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Nach dem PS5-Lieferchaos in England: Amazon reagiert mit Gutscheinen

...aber erst nach einem Bürokratie-Dschungel.

  • Amazon versprach, den Betroffenen von fehlenden PS5-Konsolen im UK zu helfen
  • Bisher erhielten viele eine Rückerstattung und Geschenkgutscheine als Entschädigung
  • Die Aussichten auf Ersatzgeräte sind aber erst einmal gering

Letzte Woche haben wir von den schrägen Lieferungen - von Katzenfutter bis leere Kartons - berichtet, die einige in Großbritannien anstatt der PS5 bekommen haben. Im Anschluss versprach Amazon, dieses Problem für die enttäuschte Kundschaft mit Reistüten und Massagegeräten "wieder in Ordnung zu bringen." Doch was wurde nun bisher unternommen und haben die Betroffenen ihre Geräte bekommen?

Kurz gesagt: Nein. Wie Tom Phillips von Eurogamer.net berichtet, hat bisher niemand der Betroffenen, mit denen er gesprochen hat, sein Gerät nun doch auf wundersame Weise erhalten. Keine der Konsolen, von denen die Kunden glauben, dass sie gestohlen wurden, ist wieder aufgetaucht und es gibt keinen neuen PS5-Lagerbestand bei Amazon, um irgendwie einen Ersatz zu bestellen. Zumindest hatten laut Philipps einige eine Rückerstattung erhalten, auch wenn manche noch immer darauf warten, dass das Geld tatsächlich ankommt. Den Meisten wurde auch ein kleiner Betrag in Form von Amazon-Geschenkgutscheinen angeboten - im allgemeinen etwa 10 Pfund, in einigen Fällen bis zu 50 Pfund, in einigen Fällen bis zu 150 Pfund. Naja, gerade ein 10-Pfund-Gutschein wird viele nach der enttäuschten PS5-Vorfreude vermutlich mehr ärgern als glücklich machen.

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Tatsächlich hatten einige diese Entschädigung sogar abgelehnt, Zufriedenheit sieht anders aus. Wieder andere berichteten davon, dass sie zukünftige Vorbestellungen bei Amazon storniert und auch die Amazon-Prime-Abos sinnbildlich in die Tonne geworfen hätten. Das zeigt deutlich, dass viele der Kundschaft noch sauer auf den Online-Händler sind.

Auffällig ist, dass Amazon bisher keinerlei Stellung zu den Ereignissen selbst genommen hat. Es gab keine Entschuldigung für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die für die Fehler verantwortlich sind, und potenzielle Diebstähle wurden ebenfalls nicht eingeräumt.

Während viele also eine kleine Entschädigung erhalten haben, trifft das natürlich erst einmal nur auf diejenigen zu, die sich die Zeit genommen haben, sich mit dem Kundenservice von Amazon in Verbindung zu setzen. Jeder, der einmal bei einer Hotline angerufen hat, kann sich vorstellen, wie viel Freude das macht. Ein betroffener Kunde erzählte Tom Philipps, sich durch Amazons verschiedene Ebenen des Kundendienstes zu wühlen, sei "wie ein Videospiel an sich" gewesen - fast genauso spaßig wie die PS5, oder? Eurogamer-Leser Dan Smith zufolge ist es ziemlich kompliziert, sich von einem Service-Mitarbeiter zum nächsten zu kämpfen und dabei bekäme man teilweise auch widersprüchliche Informationen: "Mir wurde vom Executive Customer Service zweimal ausdrücklich gesagt, dass sie keine Entschädigung anbieten würden." Smith zufolge käme es also stark auf das eigene Durchhaltevermögen an, wie viel man überhaupt am Ende herausbekommt.

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Auch eine anderen Kundin, Lauren Barrett, erhielt wohl über ein Wochenende hinweg von Amazon mehrere verschiedene Gründe, warum die PS5 nicht angekommen sei - dass ein Nachbar sie genommen hätte, bis hin zur Erklärung, dass der Fahrer die Konsole ins Depot zurückgebracht habe - jedenfalls scheint sich Amazon selbst nicht einig zu sein, welche Begründung man nun für die Schwierigkeiten anführen kann.

Jamie Al-Kadhimi aus unserer Meldung von letzter Woche, der erzählt hatte, er habe einen Kurier mit seiner PS5 wegfahren sehen, wandte sich mit seinem Problem an die Polizei. Am Wochenende wurde Al-Kadhimi von Amazon mitgeteilt, dass seine Bestellung gefunden und ins Depot zurückgebracht worden sei und dass sie innerhalb von 48 Stunden bei ihm eintreffen würde. Es wurde aber bald klar, dass dies schon wieder ein Fehler war, und ihm wurde gesagt, er müsse erneut 48 Stunden warten, während Amazon weiter nachforscht. In der Zwischenzeit übergab Jamie der Polizei Sicherheitskamera-Aufnahmen seiner Einfahrt, um zu beweisen, dass der Lieferwagen mit seiner PS5 zwar dort war, die Konsole aber nicht geliefert worden war. Anschließend nutzte er noch die Möglichkeiten zum Betrugsschutz seines Kreditkartenunternehmens aus, was Amazon unter Druck dazu brachte, ihm sein Geld zurückzugeben.

Gestern Abend schickte Amazon schließlich auch noch eine allgemeine Rundmail an die Betroffenen. In der Mail heißt es nach einer kurzen Entschuldigung für die Umstände: "Wir untersuchen weiterhin, warum der Artikel nicht an Sie geliefert wurde. Da kein Ersatz für das Produkt verfügbar ist, haben wir in die Wege geleitet, dass Ihnen der volle Betrag für diese Sendung einschließlich der Lieferkosten erstattet wird. Wir haben außerdem eine Gutschrift von 10 Pfund auf Ihr Konto beantragt. Wir setzen uns mit Ihnen in Verbindung, wenn die Möglichkeit auf Ersatz in den kommenden Wochen umsetzbar wird". Der letzte Satz klingt zumindest, als würde Amazon versuchen, etwas für die Betroffenen anzubieten - obwohl das wahrscheinlich stark davon abhängen wird, wie viele Sony-Konsolen Amazon überhaupt zur Verfügung haben wird und wie lange es dauert, bis neue PS5-Bestände kommen.

Gerade heute veröffentlichte Sony auf Twitter eine Nachricht, die andeutet, dass es noch vor Jahresende neue PS5-Bestände geben soll - vielleicht ein Lichtblick für diejenigen, die noch immer warten. Die haben vorerst keine richtigen Antworten, was tatsächlich mit ihren Geräten passiert ist, erst einmal wenig Hoffnung auf Ersatz - aber sie haben einen Geschenkgutscheinen von 10 Pfund.

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Judith Carl Avatar
Judith Carl ist Volontärin für News und Social Media bei Eurogamer.de. Judith hat Medienwissenschaften studiert. Sie streamt begeistert am liebsten Rollenspiele und Adventure Games auf Twitch. Ihre weiteren Leidenschaften sind LARP, Pen and Paper, und Trash-Filme.
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