Moving Out - Test: Der neue Koop-Hit?
Wer hätte gedacht, dass Möbel schleppen Spaß macht?
Moving Out erscheint über Team17, kommt somit von dem Publisher, der uns mit den beiden Overcooked-Spielen in den letzten Jahren viel Koop-Freude bereitete. Oberflächlich betrachtet, wirkt Moving Out auf den ersten Blick ähnlich, verspricht ebenso Koop-Spaß mit euren Freunden. Und an der Prämisse ist ja nichts auszusetzen, oder? Es gibt schlechtere Vorbilder. Die Brillanz eines Overcooked 2 erreicht das Spiel indes nicht.
Ihr spielt in Moving Out einen F.A.R.T. Es zeigt, welche Art von Humor euch hier erwartet, wobei das eigentliche Spielerlebnis weniger damit zu tun hat, was dieser Name vermuten lässt. F.A.R.T steht für Furniture Arrangement und Removal Technican, ihr räumt Häuser für einen Umzug aus, was danach klingt, als könnte dabei eine Menge zu Bruch gehen.
Wie in Overcooked fahrt ihr mit einem Auto - in diesem Fall ein Umzugswagen - über die Karte der Spielwelt und rammt auf eurem Weg zum nächsten Kunden ohne Rücksicht auf Verluste den Gegenverkehr aus dem Weg. Das Ziel ist einfach: Alle erforderlichen Objekte, die ihr bequem per Tastendruck visuell hervorheben lasst, im Zielgebäude entweder alleine oder mit bis zu drei Mitspielern (nur offline!) so schnell wie möglich in den Umzugswagen befördern. Was je nach Objekt einfacher gesagt als getan ist. Leichte Dinge wie Kartons oder Bälle lassen sich (durch Fenster zum Beispiel) werfen, Betten zieht ihr mühsam durch die Häuser, immer im passenden Winkel, um Türen und andere Durchgänge zu passieren.
Je nachdem, wie viel Zeit ihr dafür benötigt, erhaltet ihr am Ende eine Bronze-, Silber- oder Goldauszeichnung. Zusätzlich gibt es pro Haus verschiedene optionale Ziele zu erfüllen, von denen ihr nach dem erstmaligen Abschluss eines Levels erfahrt. Zusammen mit den Zeitlimits spornt das wie in Overcooked dazu an, Level wiederholt anzugehen, um den perfekten Run hinzubekommen.
Die Steuerung legt euch dabei keine Steine in den Weg und ist einfach zu handhaben. Ihr habt alles mit wenigen Buttons buchstäblich im Griff und hier und da bietet sich der Anreiz, einfach auszuprobieren, ob ihr manche Sachen zum Beispiel über einen Swimmungpool in Richtung Umzugswagen werfen könnt oder nicht. Spoiler: Manche Sachen versinken unweigerlich im Wasser. Verloren gehen diese Objekte dabei nicht, sie respawnen an ihrer ursprünglichen Stelle. Am Ende entscheidet somit allein die Zeit, es besteht nicht das Risiko, Möbel zu verlieren. Ob das gut oder schlecht ist, ist Ansichtssache. Es wäre ein weiteres Spannungs- und Risikoelement gewesen, bei der ab und an verrückt spielenden Physik ist es indes vielleicht besser so, wie es ist.
Moving Outs Problem ist, dass es für längere Zeit zu zahm ist, erst in späteren Levels geht es dann mehr in Richtung der crazyness von Overcooked. Der Weg dorthin ist lang, am Ende entfaltet das Spiel sein in ihm schlummerndes Potenzial. Versucht doch mal, Tiere in einem Umzugswagen unterzubringen, wenn diese gerne herumlaufen - und woanders schlagt ihr euch mit Geistern herum. In seiner Gesamtheit entsteht dabei aber nicht ganz dieses urkomische Gefühl wie in Overcooked, wenn dort die Küche Feuer fängt und alle panisch herumlaufen, eine Welle am Strand anrollt und alles wegspült oder ein Spieler mit einer wichtigen Zutat in den Abgrund rutscht. Die Zusammenarbeit nimmt später eine stärkere Rolle ein als zu Beginn, wo noch jeder hauptsächlich für sich alleine schleppt. Vor allem bei schwereren Objekten wie einer Couch ist es am Ende häufig einfacher und sinnvoller, sie gemeinsam durch ein Fenster nach draußen zu feuern, als den längeren, kniffligeren Weg durchs Haus zu nehmen. Wie ihr die Dinge am besten löst, lernt ihr mit jedem Level und mit jedem neuen Durchgang.
Durch Goldmedaillen schaltet ihr indes neue Bonuslevel frei, ebenso sind die Bonusziele der einzelnen Level mitunter sehr spezifisch und werfen die Frage auf, wie zur Hölle ihr das schaffen sollt. Einige der Aufgabenstellungen, wie keine Fenster zu zerbrechen, hören sich einfacher an, als sie es in Wirklichkeit sind. Oder es stellt sich die Frage, wie ihr über einen Pool springt, ohne darin zu landen. Das lädt zum Experimentieren ein, bis ihr auf des Rätsels Lösung kommt. Und das, was Moving Out euch dabei bietet, ist gut umgesetzt, sieht ansehnlich und farbenfroh aus. Gleichzeitig läuft es - im Hinblick auf Performance und Bugs - ohne nennenswerte Probleme und bereitet euch ein durchgehend störungsfreies Spielvergnügen.
Im Endeffekt lautet die Antwortet auf die Frage in der Überschrift: Nein, Moving Out ist nicht der neue Koop-Hit, der alle anderen in die Schranken verweist. Es hat gute Ansätze, ihr solltet es definitiv kooperativ spielen, aber im Detail lässt sich das Spiel zu viel Zeit mit der Entfaltung seines vollen Potenzials, was hier Großartigeres verhindert. Dennoch: Spaß macht es auf jeden Fall, ihr habt Spielraum zum Experimentieren, Anreize zum wiederholten Absolvieren und Perfektionieren der Level und es ergibt sich somit einfach der Ansporn, in jedem Level die Goldmedaille zu bekommen. Somit reiht sich Moving Out gut neben anderen Koop-Größen wie Overcooked ein. Und seien wir ehrlich, auch im ersten Overcooked lief damals nicht alles perfekt, dann kam später der in allen Belangen bessere Nachfolger. Moving Out stellt eine gute Basis dar, die in Zukunft - ob durch DLCs oder einen Nachfolger - nur noch großartiger werden kann. Bis dahin solltet ihr definitiv einen Blick riskieren, wenn ihr neues Couch-Koop-Futter braucht.
Entwickler/Publisher: SMG Studio, Devm Games/Team17 - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One, Switch - Preis: zirka 23 Euro, enthalten im Xbox Game Pass (Konsole und PC) - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: Switch - Sprache: Deutsch, Englisch und andere - Mikrotransaktionen: nein