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Mordhau – Test: Stillt euren Blutdurst!

Multiplayer-Massenschlachten im Mittelalter

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Wunderbar chaotisches und blutiges Mittelalter-Gemetzel mit ausgefeilten Kampftechniken und frei erstellbaren Klassen. Nur wenige Karten.

Das Mittelalter gilt ja gemeinhin als ziemlich humorlose Zeit. Kein Wunder, bei der geringen Lebenserwartung, der permanenten Unterernährung und der Allmacht der katholischen Kirche. Aber auch in ein solches Szenario lässt sich noch eine gewisse Situationskomik implementieren. Beispielsweise wenn mitten auf dem Schlachtfeld dem Barden ohne Hose eine brennende Feuerkugel an den Kopf dotzt, haha!

Klingt komisch, kann in Mordhau aber durchaus mal passieren, denn der zentrale Frontline-Modus ist ein chaotisches Gemetzel, bei dem es gefühlt ohne Sinn und Verstand zur Sache geht - zumindest, wenn ihr euch nicht gerade in einem Duell Mann gegen Mann befindet.

Auf auf, dort vorne wartet der Feind! (Mordhau - Test)

Denn Mordhau hat ein relativ komplexes Kampfsystem, das sehr an das aus Chivalry erinnert. Blindes Draufhauen führt selten zu einem befriedigenden Ergebnis, stattdessen müsst ihr eure Angriffe gut timen, blocken, könnt Finten schlagen oder einen Angriff noch während er abläuft in einen anderen verwandeln. Je nachdem, wie ihr eure Maus bewegt, könnt ihr vertikale oder horizontale Schläge ausführen, außerdem zutreten und natürlich lassen sich auch Tritte mit anderen Tritten kontern.

Zusätzlich gibt es pro Waffe unter Umständen auch einen alternativen Modus - darunter übrigens auch den namensgebenden Mordhau. Ich wusste nicht, dass dieser Begriff tatsächlich existiert, tut er aber - und zwar in der deutschen Fechtschule. Zum Einsatz kommt der Mordhau, wenn der Gegner so gut gepanzert ist, dass es zwecklos wäre, mit dem Schwert auf seine Rüstung einzuschlagen. Deshalb dreht der Angreifer seine Waffe einfach um, greift das Schwert an der Klinge und benutzt den Knauf oder die Parierstange als eine Art Hammer - in der Hoffnung, den Gegner auf diese Weise bewusstlos zu schlagen oder ihn zumindest aus dem Konzept zu bringen. Bitte nur nachmachen, wenn ihr Kettenhandschuhe habt.

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Diese Kampftechniken jedenfalls eignen sich hervorragend für Duelle und ebendas ist vermutlich der Grund, warum der Deathmatch-Modus von Mordhau aktuell praktisch nicht als solcher genutzt wird. Stattdessen sucht sich jeder Spieler einen anderen und tritt im Kampf gegen ihn an. Das ist vom Spiel so nicht vorgesehen, aber wenn ihr als Newbie in einen solchen Kampf eingreift, werdet ihr mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den Ärger der anderen Spieler auf euch ziehen. Herzstück des Titels ist aber ohnehin nicht das Deathmatch und es sind auch nicht die ebenfalls enthaltenen Modi Team Deathmatch und Skirmish. (In letztgenanntem Modus habt ihr nur ein Leben, spawnt also nach eurem Ableben nicht wieder.) Nein, stattdessen ist es der Eingangs schon erwähnte Frontline-Modus.

Nach eurem Ableben könnt ihr euch aussuchen, wo ihr respawnen möchtet. (Mordhau - Test)

In diesem treten bis zu 64 Spieler in zwei Teams gegeneinander an und ihr müsst euch darum bemühen, die Spawn-Punkte auf der Karte zu erobern, wofür es jeweils Punkte gibt. Gleichzeitig müsst ihr natürlich die eigenen Stützpunkte beschützen. Eine einzelne Map ist nicht besonders groß, was in diesem Fall aber nun wirklich nichts Schlechtes ist, sorgt dieser Fakt doch dafür, dass ihr nach eurem Ableben sehr schnell wieder im Getümmel seid. Ableben, das werdet ihr oft und das Getümmel, das ist wirklich groß. Mordhau ist in diesem Modus eine permanente Schlacht zwischen Team Rot und Team Blau.

Eine nicht ganz kluge Farbwahl übrigens, denn Mordhau ist ein recht blutiges Spiel. Und weil Blut bekanntlich rot ist, kann es gerade bei schwerer verletzten Spielfiguren vorkommen, dass ihr nicht wisst: Ist der nun im roten Team oder schlichtweg voller Blut? Das ist auch deshalb problematisch, weil ihr auch die Mitstreiter des eigenen Teams verletzen und töten könnt. Das passiert im Eifer des Gefechts ohnehin schon viel zu schnell, aber wenn ihr noch nicht mal wisst, wer Freund und wer Feind ist ... hab' ich schon erwähnt, dass der Frontline-Modus ziemlich chaotisch werden kann?

Auch deshalb übrigens, weil ihr nicht zwangsläufig mit Schwert und auf zwei Füßen unterwegs sein müsst. Ihr könnt auch von Belagerungsgerät wie Katapulten Gebrauch machen, die zwar immensen Schaden anrichten, aber sich nur sehr schwer zielgerichtet einsetzen lassen. Und so kommt es nicht selten vor, dass ein mächtiger und heldenhaft wirkender Ansturm auf den Gegner von einem katapultierten Felsbrocken aus dem Hinterland aufgehalten wird. Ihr werdet also sterben und das wirklich oft, manchmal werdet ihr noch nicht mal zehn Sekunden auf dem Schlachtfeld sein, bevor euch ein schwer gepanzerter Feind mit seinem Morgenstern den Schädel zermatscht. Aber Herrgott, das macht trotzdem einen solchen Spaß, dass ich beim Spielen nicht anders konnte, als über meine eigenen Tode zu lachen.

Im Frontline-Modus könnt ihr zwischen acht Klassen wählen. Oder eure eigene zusammenbasteln. (Mordhau - Test)

Zumal es ja auch oft passiert, dass ihr derjenige seid, der den Gegner um die Ecke bringt. Zur Verfügung stehen euch im Frontline-Modus dafür acht vorgefertigte Klassen, darunter schwerer gepanzerte Verteidiger, Ritter, Bogenschützen, aber auch Unterstützerklassen, die beispielsweise Barrikaden aufbauen können. Und: Je nachdem wie erfolgreich ihr wart, erhaltet ihr für jedes Match Gold, das ihr wiederum in Ausrüstung investieren könnt, die ihr dann benutzt, um euch eine eigene Klasse zusammenzubasteln. Ihr wollt einen Typen mit Dolch, der auch Brandsätze werfen kann? Geht. Ein Morgenstern-schwingender Irrer, der zwischendurch mit seiner Laute aber auch motivierende Lieder spielt? Geht auch. Soll er eine Hose anhaben oder nicht? Bestimmt ihr. Das Schönste daran: All diese Ausrüstungsgegenstände sind relativ leicht und fair zu erspielen, mit Echtgeld kaufen könnt ihr sie nicht. Mordhau enthält weder Mikrotransaktionen, noch Loot-Boxen.

Sollte man unbedingt mal gemacht haben: Einfach nur im Kettenhemd die Laute spielen und aufs Schlachtfeld rennen. (Mordhau - Test)

Ich habe wirklich einen Mordsspaß mit Mordhau, aber es gibt ein Problem: Das ausgefeilte Kampfsystem verträgt sich nämlich im Grunde so überhaupt nicht mit dem sehr zentralen Frontline-Modus. Das liegt daran, dass echte Duelle auf der recht kleinen und vollen Karte praktisch gar nicht stattfinden. In den meisten Fällen werden Kämpfe stattdessen durch schiere Überzahl entschieden, nur selten schwingt mal jemand seine Waffe so geschickt, dass er mehrere Gegner auf einen Schlag umlegt. Nicht falsch verstehen, ich schätze gerade dieses Chaos. Aber die Tatsache, dass sich die Community aktuell in den Deathmatch-Modus zurückzieht, um Duelle zu trainieren, zeigt ja schon, dass hier zwei Elemente nicht so recht zueinander passen wollen. Der eigentlich sehr taktische Schwertkampf kommt im Getümmel einer Massenschlacht schlichtweg nicht zum Tragen, wenn euch im Zweifel irgendein Gegner umreitet, den ihr schlichtweg nicht kommen habt sehen. Reitet? Ja, Pferde gibt es natürlich auch.

Einer der Momente, in denen ihr garantiert nicht mehr wisst, wer hier gerade wen angreift. (Mordhau - Test)

Zusätzlich zu den bereits genannten Modi haben die Entwickler übrigens noch zwei weitere integriert: den Horde-Modus, bei dem ihr mit menschlichen Kollegen gegen immer stärker werdende Computergegner kämpfen müsst und zwischendurch eure Ausrüstung aufrüsten könnt. Und, heutzutage wohl unvermeidlich, einen Battle-Royale-Modus, in dem ihr mehr oder weniger nackt startet und eure Ausrüstung auf der Karte finden müsst. Ich könnte gut auch ohne beide Modi leben, aber irgendwie ist es ja doch nett, dass sie dabei sind. Ich bin dennoch sehr schnell wieder zu Frontline zurückgekehrt, auch wenn in diesem Modus nur vier verschiedene Karten zur Verfügung stehen. Von insgesamt sieben, die ihr dann teilweise nur in den anderen Modi spielen könnt. Das ist ein bisschen wenig und vor allem unterschieden sich besagte Karten hauptsächlich optisch. Klar, gibt's hier mal ein bisschen mehr Höhenunterschiede als da, der ein oder andere Engpass ist auch drin - aber letztlich spielt sich Frontline immer gleich. Ihr stürmt an die namensgebende Front und prüft, wo ihr am ehesten jemandem den Schädel einschlagen oder einen Spawn-Punkt erobern könnt.


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Andererseits ist es genau dieses immer gleiche Ziel, das ein ums andere Mal zu so bizarren wie amüsanten Situationen führt. Da wird der gegnerische Ritter zu Pferd von der eigenen Deckung von selbigem geschossen und fällt in einen brennenden Haufen Holz, nur um dann panisch in die gegnerischen Reihen zu rennen, wo er schließlich von einem Support-Charakter mit einem Schmiedehammer erschlagen wird. Da rennt ein ganzer Trupp schwerer Angreifer auf eine Stellung zu und verendet dann in einem von langer Hand vorbereiteten Pfeilhagel. Mordhau ist wohl kein E-Sports-Titel, dafür ist das alles viel zu unkontrollierbar, aber gerade für ein schnelles Spiel, um einfach mal ein bis zwei Stunden abzuschalten, macht das wahnsinnig viel Spaß.

Auch Unterstützerklassen gibt es bei Mordhau. Hier könnt ihr beispielsweise Barrieren bauen. (Mordhau - Test)

Mordhau sieht übrigens auch okay aus. Wirklich aber nur okay, nicht mehr. Das wiederum sorgt aber immerhin dafür, dass es absolut flüssig läuft und bei einer so hohen Sterbefrequenz muss es das natürlich auch. Dennoch zeigen sich die Entwickler erstaunlich detailverliebt, was die Verletzungen angeht, die ihr euren Gegnern zufügt. Schlagt ihr gegen deren nacktes Bein, kann es passieren, dass ihr selbiges abtrennt, so oder so hinterlasst ihr aber genau da Blutspuren, wo eure Waffe den Gegner trifft. Das ist umso erstaunlicher, weil ihr in den allermeisten Fällen im Gefecht gar nicht die Muse haben dürftet, das zu überprüfen. Und bevor ihr euch fragt: Ich habe dafür das Tutorial genutzt, das zwar recht knapp daherkommt, euch aber zumindest die Grundlagen relativ gut beibringt. Übrigens der einzige wirkliche Singleplayer-Teil des gesamten Spiels.

Mordhau macht im Moment wirklich einen Haufen Spaß, gerade weil ihr nur einmal dafür zahlen müsst und euch anschließend keine Gedanken um irgendwelche Mikrotransaktionen machen müsst. Das Spiel läuft flüssig, das Kampfsystem ist überraschend tiefgründig und mittelalterliche Massenschlachten werden wohl nie an Reiz verlieren. Ihr findet gerade problemlos innerhalb weniger Sekunden genug Spieler für ein Frontline-Match. Ich kann nur nicht voraussehen, ob das auch so bleibt, oder ob der aktuelle Hype um den Titel nur ein Strohfeuer ist. Insofern ist diese Empfehlung eine Empfehlung ohne Garantie - weil der Spaß an Mordhau natürlich enorm von der Aktivität einer im Moment sehr engagierten Community abhängt. Aktuell bewegt sich der Titel aber stabil in der Mitte der meistgespielten 20 Games auf Steam, eine gewisse Nutzerbasis sollte also schon vorhanden sein.

Bleibt die auf einem gesunden Level, kann ich euch nur raten: Schlagt ein paar Köpfe ein, trennt ein paar Gliedmaßen ab - und rennt vielleicht auch mal einfach in Unterwäsche und nur mit einer Laute in der Hand aufs Schlachtfeld. Das beruhigt ungemein.


Entwickler/Publisher: Triternion/Triternion - Erscheint für: PC - Preis: 24,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Gestestete Version: PC - Sprache: deutsche Texte, englisches Geschrei - Mikrotransaktionen: Nein


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Markus Grundmann Avatar
Markus Grundmann: Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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