Naruto x Boruto: Ultimate Ninja Storm Connections im Test - Das ultimative Naruto-Fanpaket!
Aber das war's dann auch schon.
Nur sechs Jahre hat CyberConnect2 mit einem neuen Naruto-Prügler auf sich warten lassen, nachdem zuletzt Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm Legacy 2017 erschien. Um Boruto mitzunehmen, gab es Naruto to Boruto: Shinobi Striker 2018 von Soleil Ltd. hinterher, aber jetzt möchte Naruto x Boruto: Ultimate Ninja Storm Connection eine ordentliche Schippe drauflegen. Viel mehr Figuren, schnellere Kämpfe, mehr Modi, zahlreiche Trophäen, bessere Performance, deutsche Sprachausgabe inklusive Sprecher aus dem ursprünglichen Anime und sogar eine besondere Boruto-Geschichte warten hier auf euch. Aber kann all das auch für Nicht-Ultra-Fans die Wartezeit auf Tekken 8 verkürzen oder bleibt es beim Fanpaket, das nur Ninja-Herzen höher schlagen lässt? Ich fürchte, es bleibt beim Letzteren.
Believe it! Naruto ist ins Alter gekommen!
Noch bevor ihr das Hauptmenü erreicht, bewirft euch Ultimate Ninja Storm Connections mit täglichen Belohnungen. Das erinnert mich sofort an Mobile Games. Bedenklich, denn wenn Kampfspiele nicht mit einem Kampfsystem, in dessen Techniken man sich stundenlang einarbeiten kann, motivieren, dann können sie mich vielleicht mit freischaltbaren Charakteren, zusätzlichen Geschichten, Outfits oder neuen Modi halten. Mir täglichen Krimskrams anzubieten ist jedenfalls nicht der beste Weg. Mich beschleicht bereits hier ein schlechtes Gefühl, aber wir wollen erst einmal nicht urteilen und uns die Neuerungen anschauen.
Connections bietet fünf Modi an: Geschichte, Besondere Geschichte, Freier Kampf, Online-Kampf und Sammlung. Ins Tutorial kann man jederzeit wechseln, um die Kampfgrundlagen zu verinnerlichen. Im Modus "Geschichte" erlebt ihr Narutos Werdegang seit seiner ersten Schulstunde. Von Narutos erstem Training mit Kakashi, Sakura und Sasuke über die traurigen Szenen zwischen Zabuza und Haku bis hin zu den Ereignissen in Shippuden bietet die Geschichte 20 Jahre umfassendes Anime-Material. Leider hemmen hochskalierte Standbilder aus dem Anime, die mit wenigen Sätzen und kleinen Stimmfetzen verziert werden, und Bugs, die den Text und die Stimmen regelmäßig verschwinden lassen, die Feierlaune. Die Online-Funktion, mit der man nach jedem Kapitel eine Reaktion in Form von Emojis abgeben und den weltweiten Vergleich zur eigenen Reaktion sehen kann, hilft nur wenig weiter.
Deutlich spannender ist der Modus "Besondere Geschichte" für den eine eigene Geschichte von Serien-Schöpfer Masashi Kishimoto aus der Sicht von Boruto geschrieben wurde. Boruto spielt ein VR-Spiel, in dem er sich in allerlei Figuren verwandelt und so Kämpfe beschreiten kann. Gleichzeitig befreit er die Stadt vor einer mysteriösen Gruppierung im Untergrund. Die Geschichte fühlt sich nach einer Filler-Folge an, denn sie trägt inhaltlich nichts zum eigentlichen Anime bei, damit alle, die den Anime nicht kennen, ebenfalls mitkommen können.
Die Welt, die ebenfalls hauptsächlich mit Text-Passagen bespielt wird, wirkt allerdings schon viel liebevoller als im ersten Geschichts-Modus. Fast so, als hätte man 3D-Modelle und Level mit dem Ziel entworfen, dass ihr euch frei in ihnen bewegen könnt, wie man es aus den Vorgängern kennt. Leider macht Connections hier einen Schritt zurück, denn außerhalb der Kämpfe, von denen es nur einen pro Kapitel gibt, ist das nicht möglich. Trotzdem sind die bunten Szenen und die Geschichten spaßig genug, um dranzubleiben. Hierbei hilft vor allem die neue deutsche Synchronisation, die ich sowohl in der Geschichte, als auch in den Kämpfen als angenehm empfand. Wer lieber das Original hört, kann zur englischen oder japanischen Sprachausgabe wechseln.
Freunde und Feinde
Besonders hartnäckige Fans werden sich motiviert fühlen, denn mit jedem Kampf - egal in welchem Modus - tragen kleine Geschenke zur Sammlung bei, in der ihr eine ganze Enzyklopädie zu Naruto findet. Neben Fakten und Trivia rund um Vater Naruto und Sohn Boruto gibt es aber auch Farben, Outfits und Accessoires, die euch zum Weiterkämpfen animieren sollen. Euch werden bei vielen Kämpfen zusätzlich Listen vorgestellt, die es zu erfüllen gilt, um mehr Sammelgegenstände und Trophäen zu erhalten, die weitere Boni freischalten. Beispielsweise sollt ihr den Kampf mit über 60 % Gesundheit oder durch gewisse Kombinationen gewinnen.
Leider schreckt mich hier die schiere Masse an freischaltbaren Gegenständen ab, weil es kein System gibt, außer mit allerlei Zeug beworfen zu werden, um weiterzumachen. Dazu kommt die riesige Figuren-Auswahl mit über 130 spielbaren Charakteren, die nicht nur alle Ninjas aus allen Animes beinhaltet, sondern auch ihre verschiedenen Formen. Alleine Naruto gibt es hier in sieben unterschiedlichen Versionen. Das macht in den ersten Stunden Spaß, aber für mich sinkt der Motivationsgrad exponentiell ab, weil durch immer mehr Items und Outfits keine Struktur aufkommt, gleichzeitig die Übersicht aber sinkt. Die Sammelitems und vielseitige Verzierung der Figuren können nur oberflächlich motivieren. Nicht zuletzt, weil die 3D-Modelle auf der PlayStation 5 veraltet wirken - um nett zu bleiben und nicht "billig" zu sagen. Bei so einem riesigen Roster verstehe ich, warum man die Figuren nicht allzu aufwendig darstellt, aber auch hier muss man die Frage stellen, ob Klasse statt Masse nicht besser gewesen wäre.
Die Kämpfe selbst sind zwar actiongeladen, machen aber nur durchschnittlich viel Spaß. Sie bieten Zugang für Kampf-Veteranen oder Einsteiger, denn Connections lässt euch zwischen zwei Schwierigkeiten wählen: einfach und normal. Dabei bietet der erste Grad eine neue Funktion, die viele Angriffe und Kombinationen automatisiert. Da ihr auch bei Connections in dreidimensionalen Räumen kämpft, könnt ihr Chakra nutzen, um näher an den Feind zu gelangen. So werden euch gewisse Kombinationen erleichtert und schneller ausgeführt. Hierbei büßt der strategische Aspekt des Kampfes etwas ein, bietet aber vor allem für Einsteiger eine gute Option und für erfahrene Kämpfer ein wenig Abwechslung. Zudem hält das neue Ultimate Ninja Storm die Dynamik weiterhin auf einem hohen Level. Durch viele Animationen während besonderer Attacken, die Kameraführung und raschen Schnitten bleibt ein konstantes Action-Gefühl erhalten. Leider wirken einige "Ultimative Angriffe" überladen und überlagern die 3D-Modelle unangenehm miteinander.
Selbst im lokalen Koop kam bei mir manchmal das Gefühl auf, den Anime nochmal schauen zu wollen, weil die alten Charaktere mit ihren originalen deutschen Stimmen schon eine angenehme Nostalgie auslösen. Die Steuerung ist mit ihrer Unterteilung in starke und schwache Nah- oder Fernattacken recht einfach. Für frischen Wind im Genre sorgt die Nutzung von Chakra, die dazu animiert, auch den kampffreien Raum einzunehmen, um Energie aufzuladen und dann stärkere Kombis auszuführen. Während die Eingaben einfach gelernt sind, sind Folgeangriffe und Kombinationen schwieriger zu meistern. In der Geschichte gibt es etwas härtere Gegner, die sich durch die Kampf-Möglichkeiten an Bosskämpfe in Action-RPGs erinnern.
Insgesamt hatte ich aber leider nicht das Gefühl, dass die Kämpfe besonders komplexe Lernkurven bieten. Es geht mehr darum, herauszufinden, welche Figuren stark und welche schwach sind, denn das Gleichgewicht zwischen den vielen Charakteren lässt zu wünschen übrig. Neu ist übrigens die Funktion, weitere Figuren in euer Team aufzunehmen, was eine willkommene Idee ist, sich aber in den Kämpfen nicht vollkommen ausgearbeitet anfühlt. Die Kombinationsmöglichkeiten werden hierbei nur oberflächlich erweitert, denn die Unterstützer erschienen nur für einen Angriff im Kampf, der schnell unterbrochen werden kann, und bleiben dann recht lange im Cooldown. Gelegenheitskämpfer wird jedoch freuen, dass die Benutzeroberfläche oft bei starken Kombinationen oder dem richtigen Zeitpunkt für einen Finisher mit der passenden Tasteneingabe aufleuchtet.
Während ich keinerlei Probleme mit der Online-Performance als solcher hatte, fiel mir doch schnell auf, dass das Match-Making sehr unausgeglichen war. Als Level 1 gleich mit Level 18 Figuren zu konkurrieren, sorgt zwar für kurze Wartezeiten, macht aber auch weniger Spaß. Dafür lief mein Online-Modus, wie der Rest des Spiels, mit flüssigen 60fps.
Naruto x Boruto: Ultimate Ninja Storm Connections - Fazit
Das neue Kampfspiel in dem von Masashi Kishimoto geschaffenen Universum bietet das bisher größte Fan-Paket mit ordentlichem Inhalt und einigen Neuerungsansätzen. Wenn man genauer hinschaut, stellt man jedoch schnell fest, dass sich Connections auf Quantität statt Qualität konzentriert. Von Bugs über kaum überarbeitete alte 3D-Modelle bis zu Rückschritten im Gameplay (keine begehbaren Welten) kann das Spiel leider bei Weitem nicht mit modernen Titeln aus dem Genre mithalten. Auch die Kampfmotivation hält trotz vieler kleiner oberflächlicher Geschenke nicht lange an, weil Kampfmöglichkeiten zwar nach Action schreien, sich aber in ihrer Komplexität sehr im Rahmen halten und schnell in simple Routinen verfallen. Positiv sind sicher neue Impulse, wie der einfache Modus mit automatisierten Funktionen, die Unterstützer oder die deutsche Synchronisation. Aber am Ende bleibt nur ein wenig Spaß für große Fans. Der Rest der Welt wartet weiter auf Tekken 8.
Naruto x Boruto: Ultimate Ninja Storm Connections | |
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