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Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm 4 - Test

Ihr steht auf übertriebene Anime-Kämpfe? Dieses Spiel ist für euch!

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm 4 ist das perfekte Spiel für Fans der Vorlage. Und selbst Neulinge dürfen hier zugreifen.

Bevor ich hier meine Meinung zum neusten Ultimate Ninja Storm abgebe, bedarf es einer kleinen Anmerkung: Ich habe absolut keinen Plan von Naruto Shippuden. Den Plot und seine teils verwirrend ähnlich aussehenden Charaktere kenne ich bloß aus den früheren Spielen und konnte dort schon kaum einer klaren Handlung folgen. Zwar gehörte ich bei der deutschen Erstveröffentlichung der originalen Naruto-Reihe zur treuen Leserschaft des längst aufgelösten Banzai-Magazins, allerdings verlor ich spätestens beim hierzulande grausig vertonten Anime weit vor Shippuden vollkommen das Interesse.

Was die treue Umsetzung der Vorlage und im Anime bisher nicht gezeigten Szenen anbelangt, kann ich deshalb keine qualitative Aussage treffen. Zumindest scheint es zahlreichen Fans zu gefallen, schenkt man Berichten aus diversen Online-Foren Glauben. Wer genau wie ich nur verschwommene Erinnerungen an den Manga beziehungsweise Anime hat, braucht sich jedoch nicht zu fürchten. Narrativ gesehen habe ich nicht den geringsten Hauch einer Ahnung. Trotzdem musste ich mehrfach lächeln, weil allein die visuelle Reizüberflutung genügte, um einen unterhaltsamen Freitagabend zu gestalten.

Ganz besonders die Kamera muss für ihre fantastische Inszenierung der Spezialmanöver gelobt werden.

Noch mehr als seine Vorgänger zeigt Ultimate Ninja Storm 4, dass Entwickler CyberConnect2 auch für das grandios übertriebene Actionspektakel Asura's Wrath verantwortlich war. Obwohl wir wahrscheinlich nie einen Nachfolger dazu erhalten werden, fühlt sich der Story-Modus hier wie ein spirituelles Begleitwerk zu Asuras chaotischem Rachefeldzug an.

Ihr beobachtet ausschweifende Filmsequenzen, besteht zwischendurch ein paar angenehm leichte Quick-Time-Events und haut anderen Ninjas in regelmäßigen Abständen auf die Fresse. Manchmal erfolgt sogar eine sich vom restlichen Gameplay losgelöste Action-Sequenz, bei der ihr beispielsweise tausende Feinde in der Rolle eines gigantischen Froschgottes niederwalzt oder über den Rücken kilometerlanger Tentakeln grindet. Auch wenn die Szenen technisch kaum an die Grenzen der Konsolen stoßen, nutzt CyberConnect2 Kamera und Partikeleffekte so gekonnt, dass einem die teils schwachen Umgebungstexturen gar nicht mehr auffallen.

In Gruppenkämpfen könnt ihr Kollegen für kurze Kooperationsattacken herbeirufen oder komplett gegen eure Figur austauschen.

Leider entstand der Adventure-Modus nicht mit einer solch detailverliebten Sorgfalt. Stattdessen fühlt es sich eher wie eine Light-Fassung der Rise-of-the-Ninja-Kampagne an und bietet euch nicht mehr als repetitive Missionsabläufe sowie langweilige Plattformer-Elemente. Verschenkte Ressourcen in meinen Augen, die stattdessen in einen stabileren Netzcode für den Multiplayer hätten investiert werden können. Deshalb trug ich meine Gefechte mit menschlichen Gegnern lieber vor einem gemeinsamen Fernseher aus.

Hier liegt eindeutig das Hauptaugenmerk des Titels und die kompetitiven Schlachten erweisen sich abermals als gefährlicher Zeitfresser. Im ersten Moment mag das Kampfsystem schrecklich simpel und hektisch wirken. Doch genau wie bei einem Super Smash Bros. eignet sich der leichte Einstieg perfekt für Neulinge. Nachdem die grundlegende Steuerung erklärt und innerhalb weniger Kämpfe verinnerlicht wurde, entstehen überraschend früh spannende Gefechte zwischen absoluten Amateuren.

Ultimate Ninja Storm 4 ermöglicht somit einen raschen Einzug in das Meta-Game. Denn niemand braucht komplexe Regeln oder Combos lernen. Sämtliche Aktionen funktionieren bei jedem der dutzenden Charaktere gleich. Eine Taste wird zum Aufladen eurer Chakra-Leiste verwendet. In Kombination mit anderen Knöpfen schnellt ihr in wenigen Frames zum Gegner oder führt einen der optisch beeindruckenden Jutsu-Angriffe aus. Ansonsten müsst ihr nur den leicht verständlichen Einsatz von Blocks, Ausweichmanövern oder diverser Wurfobjekte beachten.

Bei einer schier unendlichen Zahl an spielbaren Charakteren gibt es genügend Freiraum für unterschiedliche Spielstile.

Im Gegensatz zu einem Super Smash Bros. Melee findet ihr hier keine unendliche Komplexität, dennoch gibt es genügend Taktiken, die sich während Sessions mit Freunden oder Online-Kontrahenten ständig weiterentwickeln. Früher als in anderen Genrevertretern steigert man sich in spaßige Mind-Games, bei denen es hauptsächlich um den taktisch korrekten Einsatz begrenzter oder zumindest eingeschränkter Elemente geht. Blitzschnelles Ausweichen ist in wenigen Zügen aufgebraucht, woraufhin ihr kostbare Sekunden bis zum nächsten Einsatz warten müsst. Erwischt euch der Feind genau dann mit einem Ultimate-Jutsu, dürft ihr euch von eurer gepolsterten Lebensleiste verabschieden. Diese Momente sind es, die euer Wohn- oder Schlafzimmer mit grölenden Schreien füllen und den Abend in eine Abfolge ständig schwankender Kräfteverteilungen transformieren.

Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm 4 ist, wenig überraschend, eine stark iterative Fortsetzung. Die über den Verlauf der Serie etablierte Struktur wird beibehalten und spielerisch nur in ganz wenigen Punkten wie dem Charakter-Balancing erweitert. Dennoch begeistert in erster Linie der Story-Modus durch seine atemberaubende Inszenierung der spektakulären Auseinandersetzungen und auch der Multiplayer ist wie erwartet eine großartige Ausrede, um seine Freunde einzuladen. Lediglich den trostlosen Adventure-Modus hätte man sich sparen können.

Fans der Vorlage oder der Vorgänger können bedenkenlos zugreifen. Aber ich rate selbst weniger mit der Materie vertrauten Leuten mit Affinität zu leicht verständlichen Kampfsystem, sich den Titel einmal anzusehen. Vielleicht werdet ihr genauso erstaunt sein wie ich. Noch vor zwei Jahren musste ich mich trotzig zu einer längeren Multiplayer-Session überreden lassen und bin seitdem zum Fan mutiert.

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