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Monster Hunter Generations - Test

Noch immer sperrig, noch immer grindig und noch immer absolut fantastisch.

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Monster Hunter Generations bringt trotz recycelter Inhalte frischen Wind in die Serie.

Der Einstieg in Monster Hunter ist eindeutig die größte Hürde des Spiels und ich kann die Furcht davor vollkommen nachvollziehen. Es hat ganze drei Versuche gebraucht, bis mich die in Japan unfassbar populäre Reihe endlich in ihren Bann ziehen konnte. Auf der PSP hat es nicht funktioniert. Wahrscheinlich, da ich nur den Einzelspielermodus ausprobieren konnte. Auch auf der Wii wollte der Funke nicht so richtig überspringen, da ich selbst nach mehreren Stunden verwirrt zurückblieb. Erst Monster Hunter 4 Ultimate schaffte das zuvor Unmögliche und machte mich zum Fan. Zusammen mit einer festen Truppe lernte ich die Spielwelt kennen, verstand die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Mechaniken und wurde das erste Mal vom motivierenden Spielprinzip gefesselt.

Monster Hunter ist endloses Grinden. Darüber braucht man sich nicht zu streiten. Zwar warten Dutzende Bestien in den thematisch stark unterschiedlichen Welten auf mutige Krieger, dennoch wiederholt ihr im Verlauf von mehreren hundert Stunden dieselben Missionen Dutzende Male. Wollt ihr eine bestimmte Rüstung oder Waffe schmieden, müsst ihr zunächst die passenden Bestandteile besorgen. In den meisten Fällen bedeutet das die mehrfache Jagd eines Monsters, um an genügend Materialien zu gelangen.

Endlich könnt ihr die A-Taste gedrückt halten, um mehrere Sachen hintereinander aufzuheben.

Doch gerade darin liegt die Faszination der schier unendlich motivierenden Suche nach besserer Ausrüstung. Erfahrungspunkte existieren nicht. Um mehr Schaden einzustecken oder auszuteilen, benötigt ihr neue Rüstungen sowie Waffen. Da zum Sammeln jedes Biest mehrfach besiegt werden muss, steigen die eigenen Fähigkeiten des Spielers ganz unbewusst an. Benötigt man für den ersten Versuch gar eine Viertelstunde oder länger, liegt der Boss im fünften Anlauf bereits nach einem winzigen Bruchteil dieser Zeit am Bode, ohne viel Schaden kassiert zu haben. Je besser die eigenen Fähigkeiten ansteigen, desto schneller wird der Grind vorangetrieben, was bei einer ständigen Wiederholung natürlich automatisch erfolgt. Außerdem ist es einfach wahnsinnig erfüllend, nach Dutzenden Anläufen endlich das gewünschte Rüstungsset zu komplettieren, worauf man Stunden hingearbeitet hat.

An dem ganzen Ablauf hat sich in Monster Hunter Generations nichts geändert. Schon in der aufwendigen Einzelspielerkampagne seid ihr damit knapp 30 bis 40 Stunden beschäftigt. Allerdings beginnt die wahre Freude erst im Multiplayer-Modus. Obwohl man Monster Hunter Generations wie seine direkten Vorgänger auch alleine genießen kann, zählt für mich nur der Mehrspielermodus für die volle Erfahrung. Offline mit zwei Katzenhelfern - ja, eure Gefährten in Monster Hunter sind putzige Katzen mit eigenen Rüstungen - an der Seite spielt es sich ganz nett. Aber ich bin ehrlich: Ohne den fantastischen Multiplayer-Teil würde ich viel schneller Interesse an der Jagd verlieren. Sich zusammen eine ausgeklügelte Taktik überlegen, jede Planänderungen direkt kommunizieren und sogar die Waffenverteilung aufeinander abstimmten, DAS ist für mich die wahre Monster-Hunter-Erfahrung.

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Genau deswegen kreide ich es auch Generations als kleinen Schwachpunkt an, dass man im späteren Verlauf zum Einzelspielerdasein gezwungen wird. Nur dort schaltet ihr bestimmte Dinge wie die automatische Beschaffung von Honig oder anderen Objekten frei. Diese werden benötigt, um wertvolle Gegenstände herzustellen, ohne die spätere Kämpfe ziemlich anstrengend werden. Und niemand möchte zwischen den Missionen ständig selbst auf die Jagd nach diesen Materialen gehen.

Nun gut, aber was sind die großartigen Neuerungen gegenüber Monster Hunter 4 Ultimate? Natürlich wurden ein paar neue Bestien hinzugefügt und auch einige Orte bereist ihr zum ersten Mal. Die meisten Gebiete stammen jedoch aus älteren Teilen und wurden optisch nur ein wenig angepasst. Bekannte Täler erstrahlen somit in neuen Farben, weil sie nun zu einer anderen Tageszeit spielen, und wiederkehrende Areale aus Ablegern vor Monster Hunter 4 erhielten ein paar Anpassungen. Damals gab es schließlich keine Möglichkeit, die garstigen Kreaturen zu reiten, weshalb man kleinere Kanten zum Absprung an verschiedene Stellen hinzufügte.

Katzen fungieren nicht nur als Begleiter. Ihr dürft mit ihnen selbst auf die Jagd gehen, und das sogar zu viert.

Das Reiten hat sich ebenfalls leicht verändert. So besteht nun eine geringere Wahrscheinlichkeit, bei einem Sprungtreffer in diesen Modus überzugehen. Dafür fliegt euer Recke nicht länger zu Boden, falls ein Mitspieler das Monster während der Aktion angreift. Stattdessen beschleunigt man den Vorgang des Reitens damit sogar. Was früher für alle nicht auf dem Monster zappelnden Mitspieler zu einer kurzen Zwangspause führte, verhilft jetzt zum flotteren Spieltempo.

Den wohl größten Einfluss auf euer Spielverhalten haben die vier Jagdstile. Monster Hunter Generations führt keine neuen Waffen ein, dafür gewinnt jedes Mordinstrument weitere Angriffe hinzu. Grob gesehen könnt ihr damit die einzelnen Waffen an euren bevorzugten Umgang innerhalb der Gefechte anpassen. Ihr spielt lieber aggressiv und versucht, den Gegner, so oft es geht, zu reiten? Dann wählt den Luftkampfstil. Am Ende jeder Rolle vollführt euer Charakter einen kleinen Sprung. Kommt er währenddessen mit einem Monster in Kontakt, hüpft er einige Meter in die Luft, um so auf dem Feind zu landen.

Im Konterstil seid ihr dagegen etwas passiver unterwegs und wartet die richtigen Momente ab. Rollt ihr in die Animation eines feindlichen Angriffs, hechtet euer Charakter unbeschadet zur Seite und kann im Anschluss für wenige Sekunden eine Konterattacke starten, wobei sich jede Waffe anders verhält. Zum Beispiel dürft ihr so euer Langschwert schneller in seine verstärkten Zustände bringen, falls ihr einen voll aufgeladenen Konter trefft. Geübte Spieler sind nach wenigen Manövern bereits auf der stärksten Stufe und verursachen knapp 30 Prozent mehr Schaden.

Während der Testphase lief die Online-Komponente einwandfrei.

Der Schlägerstil verändert unterdessen die Kombos und Animationen aller Waffen, ermöglicht euch dafür aber eine zusätzliche Auswahl von drei Jagdtechniken. Dabei handelt es sich um Spezialattacken, die ihr durch erfolgreiche Treffer aufladet und über den Touchscreen aktiviert. Im Ausgleich für ihre überaus nützlichen Fähigkeiten dürft ihr sowohl im Konter- als auch Luftkampfstil jeweils nur eine dieser Techniken anlegen. Zu guter Letzt existiert noch ein Gildenstil, was nichts anderes als das aus früheren Teilen bekannte Verhalten der Waffen ist. Hier dürft ihr zwei zusätzliche Jagdtechniken wählen und es ist meiner Ansicht nach die langweiligste Art, Monster Hunter Generations zu erleben. Dennoch ist es lobenswert, dass sich die Entwickler dazu entschlossen haben, Fans der alten Spielweise nicht vor den Kopf zu stoßen.

Obwohl die Jagdstile eine wunderbare Bereicherung sind und den Kämpfen eine neue Dynamik verschaffen, erkennt man trotzdem, warum sich im Namen des Spiels keine Zahl befindet. Außerhalb der veränderten Spielweisen besteht ein Großteil aus bekannten Inhalten. Die vier Dörfer kennen erfahrene Jäger aus den vorherigen portablen Abenteuern und auch Monster sowie Waffen bestehen hauptsächlich aus einer Mixtur alter Versionen.

Und wer Monster Hunter liebt, wird sich darüber vielleicht ein wenig ärgern und dann gerne wieder für Hunderte Stunden in den detailverliebten Welten des Abenteuers verschwinden. Neulinge finden wie beim vierten Teil ein gutes Tutorial, sollten sich allerdings erneut auf einen harten Einstieg gefasst machen. Aber vielleicht ergeht es euch ja wie mir und ihr schafft trotz missglückter Versuche mit alten Teilen endlich den Durchbruch. Nur macht euch darauf gefasst, die kommenden Monate womöglich in dieses Spiel zu investieren.

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