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Multiwinia

Angriff der Flachmänner

Gleich vorne weg: Multiwinia ist anders als die anderen Strategiespiele. Multiwinia ist das, was rauskommt, wenn man ein Echtzeit-Strategiespiel nimmt und es in 300 Grad heißem Wasser kocht. Alles. was nicht wirklich vorhanden sein muss, verschwindet und es bleibt nur der Strategiekern über. Es ist das Destillat eines ganzen Genres. Mit ein bisschen Wahnsinn.

Multiwinia ist anders. Und nicht nur, weil die Einheiten bunte Strichmännchen sind.

Multiwinia ist das neue Spiel der in London ansässigen Firma Introversion Software. Das wird jetzt nicht jedem etwas sagen, aber Introversion bewegt sich in der obersten Liga der immer erfolgreicheren Independent-Szene. Der erste Erfolg kam, als Valve Darwinia im Winter 2005 auf ihrer Wunderplattform Steam zum Verkauf anbot. Mittlerweile sind sie dank Titeln wie Uplink, Defcon und eben Darwinia sowie dem neu entstandenen Vertriebsweg digitaler Downloads eine feste Größe unter den unabhängigen Entwicklern.

Multiwinia, die inoffizielle Fortsetzung des Hits Darwinia, ist im Grunde genommen eine Art spät nachgelieferter Multiplayer-Modus. Und der geht so: In der Welt der Multiwinians ist Krieg ausgebrochen. Auf verschiedenen Karten kämpfen zwei bis vier Parteien verschiedenfarbiger Männchen, entweder vom Computer oder im besten Fall von anderen Spielern gesteuert, um den Sieg.

Multiwinians, wollt ihr ewig leben?

Je nach Spielmodi, und davon gibt es sechs verschiedene, sind die Bedingungen für den Sieg immer unterschiedlich. Manchmal geht es darum, alle feindliche Einheiten zu vernichten (Domination), manchmal darum, bestimmte Punkte-Zonen mit Leuten zu besetzen (Hügelkönig). In einer verzerrten Version von Capture the Flag, was liebevoll mit „Schnapp dir die Statue" übersetzt wurde, müssen die Strichmännchen gigantische Statuen gaaanz langsam zum Ziel tragen. Ein erster Ausblick des immer wieder auftauchenden Humors.

Denn auch aktuelle geopolitische Ereignisse werden ironisch aufgegriffen. So muss ein Spieler beim Modi „Sturmangriff" in eine mit zahlreichen Mauern und Geschützen ausgestattete Basis eindringen (der andere Spieler natürlich entsprechend verteidigen) und die feindlichen WMDs (die nie gefundenen Weapons of Mass Destruction) ausschalten. Gelingt das nicht bevor der Countdown abgelaufen ist, explodieren diese, und alle angreifenden Einheiten lösen sich in atomare Einzelteile auf. Es ist so, wie es sich anhört. Auch in den restlichen Varianten namens „Blitzkrieg" und „Raketenrevolte" sind die Inspirationen aus modernen Egoshootern unübersehbar.

Capture the Flag, hier mit Gewichtheberstatuen.

Wie auf den Screenshots schnell zu erkennen ist, hält sich die Grafik, technisch zurück. Die Multiwinians selber sind bunte, einfarbige Männchen und die Welt versetzt ältere Spieler mit seinen geometrischen, vektor-artigen Oberflächen zurück in beste Amiga/Atari ST Zeiten. Dank der Einfachheit der Präsentation verhält sich die Steuerung ebenfalls simpel und übersichtlich. Maus, AWSD, Steuerungs-, Tab- und Leertaste, das wars. Keine komplexen Shortcuts, keine Hundert Tastenkombinationen pro Spielminute, um seine Truppen zu kommandieren.

Das eigentliche Gameplay ist erstmal genauso überschaubar. Es erheben sich Einheiten aus Spawnpunkten. Man upgradet ein paar von ihnen zu Offizieren, die den Rest der Mannschaft in die gewünschte Richtung schicken. Treffen diese auf feindliche Truppen, eröffnen sie das Feuer automatisch. Genauso wie sie auch ganz ohne Befehl versuchen, feindliche Spawnpunkt zu erobern, sobald sie in der Nähe sind. Die Einheiten machen immer das Offensichtliche. Trotz ihres simplen Aussehens sind die Multiwinians eigenständig handlungsfähig, solange man sie in die richtige Richtung schubst. Multiwinia ist einfach.