Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm Trilogy - Test
Shōnen Dank.
Wenn wir die Augen ein wenig zusammenkneifen, spülen im Wesentlichen zwei Arten von Switch-Portierungen durch unsere täglichen News-Feeds. Zum einen wären da die aufwändig angepassten Spiele kleinerer Indie-Studios, gleichermaßen zusammengehalten von einer Art nostalgischem Nintendo-Bonus sowie der Neugier, ob das Unterfangen technisch überhaupt realisierbar sei. Und dann gibt es kühl kalkulierte, risikominimierte Testballons wie Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm Trilogy.
Geld sollen am Ende des Tages beide in die Kasse spülen; von überschwänglichen Kommentarspalten und virtuellem Applaus allein kann kein Entwickler überleben. Doch gibt es einen nicht unwesentlichen Unterschied zwischen der nüchternen Kosten-Nutzen-Rechnung eines Publishers, der eine erfahrene Entwickler-Division solch eine Umsetzung in kurzer Zeit zusammenprogrammieren lässt, und der enorm ressourcenbindenden Verpflichtung, die ein technisch weniger beflissenes Studio damit eingeht. Die Jungs und Mädels von Playtonic können ein Lied davon singen, viele ihrer Kollegen jederzeit in selbiges einstimmen.
Das ist kein Urteil über die Qualität dieser Spiele. Himmel, Module wie Rayman Legends zählen auf jedem System zum Besten, was die jeweilige Konsolen-Bibliothek hergibt - nur kosten sie im benachbarten Gaming-Regal womöglich weniger als die Hälfte. Naruto bricht gewissermaßen mit dieser Unart und ist ein weit weniger dreistes Zeh-ins-kalte-Wasser-Stecken als etwa der ebenfalls von Bandai Namco veröffentlichte Dragon-Ball-Xenoverse-2-Port. Von einem sportlichen 60-Euro-Preisschild geziert erschien dieser im Herbst vergangenen Jahres gemeinsam mit der latenten Drohung, bevor man über eine Switch-Umsetzung von Dragon Ball Fighter Z nachdenken würde, sollten sich "Switch-Besitzer fürs Erste auf Xenoverse 2 konzentrieren". Nintendos Konsole als Testgelände, ihre Besitzer als Versuchskaninchen.
Bei der Naruto-Trilogie rücken die Plattformen nun endlich ein Stück weit zusammen, in vielerlei Hinsicht. Sowohl auf Switch, Xbox One, PS4 als auch PC werden entweder 40 Euro für das Dreierpaket oder je die Hälfte für einen einzelnen Teil fällig, wobei eine physische Version - aus welchem Grund auch immer - lediglich für Sonys Kiste zu haben ist. Technisch trennt die Systeme ebenfalls wenig, wenn wir von den 900p im Dock- und den 540p im Handheld-Modus der Switch absehen. 1080p bleiben potenterer Hardware vorbehalten, 60 FPS ausschließlich dem PC. Vor dem Anime-Gott sind zwar nicht alle Plattformen gleich, aber immerhin nah beieinander.
Was überdies auf der Switch bleibt, ist der jedem Spiel dieser Plattform injizierte Mobilitäts-Bonus. Wie den meisten kommt dieser auch der Ultimate-Ninja-Storm-Trilogy gehörig zupass, sind alle drei Teile doch sehr episodische, beliebig portionierbare Abstecher in eine Welt, die ihr idealerweise bereits in den ungemein populären Anime- und Manga-Vorlagen kennengelernt habt. Das beinahe kategorische Ausschließen von Neulingen ist gewissermaßen der Preis, den Fanservice-Produkte dieser Art auf ihrem steinigen Weg aus der 08/15-Lizenzmüllecke zahlen mussten. Die heute besetzten Nischen sind gerade breit genug für eine Handvoll Hardcore-Fans, für alle anderen hat sich derweil nur der Grund geändert, diese Spiele zu meiden: War es früher die miserable Qualität, ist es heute die schier unüberwindbare Einstiegshürde. Kann eben nicht jeder Dragon Ball Fighter Z sein.
Hätte vor zehn Jahren auch anders kommen können. Auf dem Höhepunkt des Naruto-Popularitätsgipfels und mit der "Alles ist möglich"-Euphorie, die 2008 vielen Spielen auf der scheinbar unverschämt leistungsstarken PS3 zu eigen war, wollten die Entwickler von Cyber Connect 2 mit einem Knall in die neue Generation starten. Ultimate Ninja Storm 1 sollte nicht der austauschbare Prügelspiel-Asset-Swap, sondern so viel mehr, letztlich: zu viel werden. Das beschauliche Ninja-Dorf Konoha zur Open World hochzujazzen - inklusive NPCs, kleinerer Missionen, Sammelkram und allem, was bereits damals zu einer offen Welt gehörte - mag ein hehres Ziel gewesen sein. Es war jedoch zugleich ein überambitioniertes, das statt eines facettenreichen Mikrokosmos' lediglich eine bunte Fassade erschuf. Und wer hinter diese lugte, fand dort wenig mehr als ein an allen Ecken und Enden knarzendes, auf Pathos statt Tiefe ausgelegtes Kampfsystem.
Ultimate Ninja Storm 2 hat diese Fehler erkannt und seinen Möglichkeiten entsprechend behoben. Das große, leergefegte Konoha wurde in lebendigere instanzierte Bereiche aufgeteilt, die Scherben des Kampfsystems aufgefegt und zu etwas zusammengetragen, dessen Style-over-substance-Ansatz zwar weiterhin unverkennbar, Bandai Namco aber zumindest auch 2018 noch einen funktionierenden Online-Modus wert ist (ebenso wie Teil drei, Teil eins hingegen ist nur offline spielbar).
Der dezent schizophrene dritte Teil positionierte sich schließlich irgendwo zwischen diesen Extremen, ist zugleich ausladender in seinen Mechaniken und doch komprimierter in seinem grundlegenden Ablauf. Womöglich eifert Ultimate Ninja Storm 3 seiner Vorlage eine Spur zu sehr nach. So fängt es zwar dessen Bombast beinahe Bild für Bild ein, auch aber die zähe Struktur eines Shōnen-Anime bzw. -Manga. Nach einem (zugegeben extrem fetten) Kampf folgt müde dahinplättschernde Exposition, bis ihr nach mehreren Minuten die nächste aus dem Original bekannte Auseinandersetzung nachspielen könnt. Dummerweise muss sich Ultimate Storm allerdings dem Diktat der Videospiele unterwerfen, euch als Spieler demnach zum Gewinnen anhalten. Weil Naruto-Mangaka Masashi Kishimoto in seinem Skript aber nie vorgesehen hatte, seinen Blondschopf siegreich aus dem gerade nachgespielten Kräftemessen hervorgehen zu lassen, liegt der im Victory-Bildschirm eben noch jubilierende Jung-Ninja in der anschließenden Sequenz schon wieder mit dem Gesicht im Staub. Jupp, von solch einem Spiel reden wir hier.
Die Naruto-Trilogie bildet nicht nur den Werdegang seines quirligen Protagonisten vom unerfahrenen Jungspund zum weltbekannten Ninja, sondern zugleich auch ein Stück weit die Entwicklung von Cyber Connect 2 als Studio ab. Bei Ultimate Ninja Storm 1 wusste weder der eine noch der andere, wo all die rohe, überschüssige Energie der Jugend am besten aufgehoben wäre, was fast zwangsläufig in einem etwas überambitioniertem Abenteuer mündete. Teil zwei gab sich demütiger und fokussierter, wusste, was es sein wollte, während Ninja Storm 3 den damit eingeheimsten Erfolg womöglich etwas über Gebühr strapazierte.
Keines dieser Spiele ist ein Prügler im kompetitiven Sinne, den man am Freitagabend gemeinsam mit ein paar Freunden einwirft. Die hierhinter werkelnden Mechaniken haben einzig maximalen Bombast zum Ziel und waren ab Teil zwei geschliffen genug, diesem Anspruch zu genügen. Die Antwort auf die Frage, ob nun der Zweier seinem Nachfolger vorzuziehen sei, ist eher von persönlichen Vorlieben abhängig als an vermeintlich objektiven Kriterien ablesbar. Aber auf welchen die Wahl auch fallen mag - es ist der einzige, den ihr braucht. Bandai Namcos Angebot, die einzelnen Spiele für je 20 Euro in den verschiedenen Stores anzubieten, ist daher eines, das dieser Trilogy trotz ihres fairen Preispunktes vorzuziehen ist.
Entwickler/Publisher: Cyber Connect 2/Bandai Namco - Erscheint für: Switch, PS4, Xbox One, PC - Preis: 39,99 Euro (oder 20 Euro für einen einzelnen Teil) - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: Switch - Sprache: deutsch - Mikrotransaktionen: Nein