Skip to main content

Narco Terror - Test

Ein Spiel, zwei Meinungen. Aber beide sind nicht unbedingt positiv.

Narco Terror - Benjamins Meinung

Es gibt da eine Sache, die mir an Narco Terror sofort gefiel. Ich startete das Spiel und wartete auf die sonst so üblichen Logos von Publisher, Entwickler, Engine und was man dort sonst noch so Schönes sieht. Dazu die kurze Ladezeit für das Menü, in dem man mit ein paar Klicks dann endlich beginnen kann. Eben all das, was einem Spiele üblicherweise vor die Nase setzen, bevor es überhaupt losgeht. Aber nicht Narco Terror. Nein, hier geht es gleich mit einer kurzen Intro-Sequenz los, bevor das Spiel dann direkt ohne Pause in den ersten Level einsteigt.

Keine großen Erklärungen - nicht dass das Spiel diese nötig hätte -, nichts. Einfach loslegen und Spaß haben. Und in welche Richtung Narco Terror geht, verdeutlicht schon die Tatsache, dass ich den Erfolg für 150 getötete Gegner noch vor dem Abschluss des ersten Levels erhielt. Narco Terror kann ganz unterhaltsam sein, wenn ihr euch davon nicht mehr erwartet als einen x-beliebigen Twin-Stick-Shooter. Ballert haufenweise Gegner aus der "Schräg-von-oben-Perspektive" über den Haufen und sammelt dabei Geld ein, um eure Waffen zu verbessern. Dazu eine klischeebeladene Hirn-aus-80er-Jahre-Action-Story und fertig.

In gewisser Weise haben die Entwickler hier aber auch eine Chance verpasst. Das Spiel bietet zwar ein pixeliges Retro-Interface und -Menü, das aber irgendwie nicht so recht zum sonst halbwegs modernen 3D-Look passen will. Aber wenn schon, dann doch richtig. Narco Terror hätte man weitaus stylischer gestalten können, so hinterlässt es eher einen 08/15-Eindruck.

Kennt noch jemand Apogees Raptor? So fühlt sich das hier nicht an.

Der gilt dann auch für den Rest des Spiels. Nichts davon ist wirklich schlecht, alles funktioniert ohne Probleme und es zeigen sich keine gröberen Bugs. Aber irgendwo fehlt es Narco Terror dann letzten Endes an echter Eigenständigkeit, die einen dazu veranlasst, das Spiel sofort haben zu wollen, wenn man es sich genauer anschaut oder ausprobiert. Ein wenig Spaß könnt ihr damit aber sicher haben, wenn euch der Sinn nach einem Twin-Stick-Shooter steht.






Narco Terror - Björns Meinung

Was kann ich Positives über Narco Terror schreiben? Es funktioniert. Es stürzt nicht ab. Und wenn ich lange genug auf einen Feind schieße, fällt er um. Ansonsten? Mhhh. Naja, der Name klingt so schlecht und generisch, dass er mir fast schon wieder gefällt. Das war es dann auch schon. Ja, es spielt sich so, wie es ein Twin-Stick-Shooter tun sollte und bietet Waffen, die laute Geräusche beim Feuern von sich geben. Zwischendurch folgen die obligatorischen Geschütz-Sequenzen und kurze Abschnitte in einem Flugzeug oder Schlauchboot dürfen natürlich auch nicht fehlen. Man bekommt wirklich das Gefühl, als hätten die Entwickler wie beim Zusammenbau eines IKEA-Schranks simple Anweisungen befolgt, um daraus ihr Spiel zu basteln. Nur blieben dabei die eigenen Ideen irgendwie aus.

"In welche Richtung Narco Terror geht, verdeutlicht schon die Tatsache, dass ich den Erfolg für 150 getötete Gegner noch vor dem Abschluss des ersten Levels erhielt."

Zerstörte Fahrzeuge und andere Objekte bescheren euch zusätzliches Geld.

Als Resultat erhält man eine langweilige Suppe aus Einzelteilen, die ihr überall schon zehnfach gesehen habt. Jeder Level zieht sich in unendliche Längen und man fragt sich ständig, wann denn nun das Ende folgt. Reinste Fließbandarbeit. Ihr schaltet euer Gehirn aus, lasst eure Hände die Bewegungen ausführen und sehnt euch im Geiste nach anderen Beschäftigungen. Nach dem ersten Level guckte ich verzweifelt auf die Uhr und konnte nicht glauben, dass ich nur 20 Minuten gebraucht hatte. Die Zeit kam mir wie eine Stunde vor. Danach warf ich einen kurzen Blick auf die Levelauswahl. Noch sieben weitere Missionen? Das muss wohl der Terror sein, vor dem einen der Titel warnt.

Zur Besänftigung schaltete ich daraufhin meinen Ton aus und startete nebenher einen Film. Das restliche Abenteuer besteht für mich daher nur aus einer dumpfen Wolke an Erinnerungen, die sich alle zu einem Brei zusammenfügen. Da ihr nach den ersten beiden Abschnitten in einem Industriegebiet sofort nach Afrika fliegt und dort die restliche Zeit verbringt, wirken auch die Areale alle gleich. Ein paar unterschiedliche Gegner habe ich noch erkennt, die aber alle dieselbe Taktik erfordern. Rollt ständig von links nach rechts und benutzt die stärkste Waffe, die sich gerade im Inventar befindet. Vier Stück gibt es insgesamt, die ihr noch aufstufen dürft. Nur wieso soll ich dazwischen wechseln, wenn das Maschinengewehr in jeder Situation passt? Auch die vier Munitionstypen wirken sinnfrei, da ihre Kraft im Spiel nie wirklich auffällt. Powerups oder irgendwelche andere Modifikatoren hätten Narco Terror gut getan.

"Nach dem ersten Level guckte ich verzweifelt auf die Uhr und konnte nicht glauben, dass ich nur 20 Minuten gebraucht hatte. Die Zeit kam mir wie eine Stunde vor."

Wenn wir eines aus Videospielen gelernt haben, dann das: Wann immer ihr irgendwo eine Minigun seht, benutzt sie.

Am schlimmsten sind hingegen die Stellen, an denen der Titel Abwechslung bringen will. Die Shmup-Szenen im Flugzeug sind grauenhaft. Zuerst einmal seht ihr das Geschehen aus einer leicht schrägen Ansicht, so dass ihr Distanzen schwer abschätzen könnt. Anschließend sorgt die einheitliche Farbpalette dafür, dass ihr Kugeln nicht vom Boden unterscheiden könnt. Und auch hier fehlt der Wumms. Ich will in keinem Flieger sitzen, der pro Sekunde vielleicht drei Schüsse abfeuert, während die Feinde ihren gesamten Munitionsvorrat auf mich ballern. Zusätzlich gibt es noch genügend Probleme mit dem Balancing auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad, der alleine quasi unmöglich ist an bestimmten Stellen.

Narco Terror serviert euch die gleiche mittelmäßige Speise so lange, bis sie euch zum Hals rauskommt und ihr es nicht länger ertragen könnt. Spielt den ersten Level und ihr habt alles gesehen. Nein, nicht einmal das. Spielt die ersten fünf Minuten und ihr erkennt die Belanglosigkeit dieses Spiels. Es existiert schlicht kein Grund, warum ihr Narco Terror spielen solltet. Vielleicht wenn ihr jeden anderen Twin-Stick-Shooter gespielt habt. Und selbst dann solltet ihr die Guten davon noch einmal spielen, bis ihr eure Zeit hiermit verschwendet. Oder werft einen Tennisball vier Stunden gegen die Wand. Es bietet die gleiche Form der Abwechslung. Ernsthaft. Belohnt ein so faules Stück Software nicht mit eurem Geld. Kauft euch lieber einen Tennisball.

5 / 10

Schon gelesen?

Benjamin Jakobs Avatar
Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Narco Terror

PS3, Xbox 360, PC

Verwandte Themen