MySims
Das etwas andere 'Sims'
Die Funktionsweise ähnelt dabei stark der des Gebäudebaus, nur verwendet Ihr natürlich viele kleine Elemente, die so gedreht werden müssen, dass sie an ihren vorbestimmten Platz passen. Wer schon mal ein Regal von einem gewissen schwedischen Möbelhändler aufgestellt hat, kann sich das sicher gut vorstellen. Nur fehlen im Spiel zum Glück nie die Schrauben.
Neben dem Bauen und Bearbeiten von Häusern und Gegenständen gibt es aber noch ein weiteres und ebenfalls neues Spielelement, mit dem Ihr viel Zeit verbringen werdet: Dem Sammeln von so genannten Essenzen, die im Prinzip trotz ihres geheimnisvollen Namens nichts weiter als Texturen für Mauern und Möbelstücke sind. Diese Essenzen existieren in verschiedensten Formen und mit insgesamt sechs Eigenschaften; manche sprechen Sims an, die gerne essen, andere wirken lustig, "freakig" oder gruselig.
Die Herausforderung besteht darin, alle Essenzen zu entdecken - und vor allem in ausreichender Anzahl. Während Ihr Äpfel einfach von den Bäumen schütteln, Fische im See fangen und Steine aus der Erde buddeln könnt, gestalten sich andere weitaus schwieriger. Woher bekommt man beispielsweise Actionfiguren? Oder Bleistifte?
Wichtig ist es also auch, die Umgebung regelmäßig zu erkunden, manchmal schlichtweg nur andere Sims zu beobachten, später aber ebenso neue Bereiche zu erforschen. Denn sobald sich Eure Stadt verbessert, gewährt Euch das Spiel Zutritt zu bisher versperrten Abschnitten.
All das ist wirklich gut gelungen, die Suche nach Essenzen wirkt zwar manchmal ein wenig schwerfällig, aber im Großen und Ganzen kann man weder am Bau- noch am Sammel-Gameplay ernsthaft etwas aussetzen. Denn das Problem, die Schwächen von MySims, stecken nicht im Spiel selbst. Das Problem ist das, was sich eben nicht im Spiel befindet.
Da sind zum Beispiel die Beziehungen zwischen den Charakteren. Ihr könnt für Eure Nachbarn Aufträge erledigen, nett oder unfreundlich zu ihnen sein - und das war's. Sprecht Ihr sie an, erzählen Sie Euch fast jedes Mal das Gleiche, und irgendwo ist es auch egal, ob Ihr überhaupt eine Verbindung zu ihnen aufbaut. Es ändert nur minimal etwas an ihrem Verhalten, das sich sowieso nur als planlos beschreiben lässt: Sie rennen willkürlich durch die Stadt, vertreiben sich irgendwie die Zeit, aber wirklich lebendig wirkt das nicht.
Weitaus schlimmer ist jedoch, dass Ihr selbst außer besagtem Bauen und Sammeln fast nichts in der Spielwelt anstellen dürft. Ja, Ihr könnt Euch am Kühlschrank eines Nachbarn bedienen, Ihr könnt Euch schlafen legen, einen Blumenstrauß zusammenstellen... aber nichts davon hat eine Auswirkung. Lediglich wer im späteren Spielverlauf in Eure Stadt hinzuzieht, wird merklich von Eurer Gestaltung (freundlich, spießig, erschreckend etc.) beeinflusst: Kommt eher der kühle Museumsdirektor oder doch ein Fitnessfanatiker?
Leider ist das bei Weitem nicht das einzige Element von MySims, das enorm lieblos wirkt: Wandert Ihr durch die Umgebung, verschwinden andere Figuren manchmal plötzlich im Nichts. Die Stadt an sich ist stets gleich aufgebaut, einen Multiplayermodus, etwa um die Welten anderer Spieler zu besuchen, gibt es erst gar nicht. Gleiches gilt für Wetter- und Jahreszeitenwechsel. Ihr könnt keine Blumen pflanzen, Ihr müsst nicht einmal schlafen oder auf Euer Konto achten. Und die Ladezeiten beim Betreten von Gebäuden oder nur beim Aufrufen eines Menüs sind unmöglich.
Keine Frage, Electronic Arts will mit dem Titel in erster Linie junge Spieler ansprechen, die nicht überfordert werden sollen. Das ist eine Entschuldigung für den Mangel an Anspruch, für die - wie schon bei Boogie - Abwesenheit jeglicher Schwierigkeit. Aber es ist keine Ausrede für eine im Grunde tote Spielwelt, der die charmante Grafik allein nicht ausreichend Lebendigkeit einhauchen kann.
Zugegeben: Das klingt harsch. Ein bisschen zu harsch möglicherweise. Aber es ist so unglaublich ärgerlich, wenn ich mir vorstelle, wie großartig dieses Spiel doch hätte sein können, wenn es sich nicht selbst so wahnsinnig limitieren würde. MySims ist deshalb einer dieser wenigen Titel, zu denen ich mir ganz ehrlich ein Sequel wünsche, um all diese fehlenden Features nachzureichen und die Liebe zum Detail ins Spiel zu bringen.
Aber, an dieser Stelle will zunächst einmal der erste Teil bewertet werden, und der ist trotz dieser Kritikpunkte kein schlechtes Spiel. Im Gegenteil: Die neuen Ideen an sich funktionieren, die Grafik gefällt, an der Steuerung habe ich nichts auszusetzen. Und für ein paar Stunden unbeschwerten Spaß ist es daher prima geeignet.