Naruto: Rise of the Ninja
Die Münze in der Mülltonne
Neulich am Ramen-Stand:
Sasuke: „Und was willst Du dann tun?“
Naruto: „ Tja...genau darüber habe ich die ganze Zeit nachgedacht. Ich werd einfach über die Erde spazieren.“
Sasuke: „Was soll das schon wieder heißen?“
Naruto: „Du weißt schon, wie Caine in Kung Fu. Von Ort zu Ort gehen, Menschen treffen, Abenteuer erleben.“
Sasuke: „Und wie lange willst Du über die Erde spazieren?“
Naruto: „ Wenn es ewig dauert, werde ich ewig spazieren.“
Sasuke; (seufzt) „Dann hast Du Dich also entschlossen, Penner zu werden?“
Naruto: „Ich werde einfach Naruto sein, Sasuke. Nicht mehr und nicht weniger.“
Ihr werdet Euch an diesen Dialog erinnert fühlen, wenn Ihr mit Naruto über die Erde spaziert, Menschen trefft, Abenteuer erlebt und in Mülltonnen nach Geld sucht.
Ubisofts erstes Abenteuer zum offensichtlich hochgradig beliebten Anime Naruto – grob geschätzt derzeit 400 Folgen, still counting – stellt nicht nur den ersten Versuch eines westlichen Studios mit der Serie dar, es geht auch einen anderen Weg als alle vorigen. Die bisherigen Spiele, bevorzugt zur Sicherung des japanischen und amerikanischen Massenmarkts auf PS2 erschienen, appellierten fast ausschließlich an die kämpferische Seite des kleinen Ninjas. Ubisoft bietet Euch statt dessen eine Art familienfreundliches Ninja-GTA.
Man beginnt dabei die Story ganz vom Anfang an aufzurollen. Mir kam das sehr entgegen, schließlich kam ich vorher noch nie mit der Serie in Kontakt. Solltet Ihr dagegen aber zu den harten Naruto-Fans zählen, könnte Euch das ganze schon ein wenig zu vertraut vorkommen. Alle bekannten Charaktere werden der Reihe nach vorgestellt, sie zeigen die aus der Serie vertrauten Spleens und sogar die Euch wohl dann bestens vertrauten Animeszenen dürft Ihr hier noch einmal bewundern. Andererseits, möglicherweise wisst Ihr ja schon nicht mehr so genau, wie alles vor so langer Zeit begann und freut Euch über diese Reminiszens.
Am Anfang beginnen bedeutet hier aber auch, dass der Held Naruto in seinem Städtchen voller Ninjas – die nette, meist hilfreiche Sorte – noch als kompletter Aussenseiter sein Dasein fristet und auch im ortsüblichen Beruf nicht viel reißt. Eure erste Aufgabe besteht darin, wenigstens einen kleinen Teil der Bevölkerung davon zu überzeugen, dass Ihr nicht nur ein Freak, sondern ein nützlicher Freak seid. Diese erste Stufe der sozialen Leiter lässt sich erklimmen, indem Ihr für lokale Händler in der Stadt ein paar Münzen sammelt. Jede Menge Münzen. Ihr werdet die erste Stunde wenig mehr machen als durch Mülltonnen wühlen oder von Regendächern Kleingeld angeln.
Einen ungünstigeren und demotivierenden Einstieg in die Geschichte der Werdung eines Ninjas hätte man wohl kaum wählen können. Eine gute Sache hat die monotone Sammelei allerdings: Ihr könnt einen ersten ausgiebigen Blick auf Leaf-Village werfen und Ubisoft leistete hier wundervolle Arbeit. Es kommt selten vor, dass man beim Anblick seiner Spielumgebung spontan gute Laune bekommt, aber die farbenfrohe, sonnendurchflutete, detaillierte und mit Leben erfüllte Umgebung wird Euch sofort in Ihren Bann ziehen.
Die Bewohner können Euch vielleicht zu Beginn nicht leiden, trotzdem ist es ein Vergnügen zu betrachten, wie sie an den Straßenecken einen Schnack halten, ein Buch in der Sonne lesen oder Ihren alltäglichen Geschäften nachgehen. Wenn es zu Euren Kindheitsträumen gehört, Leaf Village zu besuchen, bitteschön: Näher als hier werdet Ihr nicht herankommen. Mit der Zeit und wachsenden Beweglichkeit Narutos turnt Ihr voller Forscherdrang über die Dächer und genießt die gleiche suchterzeugende Mischung aus Sammeln und Erkunden wie schon in Crackdown. Nur hier halt etwas kindgerechter.
Nach dem Ihr die Phase der Mülltrennung und des Münzensammelns überstanden habt, beginnt endlich das harte Ninja-Leben. Von den üblichen Verdächtigen der Serie werdet Ihr mit verschiedenen Questen bedacht, deren Ablauf sich stets ähnelt. Zuerst einmal müsst Ihr einen Zielpunkt erreichen und die Welt außerhalb des geschützten Städtchens machte es Euch nicht einfach.
Auf den Pfaden lauern zahlreiche Pendel, Spikes und Fallgruben, welche alle bei Kontakt an Narutos Lebensenergie zehren. Gutes Sprungtiming heißt das Gebot der Stunde, nur leider macht die Steuerung es nicht immer einfach oder auch nur fair. Im späteren Verlauf werden Euch einige äußerst präzise Folgen abverlangt, nur bekommt Ihr zum Arbeiten ein alles andere als feinfühliges Sprungverhalten. Mit ein wenig Übung lässt sich das alles überstehen, nur halt selten ohne Energieverlust.