MotorStorm: Pacific Rift
Tapetenwechsel
Rasant brettere ich mit meinem Buggy im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein. Rechts die rauchenden Felder eines scheinbar inaktiven Vulkans, links die steilen Abhänge des Gebirges. Der Wagen liegt unruhig auf der Strecke, wird gut durchgeschüttelt. Der fetzige Soundtrack brummt aus den Lautsprechern und sorgt für einen hohen Adrenalinpegel. Und plötzlich braust ein durch die Luft fliegender Schulbus über mein vergleichsweise kleines Vehikel hinweg. Moment mal, ein Schulbus? Exakt, ein Schulbus! Ein solcher Anblick ist doch immer irgendwie faszinierend und verleitet mich für einen kurzen Augenblick dazu, die vor mir befindliche Strecke zu vergessen. Ein Fehler, wie sich alsbald herausstellt. Mein Buggy rast in eine kleine Felsformation und löst sich in seine Einzelteile auf. Räder schwirren durch die Luft. Die Verkleidung springt ab. Der Fahrer wird hinausgeschleudert.
Keineswegs ein seltener Vorfall. Nicht nur bei meiner oftmals riskanten Fahrweise, sondern ebenso bei den Kontrahenten. Speziell solche Situationen sind es nämlich, die den PS3-Launchtitel MotorStorm vor einem Jahr ausmachten. Und der Nachfolger Pacific Rift schlägt wenig überraschend in die gleiche Kerbe. Harte Zweikämpfe, fiese Schubser, eindrucksvolle Kollisionen und fliegende Schrottteile sind hier erneut an der Tagesordnung. Und doch bleibt der zweite Teil ein gutes Stück hinter seinen Möglichkeiten zurück.
Ein neuer Schauplatz hier, ein paar neue Fahrzeuge da. Und zusätzlich noch mehr Strecken. Das war es im Prinzip schon mit den Neuerungen. Leider, denn wie die Konkurrenz zeigt, ist doch mittlerweile in diesem Genre so viel mehr möglich. Warum darf ich nicht optional wie in Pure meine eigenen Vehikel zusammenschrauben? Warum gibt es keine individuellen Lackierungen wie in Forza Motorsport 2? Und warum beschränkt man sich auf eine solch kleine Auswahl an Spielmodi? Mehr Individualisierung, mehr User-Content und ein paar verrücktere Events würden perfekt in diese Thematik passen.
Die „Kampagne“ von MotorStorm: Pacific Rift beschränkt sich somit auf ein Standardrepertoire an Rennvarianten. Ganz gewöhnliche Rundkurse etwa, die zwei Durchgänge andauern. Selbige sind auch vornehmlich anzutreffen, während gelegentlich „Eliminierung“ – der Fahrer auf dem letzten Platz fliegt nach gewisser Zeit raus – und Geschwindigkeitsrennen durch mehrere Checkpoints für Abwechslung sorgen sollen. Kurzfristig mag das der Fall sein, aber letztendlich absolviert man wieder nur Rennen um Rennen auf den gleichen, mit mehreren Routen ausgestatteten Strecken. Eigentlich schade, denn mit den vielen Sprungschanzen könnte man in der Theorie allerlei lustige Dinge anstellen. Einige Anregungen dafür liefert sogar das im Hintergrund des Menüs ablaufende Renderfilmchen. Kleines Beispiel: Ein Wagen wird per Katapult beschleunigt und landet nach einem Sprung über eine Schanze im Wasser. Warum man solche Dinge im Spiel selbst vergeblich sucht, wissen wohl nur die Macher.
Was Pacific Rift noch mit seinem Vorgänger verbindet, ist der steigende Schwierigkeitsgrad. Anfangs hat man so gut wie keinerlei Probleme, den ersten Platz zu belegen. Doch schon bald werden die Strecken herausfordernder, Gegner härter, Rennen unberechenbarer. Je weiter man die Karriereleiter nach oben klettert, desto öfter wird man ein Event wiederholen müssen. Nur, wenn man die Strecken, ihre Eigenheiten und die einzelnen Wege genau kennt, kann man sich am Ende behaupten. Punkte verdient nämlich nur, wer die erste, zweite oder dritte Position belegt. Eben jene Zähler wandern auf das eigene Punktekonto und helfen dabei, den nächsten Rang zu erreichen. Und sie sind bitter nötig. Ohne Punkte kein neuer Level. Ohne neuen Level keine weiteren Strecken.
Aus den 16 zur Verfügung stehenden Strecken quetscht man dabei alles raus, was nur irgendwie möglich ist. Das Spiel teilt sich in der Kampagne auf vier verschiedene Zonen mit jeweils 24 Rennen auf. Macht insgesamt 96. Earth und Water Zone führen vorbei an malerischen Küsten, riesigen Wasserfällen, tiefen Canyons, über hohe Abgründe hinweg und durch saftige Dschungelabschnitte. In der Air Zone schickt man das Fahrerfeld in luftige Höhen. Auf waghalsige, in grauen Farbtönen gehaltene und mit gelegentlichen Rauchsäulen versehene Strecken, die kaum einen Fehler verzeihen. Sofern man mal eine Kurve verpasst, erhält man als Belohnung einen Freiflug in den Abgrund - garantiert ohne Bonusmeilen. Und die Fire Zone, letztes Areal der Welt von Pacific Rift, sorgt mit ihren rot-orange glühenden Lavaströmen, die sich durch die Landschaft ziehen, für allerhand gefährliche Situationen. Weder Vehikel noch Geschwindigkeitsboost kommen mit der Umwelt wirklich gut zurecht. Fahrzeuge verglühen in Sekundenschnelle in dem flüssigen Gestein und fangen in der Nähe bei aktiviertem Turbo schneller Feuer.