NASCAR 08
Voll in die Bande
NASCAR ist in Deutschland vermutlich so populär wie Hallenhalma oder Straßenschach. Kein Vergleich zum Publikumsmagneten Formel 1, obwohl auch dieser seit der Abstinenz von Michael Schuhmacher etliche Zuschauer eingebüßt hat. Am letzten Wochenende lockte der Türkei-Grand Prix gerade mal 5,6 Millionen Schaulustige vor die Glotze - eine glatte Enttäuschung für RTL und Co. NASCAR dürfte da keine ernsthafte Alternative sein, auch wenn die Serie in den Staaten seit Jahren erfolgreicher und populärer ist als die Formel 1.
Warum, erschließt sich allerdings wohl nur Experten. Am genialen Design der Kurse kann es nicht liegen, setzt die amerikanische Rennserie doch lediglich auf die „atemberaubende Faszination einzigartiger Ovale“, die für Freunde von Geschwindigkeitsorgien wie Burnout oder Need for Speed schnell eine einschläfernde Wirkung haben. Grundsätzlich also besonders für das Marketing-Team von Electronic Arts eine große Herausforderung, deutschen Konsolen-Besitzern den Exoten-Renner schmackhaft zu machen.
Während in den USA das NASCAR-Idol Tony Stewart das Cover der diesjährigen Serienauflage ziert, grinst uns in Deutschland Ex-McLaren Rempel-Rüpel Montoya entgegen - okay, ich kann's verstehen, denn Stewart hat hier ungefähr den Bekanntheitsgrad eines durchschnittlichen ADAC-Mechanikers. Ob Montoya da als Werbefigur besser taugt, sei allerdings dahingestellt.
Mir persönlich kommt die NACAR-Serie seit dem Zugang von Juan Pablo sowieso vor wie das soziale Auffangbecken gescheiterter Formel-1-Piloten. Sehen wir mal über meine Abneigung zu Herrn Montoya hinweg und stellen fest, dass die Helden der berühmten amerikanischen Motorsport-Serie dank taufrischer Lizenz auch in der Auflage 08 wieder alle am Start stehen und sich auf den authentischen Speedways mehr oder weniger spannende Rennen liefern.
Denn Spannung liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Schließlich mag es Menschen geben, die in der Endphase eines Schneckenrennens vor lauter Aufregung einen Herzkasper bekommen. Für genau diesen Personenkreis dürfte auch NASCAR '08 ein fantastisches Rennspiel sein. Aber wir wollen uns nicht länger über das offensichtlich monotone Gameplay auslassen, das nur unmerklich mehr bietet als stupides Im-Kreis-Rasen auf den Speedways der USA. Immerhin stehen fast alle Ovale, die Rang und Namen haben, auf dem Terminplan und können erfreulicherweise sogar direkt angewählt werden.
Deutliche Unterschiede zwischen den Rondellen in Daytona, Indianapolis, Kansas, Las Vegas, Michigan und so weiter und so fort gibt allerdings es nicht – NASCAR-Experten werden dieser These vermutlich vehement widersprechen. Schließlich differieren sich diese durch Neigungenwinkel und Kurvenradius, dies hat beim Rennen aber kaum eine Auswirkung. Eine gewisse Monotonie bringt das Thema NASCAR also von Natur aus mit sich, so dass sich über ein langweiliges Gameplay also niemand beschweren darf. Summa Summarum: Man bekommt mit NASCAR '08 eine reinrassige Simulation der Rennserie – nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.
Der Monotonie der Rennen folgend zeigt sich auch der Season-Modus einschläfernd und langweilig. Man heizt über einen Kurs nach dem anderen, sammelt fleißig Punkte und steht am Ende der Saison als Sieger da. Herzlichen Glückwunsch, das war's, ich kann nach Hause gehen.