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MotorStorm: Apocalypse

Kein Zuckerschlecken

Es hatte schon etwas leicht Makaberes an sich, als ich mir in den letzten Tagen die aktuellen Bilder aus Japan anschaute und dann später MotorStorm: Apocalypse ins Laufwerk der PlayStation 3 schob. Ein Spiel, das auf ein Katastrophenszenario setzt, bei dem allen voran Erdbeben eine große Rolle spielen und für Chaos und Zerstörung sorgen. Da ist es auch irgendwo verständlich, dass Sony den Japan-Release des Rennspiels nach hinten verschoben hat.

Letzten Endes ist es jedoch nun mal das zentrale Spielelement von MotorStorm: Apocalypse, mit dem sich der dritte PS3-Teil der Reihe deutlich von seinen Vorgängern abhebt und somit auch mehr als seinerzeit Pacific Rift vom allerersten MotorStorm.

Diese Katastrophen sorgen dabei nicht nur für optische Schauwerte - obwohl man hier manchmal ein wahres Feuerwerk entfacht -, sie verändern nahezu immer auch den Verlauf der Strecke. Nicht wirklich radikal, aber dennoch macht es sich deutlich bemerkbar. Wenn ihr etwa durch einen Tunnel rast, bricht plötzlich der Boden unter euch weg und ihr fahrt erstmal ein wenig im Untergrund weiter, bevor es wieder nach oben geht.

Oftmals steigert sich die Verwüstung auch mit jeder weiteren Rundenzahl. Während in der ersten Runde noch relativ wenig passiert, fliegen euch in den folgenden Runden schon mal explodierende Tanklaster oder Busse um die Ohren, ein Erdbeben hebt einen Teil der Straße an, Hochhäuser stürzen in sich zusammen oder eine Brücke wackelt bedrohlich, während ihr mit Vollgas über sie rast.

In diesen Momenten denkt man sich nicht zu unrecht immer wieder "Wow", was zumindest mir auch mit der Zeit immer leichter fiel. Wirklich gelungen ist auch ein Level an einer Küstenregion, in der ein Tornado auf dem Wasser tobt. Staub und Wasser fliegen beständig durch die Gegend, ein Tanklaster wird á la Twister auf die Strecke geschleudert und explodiert in einem gleißenden Feuerball, während andernorts ein Blitz in einem Riesenrad des Städtchens einschlägt und das gute Stück dann mitten über die Strecke rollt. Technisch gesehen gibt sich Apocalypse dabei keine Blöße. Das Spiel sieht nicht nur gut aus, es läuft auch während der Katastrophen, in denen oftmals viel auf dem Bildschirm passiert, überwiegend flüssig. Ein kurzer, aber spürbarer Rückgang der Framerate fiel mir jedenfalls nur an einer einzigen Stelle auf, was allerdings auch keine spielentscheidende Sache ist.

So toll anzuschauen diese wuchtigen Effekte auch manchmal sind, sie verlangen eure vollste Aufmerksamkeit - und zwar zu jeder Zeit. Wenn ihr mit Vollgas und aktiviertem Boost durch die Straßen rauscht, kann insbesondere auf den höheren Schwierigkeitsgraden jeder Fehler entscheidend sein. Und leicht macht es euch das Spiel dabei keineswegs. Trümmer liegen herum, Autowracks und was auch immer blockieren die Straßen, erfordern eine gute Beherrschung eurer Vehikel. Durch die Katastrophen kann sich das, wie eben schon erwähnt, zu jedem Zeitpunkt auch ändern. War die Strecke in einer Runde noch relativ frei, liegt plötzlich in der nächsten Runde ein LKW im Weg. Ihr müsst umdenken, euch mitunter den genauen Verlauf und die Veränderungen während eines Rennens einprägen, um am Ende erfolgreich zu sein.

Von Haus aus verfügt jede einzelne Strecke noch über verschiedene Routen und Abzweigungen, die sich für die eine Fahrzeugklasse vielleicht besser eignen als für eine andere. Ein Beispiel dafür wäre die Skyline der Stadt. Es gibt Rennen, in denen ihr über die Dächer der Metropole rast, hin und wieder könnt ihr euch aber auch mitten durch die Häuser einen Weg bahnen oder, falls ihr nicht über das Dach fahren wollt, über Balkone und dergleichen sausen. Die Kontrahenten folgen hierbei nicht allesamt immer einem vorgegebenen Pfad, sondern nutzen ebenso die unterschiedlichen Möglichkeiten für sich aus.

Obendrein sind die Katastrophen nicht das Einzige, was euch das Leben schwer macht. Wie von den beiden Vorgängern bekannt, geben euch eure Kontrahenten kaum eine Atempause, hängen euch im Nacken, drängeln, rammen und schieben euch aus der Bahn, wenn ihr ihnen im Weg seid. Auch das macht den Spaß, die Herausforderung von MotorStorm: Apocalypse aus. Es bringt euch nichts, wenn ihr euch nur auf die Umgebung oder nur auf die Konkurrenz konzentriert, ihr müsst stets beides im Auge behalten.

Zumindest auf dem Schwierigkeitsgrad "Anfänger" ist das alles noch nicht ganz so dramatisch, hier reicht es immerhin aus, wenn ihr jeweils den fünften Platz erreicht, um euch für das nächste Rennen zu qualifizieren. Auf "Pro" sind eure Konkurrenten aber schon deutlich aggressiver, schneller und ihr braucht mindestens Platz 3. Wer hier halbherzig an die Sache rangeht, kann auf jeden Fall mehrere Versuche pro Event einplanen. Und auf "Veteran" ist all euer Können gefragt.

Das Festival, im Grunde genommen der Story-Modus, dient gewissermaßen auch dazu, euch ans Gameplay heranzuführen. Ihr lernt das Spiel an sich und die Fahrzeuge nach und nach kennen, macht euch mit ihren Stärken und Schwächen vertraut. Die fallen je nach Klasse recht deutlich aus. Motorräder und Quad-Bikes sind zwar sehr schnell und wendig, aber gleichzeitig sehr anfällig, allen voran für Rempler anderer Vehikel. Mit den gewöhnlichen Buggys oder Rennwagen haben sie aber eines gemeinsam: Wenn sie einem Monster Truck zu Nahe kommen oder einer auf ihnen landet, sind sie Schrott. Dafür sind wiederum die großen Gerätschaften etwas schwerfälliger beim Lenken.

Alles in allem hat man die Fahrzeuge aber recht gut im Griff. MotorStorm verfolgt auch in Apocalypse seinen Arcade-Ansatz und setzt auf eine unkomplizierte, leicht zu handhabende Steuerung. Auf Knopfdruck (Kreis beziehungsweise Quadrat) habt ihr etwa die Möglichkeit, nach links und rechts auszuscheren, was in vielen Situationen hilfreich sein kann. Zum Beispiel, um im letzten Moment noch einem plötzlich auftauchenden Hindernis auszuweichen. Oder aber um einen Gegner abzudrängen, ihn ins nächste Wrack oder in den Abgrund zu schieben.