamepad angepasst. Zwei Varianten stehen zur Auswahl. Mit dem standardmäßigen Kontrollschema lenkt ihr Guybrush mit dem linken Stick direkt durch die Gegend, mit dem rechten Stick bewegt ihr den Cursor. Ist euch das zu ungewohnt, stellt ihr einfach auf klassisches Point&Click um. Das funktioniert hier so gut wie eh und je. Per X-Knopf sagt ihr Guybrush dann, wohin er laufen soll, der R2-Knopf öffnet ein kleines Menü über dem Gegenstand, der alle Optionen anzeigt – anschauen, reden, aufheben, benutzen, schieben, ziehen... ihr habt hier all die Möglichkeiten, die man euch auch bei den typischen SCUMM-Verben der Ur-Version bot.
Eine der interessantesten Neuerungen ist der Audiokommentar von Ron Gilbert, Tim Schafer und Dave Grossman. An bestimmten Stellen könnt ihr per Druck auf den R1-Button diesen Audiokommentar starten, die drei kreativen Köpfe hinter dem Ausnahme-Adventure erzählen euch dann etwas über den kreativen Prozess, über die Hintergründe mancher Gags und Rätsel, über den Designprozess einer bestimmten Figur oder streiten sich einfach darüber, ob es eine gute Idee war, Guybrush auf dem Friedhof die Hose verlieren zu lassen. Ein durch und durch vorbildliches Feature, das wir uns in Zukunft noch öfter wünschen.
So weit, so gut. Gemessen allein an der runderneuerten Version und ihren Erweiterungen wäre die Special Edition von Monkey Island 2 jetzt eigentlich tatsächlich eine glatte Zehn – eine perfekte Aufwertung eines perfekten Adventures. Trotzdem reicht es letzten Endes doch nicht ganz, an einem entscheidenden Teil des eigentlich hochwertigen Gesamtpakets haben die Entwickler geschlampt. Nicht nur der fehlende Vorspann sorgt für Stirnrunzeln, so toll und überzeugend die überarbeitete Version von Monkey Island 2 auch daherkommt, das ebenfalls enthaltene Originalspiel wurde leider mit weniger Liebe umgesetzt.
Grafisch entspricht es zwar eins zu eins dem PC-Original, trotzdem wirkt die Umsetzung aus verschiedenen Gründen liebloser als sie sein müsste. Das fängt beim Sound an. Der klingt einfach... naja... falsch. Manche Töne sind übersteuert, andere klingen etwas schief. Offenbar wurde der Originalsoundtrack nicht mit der richtigen Soundkarte digitalisiert: Wer die Klänge hier einmal mit denen des Originals über eine MT32 Midi-Karte vergleicht, stellt fest, dass die Musik dort viel runder, harmonischer und angenehmer klingt. Vor allem aber fehlt im Originalspiel das iMuse-System, ein technischer Trick, mit dessen Hilfe bei einem Ortswechsel die einzelnen Musikstücke übergangslos ineinander fließen. Die Übergänge sind nun hart und abrupt, was den fein gewebten Klangteppich schon etwas Atmosphäre kostet.
Ebenfalls vermisst werden die beiden Schwierigkeitsgrade. Konntet ihr das Original auf Wunsch etwas einfacher gestalten und ein paar der härteren Rätsel auslassen, seid ihr hier auf den normalen Schwierigkeitsgrad festgelegt. An sich ist das okay – aber der Komplettist erwartet eben auch den alternativen, kürzeren Weg durch das Spiel. Und mal ehrlich, welchen sinnvollen Grund gibt es, den zu entfernen?
Ebenfalls etwas lästig: Entscheidet ihr euch, das Original ohne Sprachausgabe zu spielen, lobenswerterweise könnt ihr die famos vertonten Dialoge nun auch im VGA-Modus hören, dann bekommt ihr Probleme mit dem Autosave-System: Das sichert immer mal wieder euren Spielstand und blendet dabei ein kleines Disketten-Symbol ein, gleichzeitig entfernt es aber dabei auch die gerade gesprochene Textzeile. So verpasst ihr immer mal wieder einen Teil der Dialoge, was ebenso ärgerlich wie unnötig ist.
Aber gut. Das sind die Mäkeleien eines Retro-Perfektionisten, der sich hier auf höchstem Niveau beschwert. Wie bereits geschrieben: Monkey Island 2 ist ein perfektes Adventure, das vom ersten Dialog bis zum bis heute kontrovers diskutierten Ende aufs Herrlichste unterhält. Ihr werdet lachen, ihr werdet rätseln, euer Kopf wird rauchen und ihr werdet genau wie ich traurig sein, wenn der Abspann über den Bildschirm läuft. Guybrushs zweites Abenteuer trifft die ideale Balance aus albernen Gags, sympathischen Figuren und einem in dieser Form nur hier enthaltenen dramatisch-unheimlichen Unterton.
Entgegen ihrer Versprechungen haben die LucasArts-Jungs durch kleine Schlampereien im Originalspiel und unnötige Auslassungen vielleicht nicht die definitive, endgültige Version von Monkey Island 2 abgeliefert, aber doch allemal eine Version, die jeder, aber wirklich ausnahmslos jeder einmal spielen sollte. Egal ob Adventure-Neuling oder LucasArts-Fan der alten Schule, für zehn Euro ist Monkey Island 2 ein absolutes Schnäppchen, das ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen dürft. Und wer wie ich partout nicht ohne den fröhlichen Affentanz im Intro auskommt, der tätschelt seine 19 Jahre alte Originalversion im Spieleregal, fährt mal wieder ScummVM hoch, um den Ur-Vorspann zu genießen, und hat danach genauso großen Spaß wie alle anderen mit diesem herausragenden Remake.
Monkey Island 2 Special Edition: LeChuck´s Revenge ist ab sofort via PlayStation Store (9,99 Euro), Steam (9,99 Euro) und Xbox Live Arcade (800 MS Punkte) zu haben.